Künstliche Intelligenz Bernhart: „Google hat drei Jahre Vorsprung“

Autor / Redakteur: Tina Rumpelt / Thomas Günnel

Künstliche Intelligenz wird das Auto von morgen prägen, das zeigt auch die aktuelle CES in Las Vegas. Ob aber die Hersteller am meisten vom automobilen Big-Data-Geschäft profitieren werden, stellt Branchenexperte Wolfgang Bernhart von Roland Berger in Frage.

Wolfgang Bernhart, Roland Berger Unternehmensberatung, spricht mit »Automobil Industrie« über künstliche Intelligenz und das autonome Fahren.
Wolfgang Bernhart, Roland Berger Unternehmensberatung, spricht mit »Automobil Industrie« über künstliche Intelligenz und das autonome Fahren.
(Bild: Axel Martens/Agentur Focus)

Herr Bernhart, das Wirtschaftsmagazin Capital titelte einen Beitrag „Künstliche Intelligenz – Hype oder Hoffnung?“ Wie würden Sie mit Blick auf die Automobilindustrie diese Frage beantworten?

Einen Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz sehe ich in der Automobilindustrie nicht. Der Eindruck, dass wir gerade einen KI-Hype im ursprünglichen Sinn von ‚Übertreibung‘ erleben, ist meines Erachtens vor allem einer verfälschten Wahrnehmung geschuldet. Die Zeiträume, in denen spürbare Veränderungen stattfinden, werden immer kürzer. Der Mensch ist jedoch im linearen Denken verhaftet und kaum in der Lage, exponentielle Entwicklungen zu begreifen.

Wie steht’s um die Hoffnung auf lukrative Geschäfte dank künstlicher Intelligenz?

Die künstliche Intelligenz wird in einer Vielzahl von Anwendungen im Fahrzeug, aber auch in der Automobilindustrie selbst – in Entwicklung, Produktion, Logistik, Vertrieb und Aftersales – Einzug halten. Wichtige strategische Zukunftsthemen, zum Beispiel das autonome Fahren, sind ohne KI nicht denkbar. Die Automobilindustrie ist auf sehr gutem Weg. Der Wettbewerb, insbesondere aus der Tech-Industrie, wird jedoch mitziehen. Insofern ist KI per se kein Garant für höhere Profitabilität. Die Automotive-Branche steht darüber hinaus vor der großen Herausforderung, die entsprechenden Talente für sich zu gewinnen. Auch hier ist der Konkurrenzkampf hart.