Automatisiertes Fahren Kommentar: Das autonome Auto kommt nicht

Von Sven Prawitz Lesedauer: 2 min

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Die Zeiten für große Versprechen zu hochautomatisierten Pkws sind vorbei. Auch wenn Mercedes-Benz einen weiteren Erfolg erzielt – die Branche konzentriert sich auf Assistenzsysteme.

Mercedes ist mit seinem Fahrassistenten zwar erfolgreich. Die Branche hat aber die Hürden auf dem Weg zum autonomen Fahren erkannt.
Mercedes ist mit seinem Fahrassistenten zwar erfolgreich. Die Branche hat aber die Hürden auf dem Weg zum autonomen Fahren erkannt.
(Bild: Mercedes-Benz AG)

Mercedes-Benz darf seinen „Drive Pilot“ in den USA verwenden. Der Hersteller will das Level-3-System im Laufe des Jahres dort seinen Kunden anbieten. Mercedes ist damit in einer Vorreiterrolle, die das Unternehmen wohl einige Zeit behalten dürfte. Denn abgesehen von ein paar chinesischen Herstellern, unter anderem Xpeng, Tesla und Mobileye, spricht kaum noch ein größeres Unternehmen vom automatisierten Fahren.

Auf der CES Anfang Januar lag der Fokus auf Level 2+ oder wie manche sagen: Level 2++. Die Branche hat erkannt, das für hochautomatisierte Autos die Hürden in fast allen Bereichen für die nächsten Jahre noch zu hoch sind. Hardwareseitig fehlt noch immer ein redundantes und vor allem jederzeit zuverlässiges Sensorset. An funktionierende und bezahlbare Lidar-Sensoren ist noch nicht zu denken: „Der einzige Grund, weshalb Tier-1-Zulieferer noch an Lidar festhalten ist, weil sie ihre Investitionen nicht abschreiben wollen“, äußerte sich ein Insider gegenüber »Automobil Industrie« in Las Vegas.

Hard- und Software nicht bereit für automatisiertes Fahren

Zudem fehlt es vielen Herstellern an der passenden Elektronik-Architektur, um die Daten im Fahrzeug verarbeiten zu können. Die Software ist ebenfalls nicht ausgereift und es fehlt an Werkzeugen, die es ermöglichen, die Systeme mit überschaubarem Aufwand zu testen und zu validieren.

Zu guter Letzt gibt es die Haftungsfrage, die jeder Hersteller für sich beantworten muss: „Das Risiko gehen wir nicht ein“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse.

Darüber hinaus sieht Zipse kein Geschäftsmodell für Level-3-Systeme in Pkws. Aufgrund der derzeitigen Grenzen, die Hardware und Software den Entwicklern aufzeigen, muss die Technik „im Tunnel, bei Regen, im Dunklen, bei Nebel“ abgeschaltet werden „Was soll das? Kauft kein Kunde“, resümiert der BMW-CEO.

Drive Pilot schaltet ab

Auch Mercedes-Kunden müssen damit leben, dass sich der Drive Pilot nicht aktivieren lässt, wenn gewisse Einschaltbedingungen nicht gegeben sind. „Gute Lichtverhältnisse sind ein Beispiel dafür“, äußerte sich die Pressestelle des Autoherstellers auf Nachfrage.

Sven Prawitz, Redakteur für die Bereiche Elektronik, Car-IT und E-Mobilität bei »Automobil Industrie«.
Sven Prawitz, Redakteur für die Bereiche Elektronik, Car-IT und E-Mobilität bei »Automobil Industrie«.
(Bild: Vogel Communications Group)

So bleibt der Branche, etablierte Technik sukzessive zu verbessern. Etwa VW gemeinsam mit Bosch oder wie es viele Zulieferer auf der CES in Las Vegas gezeigt haben: Verbesserte Radartechnik, die kurz- bis mittelfristig Lidar-Sensoren ersetzen kann, zum Beispiel von NXP oder Plastic Omnium, gut auflösende Wärmebilder aus IR-Sensoren etwa von Adasky oder Valeo, neue Konzepte für den Einsatz von Stereokameras wie von Nodar oder verbesserte Validierungswerkzeuge, wie sie unter anderen Etas, Foretellix und TTTech Auto anbieten.

Die CES 2023 hat einen Ausblick auf die anstehenden Aufgaben gegeben: Vorhandene Technik besser einsetzen statt den großen Wurf zu versprechen. Die Branche scheint das verstanden zu haben und vor allem die Zulieferer konnten sich in diesem Licht gut präsentieren.

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