Motorsport Engineering „Das Ziel ist, die Meisterschaft zu gewinnen“
Nach einem Drittel der Formel-E-Saison ist Nick Heidfeld nur teilweise mit den Ergebnissen zufrieden. Wir haben uns mit ihm über das Ziel, um den Titel mitzufahren, und die Entwicklung des Teams Mahindra Racing unterhalten.
Anbieter zum Thema

Mit großen Ambitionen sind das Formel-E-Team Mahindra Racing und Fahrer Nick Heidfeld in die fünfte Saison der E-Auto-Rennserie gestartet. Nach den ersten vier Rennen steht das Team auf dem zweiten Platz der Konstrukteurswertung. Für Nick Heidfeld sind die Ergebnisse des ersten Saisondrittels eher durchwachsen. Durch einen technischen Defekt und einem Unfall musste er zwei Rennen mit null Punkten beenden und steht derzeit auf dem siebten Platz der Fahrerwertung. Wir haben uns auf der Messe „embedded world“ mit ihm über den bisherigen Saisonverlauf und der Entwicklung des noch jungen Teams gesprochen.
Herr Heidfeld, wie läuft die Saison bisher aus Ihrer Sicht?
Für das Team läuft es fantastisch; für mich persönlich bisher noch nicht so gut. Aber: Die Saison ist noch lang. Ich bin seit vielen Jahren wieder in einem Team, das die Meisterschaft gewinnen kann. Das ist das Ziel. Das erste Rennen lief sehr gut für mich, im zweiten hatte das Auto technische Probleme. Letzte Saison hatten wir das zuverlässigste Auto im Feld – so etwas kann passieren, wenn man die Entwicklung der Technik schnell vorantreibt. Beim letzten Rennen war ich bei einem Überholvorgang zu optimistisch und kollidierte mit Daniel Abt. Das Ziel vor der Saison war und ist noch immer, die Meisterschaft zu gewinnen. Leider bin ich momentan nur siebter.
Möchten Sie die Konstrukteurswertung oder die Fahrermeisterschaft gewinnen?
Wir möchten beide Titel gewinnen. Ich warte immer das erste Rennen ab, um zu sehen, wie konkurrenzfähig das Auto ist: Dieses Jahr haben wir ein Auto, mit dem wir gewinnen können.
Was ist diese Saison anders?
Ich bin vor zwei Jahren zu Mahindra Racing gekommen. In dieser Zeit haben wir uns kontinuierlich verbessert. Teamchef Dilbagh Gill hat mich überzeugt, obwohl das Team in der ersten Saison nur achter wurde. Er hat sehr klar die Fehler analysiert, die aus seiner Sicht zum schlechten Abschneiden geführt hatten. Er hatte einen klaren Plan, was in Saison zwei und drei umgesetzt werden musste, um nach vorne zu kommen. Ich bereue meine Entscheidung nicht, denn alles, was er mir damals erzählte, ist exakt so eingetreten. Das passiert nicht oft im Motorsport.
Hat er die Teamstruktur geändert oder hat sich vor allem technologisch einiges geändert?
Beides. Wenn man im Motorsport erfolgreich sein möchte, müssen alle Teile perfekt zusammenarbeiten. Was mich am meisten fasziniert bei Mahindra Racing ist die Art der Zusammenarbeit aller Mitarbeiter. In einigen anderen Teams habe ich die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise einzelne Standorte sehr stark miteinander konkurrierten. Jeder wollte dem anderen beweisen, der Bessere zu sein. Speziell in der Formel 1 ist das so, da die Teams mit etwa 400 bis 500 Mitarbeitern sehr groß sind. In der Formel E sind die Teams deutlich kleiner. Bei uns ziehen alle an einem Strang. Deshalb erreichen wir unsere selbstgesteckten Ziele sehr gut. Das ist für mich der Schlüssel.
Erhalten Sie dabei viel Unterstützung von Technologiepartnern, die nicht direkt Teil des Teams sind?
Ja, viele Leute unterstützen uns dabei, das Auto zu entwickeln. Mahindra Racing versucht die besten Zulieferer auszuwählen, wie zum Beispiel Renesas, das ist sehr wichtig für den Erfolg des Teams.
Ist der Prozess anders als in der Formel 1?
Nein, da ist kein Unterschied. Außenstehende kennen den Team-Namen, der als Marke für das gesamte Projekt steht. Auf der Welt gibt es keine Firma, die Expertise in allen Bereichen hat. Deshalb muss man versuchen, mit den besten Leuten zusammenzuarbeiten. Es geht darum, die Komponenten zu verstehen und bestmöglich in das Gesamtsystem zu integrieren.
Wird sich die Formel E verändern, wenn weitere große OEMs in die Rennserie einsteigen?
Ich denke, es wird sich einiges ändern. Ich versuche meine Kollegen, speziell bei Mahindra, darauf vorzubereiten, wie sich der Wettbewerb vermutlich ändern wird. Mahindra selbst ist ebenso ein großes Unternehmen. Aber sie haben keine so große Erfahrung im Rennsport, wie es Audi, BMW und Daimler haben. Diese Unternehmen wissen genau, was es braucht um zu gewinnen; wie viel man investieren muss und welche Ressourcen es benötigt. Audi beispielsweise hat das LMP1-Projekt beendet. Das Unternehmen hat viele rennsporterfahrene Mitarbeiter und alle Einrichtungen, die es dafür braucht. Wenn sie einige dieser Ressourcen in die Formel E verschieben, wird es ein anderes Spiel.
Ist das eine Gefahr für die Formel E?
Zuallererst muss man natürlich erst einmal das Positive sehen, wenn große Hersteller einsteigen. Natürlich wollen die dann auch gewinnen. Manchmal interessiert es dabei nicht, welche Zukunft die Meisterschaft und die anderen Teams haben. Das ist ein Punkt, bei dem die Organisation der Formel E aufpassen muss. Wenn große Unternehmen mit viel Geld in die Rennserie einsteigen, alles gewinnen und danach wieder gehen, wird das die Serie zerstören. Wir haben das in einigen anderen Wettbewerben in den letzten Dekaden bereits gesehen. Ich denke die Organisation ist sich dessen bewusst.
Wie lässt sich das verhindern?
Ein großer Vorteil der Formel E ist die vom Reglement begrenzte Leistung. Die Fahrzeuge dürfen im Rennen maximal eine Leistung von 180 Kilowatt haben. Es geht vielmehr um Effizienz. Das sorgt für eine gewisse Balance im Teilnehmerfeld. Aber natürlich macht ein großes Budget immer einen Unterschied. Hoffentlich ist dieser Unterschied klein und die kleineren Teams können weiterhin auf der Rennstrecke mithalten.
:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1358700/1358735/original.jpg)
Motorsport Engineering
Seat schafft sich eine eigene Sportmarke
(ID:45168015)