KPMG-Studie Autohersteller: Fusionieren oder verlieren?

Autor Svenja Gelowicz

Für die Massenhersteller führt kein Weg an Zusammenschlüssen vorbei, wenn sie den Kampf gegen die Tech-Giganten nicht verlieren wollen: Das ist nur ein Ergebnis einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft KPMG.

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Wenn die Autobauer nicht zum bloßen „Stahlbieger“ verkommen wollten, müssten sie sich vom derzeitigen Wettbewerb untereinander ein Stück weit lösen, so eine neue Studie von KPMG.
Wenn die Autobauer nicht zum bloßen „Stahlbieger“ verkommen wollten, müssten sie sich vom derzeitigen Wettbewerb untereinander ein Stück weit lösen, so eine neue Studie von KPMG.
(Bild: VW)

900 Manager aus Auto- und Tech-Unternehmen und 2.100 Verbraucher haben die Berater von KPMG befragt – das Ergebnis: Autohersteller werden an Fusionen nicht vorbeikommen, wenn sie den Kampf mit den großen Technologiekonzernen um die Vorherrschaft im „Ökosystem Auto“ nicht verlieren wollen. Denn Tech-Unternehmen wie z. B. die Google-Schwester Waymo oder Apple drängen derzeit ohne eigenen Autobau in die Branche, gerade bei technologisch getriebenen Themen wie autonomes Fahren oder Carsharing.

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Außerdem wird Datensicherheit zur Grundausstattung, der Anteil der in Westeuropa produzierten Fahrzeuge wird deutlich sinken – und fast die Hälfte der stationären Händler wird bis 2025 vom Markt verschwunden sein. Das sagt der neue „Global Automotive Executive Survey 2018“.

Digitalkonzerne spielen finanziell in eigener Liga

Dieter Becker, Global Head of Automotive bei KPMG: „Die 50 größten Autohersteller kommen heute zusammen nur noch auf 20 Prozent der Marktkapitalisierung der 15 größten Technologieunternehmen. 2010 waren es noch 40 Prozent. Das zeigt ganz klar, dass die Digitalkonzerne finanziell inzwischen in einer ganz anderen Liga spielen. Vor allem für die Massenhersteller führt kein Weg an Fusionen vorbei, wenn sie den Kampf ums Überleben gegen die Technologiegiganten nicht verlieren wollen.“

Die Premiumanbieter sind laut Becker besser aufgestellt, haben aber auch schon die Zeichen der Zeit erkannt, indem sie in Bereichen wie Kartendienste oder Ladestationen für Elektroautos zusammenarbeiten würden.

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Datensicherheit zählt künftig zur Grundausstattung

Über 80 Prozent der Entscheider sind überzeugt, dass die Verwertung der Fahrzeug- und Fahrerdaten künftig den Hauptbestandteil des Geschäftsmodells der Autobranche ausmachen werden. Der Begriff der Grundausstattung muss deshalb neu definiert werden: 85 Prozent der Führungskräfte und drei von vier Kunden sind überzeugt, dass Daten- und Cybersicherheit künftig Voraussetzung für den Kauf eines Autos sein werden.

Die weltweite Autoproduktion wird noch vor Ende des Jahrzehnts die 100 Millionenmarke knacken. In über 700 Fabriken werden heute rund 3.000 verschiedene Modelle produziert, von denen nur zwei Prozent reine Elektrofahrzeuge sind. Dieter Becker: „Auch, wenn immer wieder vom Durchbruch der E-Mobilität zu hören ist: Es wird künftig keineswegs nur noch Elektroautos geben. Auf absehbare Zeit werden auch weiterhin die unterschiedlichen Antriebe nebeneinander existieren.“

Interaktive Grafik: Technologieführer für Elektromobilität

Beim Diesel gehen die Meinungen auseinander: Die Hälfte der Führungskräfte geht davon aus, dass dieser aus absehbare Zeit eine Option sein wird. Dem widersprechen allerdings zwei von drei Kunden, in Westeuropa sogar 70 Prozent.“ In Deutschland ist der Diesel gerade klarer Verlierer – das zeigen zumindest die jüngsten Zahlen zu den Neuzulassungen in Deutschland (2017) vom Kraftfahrtbundesamt (KBA).

Carsharing wächst, aber nur langsam

Carsharing ist in Deutschland zwar ein wachsender Markt, aber immer noch eine zu vernachlässigende Größe. Einer Fahrzeugflotte von 45 Millionen Kraftfahrzeugen stehen nur 16.000 Carsharing-Autos gegenüber – das ist ein Marktanteil von 0,04 Prozent. Doch das Statussymbol „mein Auto“ verliert zunehmend an Bedeutung: 55 Prozent der Autofahrer wären bereit, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten, wenn Carsharing-Möglichkeiten breitflächiger angeboten und noch leichter zu nutzen wären. Und fast die Hälfte (43 Prozent) meint, dass die Hälfte der Autobesitzer, die sie kennen, schon 2025 kein eigenes Fahrzeug mehr besitzen will.

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