China Market Insider China: Der Druck zur Lokalisierung steigt nochmals

Von Henrik Bork*

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Geschlossene Fabriken in Europa und USA verhindern die Produktion in China. Jetzt reagieren drei große chinesischen Autohersteller, um einer potenziellen Krise entgegen zu wirken.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet die »Automobil Industrie« regelmäßig über den chinesischen Automobilmarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet die »Automobil Industrie« regelmäßig über den chinesischen Automobilmarkt.
(Bild: Deposit Photos)

Die Coronakrise hat erste konkrete Auswirkungen auf die Lieferketten in der chinesischen Automobilindustrie. Drei der größten chinesischen Hersteller haben Anfang Juni ein neues Gemeinschaftsunternehmen für F&E bei Autoteilen gegründet: Die FAW Group, Dongfeng Motor und Changan Automobile investierten gemeinsam mit weiteren Partnern insgesamt 16 Milliarden Yuan (rund zwei Milliarden Euro) in das neue Unternehmen, das auf den Namen „Zhongqi Chuangzhi Technology Co., Ltd.“ hört.

Wer das Wohlwollen der chinesischen Politik möchte, muss nun rigorose Lokalisierungspläne veröffentlichen.

Chinas Autoindustrie von Importen abhängig

„Es geht darum, Engpässe der drei großen Hersteller bei Schlüsselteilen zu schließen“, schreibt die Zeitung China Auto News. Die Coronakrise habe offenbart, wie verwundbar die Lieferketten der heimischen Industrie sind, kommentiert das Blatt. „Heimische Autofirmen sind für viele Teile noch immer von Importen abhängig“, sagt auch Cui Dongshu, Generalsekretär der China Passenger Car Association. „Im Falle einer schlechten Erholung entsprechender Firmen in Europa und den USA, sehen wir uns einer potenziellen Krise gegenüber.“

China hatte Anfang dieses Jahres, nach einer anfänglichen Phase des Verschweigens, mit extremen Lockdowns und Fabrikschließungen auf den Virusausbruch reagiert, dann aber viel eher als andere Länder auch wieder eine Rückkehr aller Arbeiter in die Fabriken angeordnet. Doch Fabrikschließungen in Europa und den USA und andauernde Produktionsausfälle durch Quarantänemaßnahmen verhindern nun auch in China, dass sich die Produktion wieder normalisiert. Die Debatte über die Verwundbarkeit der heimischen Lieferketten wird daher immer lauter.

Heimische Zulieferer werden künftig unterstützt

Mehrere chinesische Hersteller haben begonnen, alternative Lieferanten für importierte Teile aus Europa und den USA zu suchen. „Geely Automobile hat für bestimmte Auto-Chips, elektronische und elektrische Komponenten aus den USA und Europa begonnen, auf japanische und koreanische Zulieferer überzuwechseln. Gleichzeitig hat die Firma begonnen, nach heimischen Zulieferern für Komponenten zu suchen und wird sie künftig unterstützen“, schreibt China Auto News. Auch Changan Automobile und Yutong Bus seien gezwungen worden, nach Ersatzlieferanten zu suchen, weil Teile aus Europa und den USA nicht geliefert werden können, berichten chinesische Medien.

Druck für ausländische Hersteller in China

Das nun neu gegründete Joint Venture, das in der zentralchinesischen Stadt Nanjing angesiedelt ist, soll sich vorwiegend mit Forschung & Entwicklung für Autoteile befassen. Darüber hinaus hat es Pläne, Software für die Automobilindustrie, integrierte Schaltungen, Autobatterien und andere hochwertige Komponenten zu entwickeln und zu testen. All dies seien kritische Engpässe für „unsere Autoindustrie“, schreibt China Auto News.

Auch auf ausländische Hersteller in China wächst nun der Druck, ihre Lokalisierungsrate weiter zu erhöhen. Chinesische Medien berichten nun fast täglich über das Thema, und eine niedrige Lokalisierungsrate wird vor dem Hintergrund der Coronakrise und der Debatte um die Lieferketten noch stärker zu einem PR-Problem als vor der Krise. „Teslas Fabrik in Schanghai ist für beinahe 70 Prozent seiner Teile auf Importe angewiesen“, schreibt die China Auto News.

„Müssen über lokale Zulieferer nachdenken“

Wer das Wohlwollen der chinesischen Politik und der von ihr direkt kontrollierten Staatsmedien behalten möchte, der muss nun rigorose Lokalisierungspläne veröffentlichen. Der Präsident von General Motors in China, Julian Bisset, wird mit den Worten zitiert, für eine neue Plattform für Elektrofahrzeuge auch Schlüsselkomponenten wie Motoren und Batterien in China zu produzieren. „Er sagte auch, dass er über mehr lokale Zulieferer für Fahrzeugteile von E-Autos nachdenke“, zitierte »Automobil Industrie« (China) den Topmanager von GM.

Über den Autor

*Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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