Automobilmesse Auto Shanghai 2015: Der Copyshop wird kleiner

Autor / Redakteur: SP-X / Jens Scheiner

Vor gut 20 Jahren wunderten sich deutsche Manager, dass koreanische Späher auf Europas Automessen jedes Detail eines neuen Modells fotografierten und alles akribisch aufschrieben. Auf der chinesischen Autoshow in Shanghai zeigt sich ein anderes Bild.

Vor gut 20 Jahren wunderten sich deutsche Manager, dass koreanische Späher auf Europas Automessen jedes Detail eines neuen Modells fotografierten und alles akribisch aufschrieben. Auf der Autoshow in Shanghai zeigt sich ein anderes Bild.
Vor gut 20 Jahren wunderten sich deutsche Manager, dass koreanische Späher auf Europas Automessen jedes Detail eines neuen Modells fotografierten und alles akribisch aufschrieben. Auf der Autoshow in Shanghai zeigt sich ein anderes Bild.
(Foto: sp-x/Peter Maahn)

In Shanghai erkundeten zum Beispiel ein halbes Dutzend VW-Ingenieure die Neuheiten von Geely, JAC oder Brilliance. „Da tut sich was“, verriet ein hochrangiger VW-Mann. „Viele gute Ideen und auch die Qualität wird immer konkurrenzfähiger“. Von den über 100 Autoherstellern in China wagten sich nur die bekanntesten Firmen zum Schaulaufen gegen die weltweite Konkurrenz aus Europa, Asien und Amerika. Ein Rundgang bestätigte: Der Riese ist hellwach, fast alle Stände quollen über vor Neuheiten, Studien und Konzepten. Der berüchtigte Copyshop früherer Jahre ist kleiner geworden. Wenn man lange genug sucht, entdeckt man doch noch einige dreiste Nachahmungen erfolgreicher westlicher Modelle. Vor allem die deutschen Hersteller reagieren gelassen: Die anspruchsvollen chinesischen Kunden wollen nun mal das Original, heißt es in Stuttgart oder Wolfsburg.

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Verblüffende Ähnlichkeiten

Die Firma Haval ist Chinas größer Anbieter von SUV. Neueste Schöpfung ist der H2, ein 4,56 Meter langer Fünftürer mit nach hinten abfallender Dachlinie. Unter der Haube ein 1,5-Liter-Benziner mit 110 kW/150 PS. Allrad gibt es gegen Aufpreis. Bei der Gestaltung der Frontpartie hatten die Designer aus Baoding wohl den Mazda CX 5 im Sinn. Gleich zwei europäische Sportwagen-Ikonen standen bei Eagle Pate: Der Eagle mit Nachnamen „Carrie“ gleicht vorne einem Ferrari und am Heck diversen Porsche-Modellen. Selbst der Stil des Schriftzugs wurde importiert. Leistungsdaten unbekannt. Porsche will übrigens nicht klagen. Range Rover sollte Lizenzgebühren oder Schmerzensgeld einfordern: Der Landwind X 7 von Jiangling Motors, immerhin einer größten chinesischen Hersteller, gleicht in fast dreister Weise dem erfolgreichen Evoque. Angetrieben wird die Kopie von einem Zweiliter-Benziner mit 140 kW/190 PS, der ganz offiziell bei Mitsubishi eingekauft wurde. Land Rover erwägt eine Klage wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht.

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