Ladeinfrastruktur „Alles andere als Premium“: Volkswagen-Chef Diess meckert über Ionity

Von Christoph Seyerlein

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Herbert Diess ist erneut mit dem Elektroauto in den Urlaub gefahren. Wie bereits im vergangenen Jahr hatte er bei einem Ladestopp wenig Spaß. Seinen Frust darüber bekam nun Ionity ab.

Volkswagen-Chef Herbert Diess war mit dem Ladeerlebnis während seiner Urlaubsfahrt nicht glücklich.
Volkswagen-Chef Herbert Diess war mit dem Ladeerlebnis während seiner Urlaubsfahrt nicht glücklich.
(Bild: Volkswagen)

Volkswagen-Chef Herbert Diess hat Urlaub. Wie schon im vergangenen Jahr trat der Topmanager seine Reise wieder in einem VW ID 3 an. Auch am Ziel hat sich nichts geändert: Erneut ging es an den Gardasee. Diesmal nicht von München aus, sondern vom Bodensee, wie der 62-Jährige am Mittwoch (4. August) bei Linkedin erklärte.

Doch auch, wenn Diess nicht im Büro ist, sollte sich niemand aus dem Volkswagen-Umfeld zu sicher zu sein, dass er deshalb nicht durchgreift. Zu spüren bekam das jetzt zwar keine direkte Volkswagen-Einheit, mit Ionity aber immerhin ein Unternehmen, an dem der Wolfsburger Konzern 20 Prozent hält.

Was war passiert? Diess wollte am Brenner laden. Aktuell stehen dort nur vier Ladesäulen. Als der Volkswagen-Chef dort vorbeifuhr, waren alle besetzt. „Klar, da hält jeder am Shopping Center“, kommentierte er.

„Kein Kaffee, kein WC, eine Säule außer Betrieb“

Also fuhr der 62-Jährige weiter nach Trento. Bereits im Jahr zuvor hatte er seinen Unmut über die dortige Ionity-Station geäußert. In der Zwischenzeit hat sich offenbar wenig geändert. „Auch nach der Kritik im letzten Jahr: kein WC, kein Kaffee, eine Säule außer Betrieb/defekt, traurige Angelegenheit. Das ist alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis, Ionity!“, meckerte der Konzernboss.

Diess' Verärgerung blieb nicht lange unbeobachtet. Mit Marcus Groll reagierte der Ionity-COO auf den Kommentar des Volkswagen-Chefs. Er beteuerte, dass der Standort am Brenner verbessert werden solle. „Für den Standort in Trento arbeiten wir mit unserem Standort-Partner ENI an einer Verbesserung des Kundenservice. Der defekte Lader ist gestern repariert worden“, schrieb Groll am Donnerstag (5 August). Ionity spüre in diesem Sommer einen starken Anstieg der Auslastung an vielen Standorten. Insbesondere in Norwegen, Schweden und Frankreich sei das der Fall. Dort seien die meisten Standorte bereits auf sechs Ladepunkte ausgelegt, so Groll.

Nach eigenen Angaben betreibt Ionity aktuell 359 Ladeparks in Europa, weitere 39 befinden sich im Aufbau. Zu den Investoren zählen neben dem Volkswagen-Konzern BMW, Daimler, Ford und Hyundai.

Eine mangelhafte Ladeinfrastruktur rückt immer mehr als Problem beim Ausbau der Elektromobilität in den Fokus. Die Zahl der Ladepunkte wächst nach Ansicht der Autoindustrie nicht schnell genug mit dem Fahrzeugangebot der Hersteller mit. Die Industrie sieht dabei vor allem die Politik in der Pflicht. „Alles können wir nicht stemmen“, hatte beispielsweise Diess zuletzt gesagt.

Automobilverband fordert Eingreifen der Politik

In die gleiche Kerbe stößt auch der Verband der deutschen Automobilindustrie. Dessen Präsidentin Hildegard Müller hatte kürzlich erklärt: „Wenn die EU-Kommission überlegt, Neuwagen künftig nur noch mit Elektroantrieb zuzulassen, muss sie für ein flächendeckendes Ladenetz überall in Europa sorgen. Hierzu muss die EU-Kommission jetzt für alle Staaten verbindliche Ausbauziele festlegen.“

Wenn weder genügend Ladepunkte noch genügend Ökostrom für den Individualverkehr zur Verfügung stünden, werde die Transformation zur Klimaneutralität nicht gelingen, so Müller.

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