China Market Insider CATL nutzt die Krise für aggressive Expansion
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Wird die Coronakrise den Weltmarkt für Autobatterien neu ordnen? Der chinesische Marktführer CATL bereitet sich offensichtlich auf einen verschärften Wettbewerb in Europa vor.

Der chinesische Batteriehersteller CATL (Contemporary Amperex Technology) hat Mitte vergangener Woche angekündigt, eine geplante Emission von Anleihen beinahe zu verdreifachen – von 800 Millionen US-Dollar (ca. 736 Millionen Euro) auf drei Milliarden US-Dollar (ca. 2,75 Milliarden Euro). Das Geld sei zum Teil für den Ausbau seiner Produktion in Deutschland gedacht, antwortete CATL auf eine entsprechende Nachfrage der Börse im chinesischen Shenzhen. Der Konzern, der sich in China der Unterstützung durch die kommunistische Staats- und Parteiführung erfreuen kann, baut derzeit an einer großen Fabrik für Lithium-Ionen-Akkus in Erfurt. Diese soll ab dem Jahr 2022 Batteriezellen mit einer Gesamtleistung von jährlich 14 Gigawatt produzieren.
In China war CATL innerhalb kürzester Zeit aus dem Nichts zum Marktführer bei Autobatterien gewachsen, weil die chinesische Regierung ausländische und inländische Firmen effektiv zum Einkauf bei CATL gezwungen hatte. Hersteller wie Daimler oder BMW hatten sich anfangs gesträubt, mit Blick auf ihren Fahrzeugabsatz in China jedoch sehr schnell gefügt und massive Bestellungen bei CATL getätigt. In 2019 wuchs der Marktanteil von CATL in China auf mehr als 51 Prozent, gemäß den Zahlen des chinesischen Branchenverbandes CIAPS.
BMW, Daimler und andere OEMs haben bei CATL in Erfurt schon im Vorfeld den Kauf von Batterien in Milliarden-Euro-Höhe angekündigt. Auch Honda, Toyota, Volkswagen und Volvo gehören zum Kundenkreis des größten chinesischen Batterieherstellers, der im Jahr 2019 bereits rund ein Drittel des Weltmarktes für Lithium-Ionen-Batterien beherrschte.
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Elektromobilität
Opel-Werk Kaiserslautern wird Batteriefabrik
Warnung vor einer zu großen Abhängigkeit
Schon vor der Coronakrise hatten sich in Europa und in den USA die Stimmen gemehrt, die vor einer zu großen Abhängigkeit von chinesischen Batterieherstellern warnten. „Rund 35 Prozent der Kosten eines neuen Elektroautos entfallen auf die Batterie“, zitierte das chinesische Nachrichtenportal 36kr am vergangenen Freitag (17. April) den Analysten Zhou Tao. Darüber hinaus seien Batterien besonders wichtig für die Wertschöpfung; die Profitmarge betrage mehr als 30 Prozent, gegenüber weniger als fünf Prozent bei anderen Fahrzeugteilen. „Die Autobauer händigen den Batterieherstellern derzeit ihr Geld aus”, erklärte in auto-time, dem Autoportal von 36kr, ein Brancheninsider, der nicht genannt werden wollte.
CATL genießt weiterhin die Unterstützung der chinesischen Regierung. Selbst Tesla-Chef Elon Musk, der seit langem eigene Batterien baut, unterzeichnete im Februar dieses Jahres einen umfangreichen Lieferantenvertrag mit CATL in China. Brancheninsider werteten die Partnerschaft als einen pragmatischen Schachzug von Musk.
Doch der Wettbewerb wird in den kommenden Jahren auch für CATL härter werden. Im Zuge der Coronakrise ist gerade die Debatte neu aufgeflammt, ob sich europäische Länder und die USA bei Zukunftstechnologien, wie zum Beispiel Elektroauto-Batterien, in eine zu große Abhängigkeit von China hineinmanövriert haben. Prognosen zufolge könnte dieser Markt bis zum Jahr 2025 auf über 90 Milliarden US-Dollar (etwa 83 Milliarden Euro) wachsen.
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Corona-Krise
„Einige werden überlegen, näher am Verbraucher zu produzieren“
Aggressive Expansion
CATL nutzt nun die Zeit der Krise, um seine führende Rolle mit der aggressiven, Anleihe-finanzierten Expansion zu verteidigen. Erst im Februar dieses Jahres hatte der Konzern Anleihen in Höhe von 2,85 Milliarden US-Dollar ausgegeben, zur weiteren Ausweitung seiner Produktion in China. Und nun werden erneut riesige Summen für den Ausbau des deutschen Werkes in Erfurt aufgenommen.
Chinesische Analysten deuten die Strategie von CATL als Angriff, der noch immer die beste Verteidigung sei. „Allmählich taucht die Struktur eines geteilten Marktes auf“, analysierte das chinesische Fachmedium „Auto Time“ die Anleihen-Emission für Erfurt. Der Oligopol-Status von CATL als einer von wenigen Marktteilnehmern sei bedroht.
*Henrik Bork ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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