China Market Insider China genehmigt ersten Sicherheitsstandard für Batterietausch

Von Henrik Bork*

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Die chinesische Regierung fördert die Entwicklung von E-Autos mit Wechsel-Akkus sowie deren Infrastruktur und hat nun einen Sicherheitsstandard eingeführt. Die Automobilhersteller Nio und BAIC setzten erste Projekte um. Weitere chinesische OEMs wollen folgen.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet die »Automobil Industrie« regelmäßig über den chinesischen Automobilmarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet die »Automobil Industrie« regelmäßig über den chinesischen Automobilmarkt.
(Bild: Deposit Photos)

Der Batterietausch für E-Autos hat in China einen weiteren Anstoß erhalten. Der erste Sicherheitsstandard für die Technik ist gerade von den zuständigen Behörden zugelassen worden. Chinas „National Technical Committee of Auto Standardization” (NTCAS) habe einen ersten freiwilligen Standard geprüft und genehmigt, der vom Automotiven Technologie- und Forschungszentrum CATARC und mehreren chinesischen Herstellern von E-Autos entwickelt worden ist, berichtet das Fachmedium „Gasgoo“.

„Dies wird als Richtlinie für die sichere und solide Entwicklung der chinesischen Batterietausch-Industrie dienen”, schreibt Gasgoo. Der neue Standard schreibe unter anderem vor, dass die Hersteller künftig Analysen und Sicherheitskonzepte für verschiedene Schlüsselkomponenten erstellen müssen, darunter für das komplette Fahrzeug, das austauschbare Batteriepack, das System des Batterietauschs und dessen Interface, schreibt das chinesische Auto-Fachmedium. Auch sei in dem Standard die Mindestzeit bis zum nächsten Batterietausch bestimmt worden, die sich von Fall zu Fall aufgrund bestimmter Parameter und tatsächlich gesammelter Fahrtdaten unterscheide, hieß es.

Nio verkauft E-Autos ohne Akku

Unter den chinesischen OEM sind derzeit Nio und BAIC BJEV führend, was die Entwicklung des Batterietausches aus Geschäftsmodell betrifft. Nio hat im August mit der Einführung einer „Battery as a service” oder BaaS-Dienstleistung begonnen. Kunden in China können ab jetzt die Nio-Elektroautos ohne Batterie kaufen, was die Fahrzeuge erheblich billiger macht, und die austauschbaren Batterien wie bei einem Mobilfunkvertrag monatlich „dazubuchen”.

Die BAIC Group, einer der fünf größten Automobilhersteller Chinas, die unter anderem SUVs, Lastwagen und Busse herstellt, aber auch Gemeinschaftsunternehmen mit Mercedes und Hyundai betreibt, positioniert sich ebenfalls aktiv als Anbieter von Batterietausch-Lösungen. Ende Juli haben BAIC BJEV und Chinas „State Grid EV”, die Elektrofahrzeugsparte des größten chinesischen Energieversorgers, einen Rahmenvertrag über eine Kooperation in dem Bereich unterzeichnet. Gemeinsam will man unter anderem 100 Batterietausch-Stationen bauen.

Die Firmen hoffen, dass der Kauf von E-Autos ohne Batterie dank ihrer daher reduzierten Preise für Chinas Konsumenten attraktiver wird. Nio bietet beispielsweise einen Plan namens „Sorgenlos Power” an, bei dem 15 Batterie-Swaps im Monat 10.800 Yuan (rund 1.320 Euro) kosten. Beide Firmen haben den Privatmarkt im Visier. Für BAIC ist das neu, denn es hatte zuvor nur den Batterietausch für kommerzielle Firmenkunden wie Taxi- oder Ride-Hailing-Anbieter im Angebot. Nun will BAIC Nio auch für Privatkunden Konkurrenz machen.

Staatliche Förderung macht Entwicklung interessant

Ein wichtiger Startschuss für die junge Batterietausch-Industrie in China ist Anfang dieses Jahres erfolgt, als Chinas Industrieministerium MIIT begann, die „Trennung von Fahrzeug und Batterie” offiziell als förderwürdig zu bezeichnen. „Das Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie wird energisch den Ausbau der Infrastruktur von Lade- und Batterietausch-Stationen fördern,” sagte Vizeminister Xin Guobin.

Chinas Zentralregierung ermuntert heimische Autohersteller auch aktiv, „neue Automodelle mit Batterietausch-Technik zu entwickeln”. Versuchsweise soll die neue Technik in Peking und auf der Südinsel Hainan in Pilotprojekten gefördert werden. Für Staatsbetriebe wie BAIC, aber auch für Privatunternehmen wie Nio sind solche staatlichen Vorgaben interessant, weil sie die Chancen auf geschäftlichen Erfolg drastisch erhöhen. Die chinesische Regierung gehört selbst zu den größten Autokäufern in China.

Aufgrund der Regierungsförderung haben nun auch die Hersteller Changan, Dongfeng und Geely bereits die Intention geäußert, neue Modelle mit austauschbaren Batterien zu entwickeln, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Über den Autor

*Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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