Elektronik Daimler und Bosch nutzen KI-Plattform von Nvidia

Redakteur: Sven Prawitz

Daimler und der Zulieferer Bosch wollen gemeinsam vollautomatisierte Fahrfunktionen entwickeln. Zum Einsatz kommt dabei eine KI-Plattform von Nvidia. Zudem soll ab dem Jahr 2019 in einer kalifornischen Großstadt Tests im öffentlichen Raum stattfinden.

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Bosch und Daimler wollen in einer Großstadt an der kalifornischen Küste das vollautomatisierte Fahren testen.
Bosch und Daimler wollen in einer Großstadt an der kalifornischen Küste das vollautomatisierte Fahren testen.
(Bild: Daimler)

Der Automobilzulieferer Bosch und Daimler haben in ihrer Kooperation zum vollautomatisierten und fahrerlosen Fahren in der Stadt Nvidia als Lieferanten für die benötigte KI-Plattform ausgewählt. Zum Lieferumfang von Nvidia gehört nach eigenen Angaben neben der sogenannten Drive-Pegasus-Plattform mit KI-Prozessoren auch Betriebssoftware. Darauf sollen die von Bosch und Daimler mit maschinellen Lernverfahren erzeugten Algorithmen für die Fahrzeugbewegung laufen.

Insgesamt erreiche der Steuergeräteverbund eine Rechenkapazität von Hunderte Billionen Rechenoperationen in der Sekunde – das sei etwa die Leistung von mindestens sechs zusammengeschalteten, hochmodernen Computer-Arbeitsplätzen. Außerdem, heißt es weiter, können Bosch und Daimler auf Kompetenzen von Nvidia bei der Entwicklung der Plattform zurückgreifen.

Kalifornische Großstadt als Pilotumgebung

Bosch und Daimler haben im April 2017 ihre Zusammenarbeit im Bereich des vollautomatisierten Fahrens in der Stadt bekanntgegeben. Gemeinsam entwickeln die Partner ein Fahrsystem, das Anfang der kommenden Dekade in Serie gebracht werden soll. Die Zusammenarbeit findet bisher im Großraum Stuttgart und im Silicon Valley statt. Dort soll zudem der Testbetrieb einer Flotte stattfinden: In der zweiten Jahreshälfte 2019 wollen Bosch und Daimler Kunden auf ausgewählten Strecken in einer noch nicht benannten, kalifornischen Metropole einen Shuttle-Service mit automatisierten Fahrzeugen anbieten.

Als Betreiber dieser Testflotte und des App-basierten Mobilitätsservices ist Daimler Mobility Services vorgesehen, teilen beide Unternehmen mit. Das Pilotprojekt soll zeigen, wie Mobilitätsservices wie Carsharing, Ride-Hailing und multimodale Plattformen intelligent verbunden werden können.

Die unterschiedlichen Sensoren und wofür sie eingesetzt werden.
Die unterschiedlichen Sensoren und wofür sie eingesetzt werden.
(Bild: Daimler)

Der eingangs erwähnte Steuergeräteverbund soll auch in den Flottenfahrzeugen zum Einsatz kommen. Der Testbetrieb soll Aufschluss darüber geben, wie sich vollautomatisierte Fahrzeuge in ein multimodales Verkehrsnetz integrieren lassen. Der Test soll zeigen, wie diese neue Technologie als mögliche Lösung für die wachsende Belastung des bestehende Verkehrssystem dienen können.

Die eingesetzte Technik

Automatisiertes Fahren in der Stadt erfordert eine vielseitige, redundante Systemarchitektur und das höchste Level an funktionaler Sicherheit: Diese Anforderungen muss auch der Steuergeräteverbund erfüllen. Hier laufen zum Beispiel die Informationen der verschiedenen Umfeldsensoren mit Radar-, Video-, Lidar- und Ultraschall-Technik zusammen. Die Steuergeräte führen die Daten aller Umfeldsensoren zusammen – auch Sensordatenfusion genannt – und werten sie innerhalb weniger Millisekunden aus (Bosch und Daimler geben 20 ms an). Weitere Umfeldinformationen stellt nach eigenen Angaben das Tochterunternehmen Here in Form von HD-Karten zur Verfügung.

Aufgrund der hohen Rechenkapazität und der Vielzahl der durchzuführenden Rechenoperationen muss der Steuergeräteverbund gekühlt werden. Bosch und Daimler sehen dafür eine Flüssigkühlung vor. Als Zielfahrzeuge für das gemeinsam zu entwickelnde Fahrsystem plant Mercedes-Benz batterieelektrische Fahrzeuge. Der Steuergeräteverbund soll deshalb in das im Fahrzeug vorhandene Kühlmanagement integriert werden.

Aufgaben der Projektpartner

Gemeinsam entwickeln die Mitarbeiter in der Kooperation die Konzepte und Algorithmen für das vollautomatisierte und fahrerlose Fahrsystem. Die Aufgabe von Daimler ist es, das Fahrsystem ins Auto zu bringen. Das Unternehmen stellt dafür auch die notwendigen Entwicklungsfahrzeuge, Prüfeinrichtungen und später die Fahrzeuge der Testflotte zur Verfügung. Bosch ist für die während der Entwicklung zu spezifizierenden Komponenten (Sensoren, Aktuatoren und Steuergeräte) verantwortlich. Für die Erprobung nutzen die Partner ihre Labore und Prüfstände sowie ihre jeweiligen Testgelände in Immendingen und Boxberg.

Darüber hinaus besitzt Mercedes-Benz bereits seit 2014 die Genehmigung, automatisierte Fahrzeuge in der Region Sunnyvale/Kalifornien zu testen. Eine vergleichbare Erlaubnis hat das Unternehmen seit 2016 auch in der Region Sindelfingen/Böblingen – und seit kurzem in Peking. Bosch ist weltweit der erste Zulieferer gewesen, der Anfang 2013 automatisiertes Fahren in Deutschland und den USA auf öffentlichen Straßen getestet hat.

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