Lada-Anteile Enteignet: Renault verkauft Lada für einen Cent

Von Andreas Grimm

Aus 2,2 Milliarden Euro wird in Russland über Nacht derzeit schnell mal nur ein Cent. So geschieht es derzeit dem Renault-Konzern, dessen russische Aktivitäten letztlich enteignet werden.

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Lada wird wieder russisch. Infolge des Ukraine-Kriegs wird der bisherige Mehrheitseigner Renault enteignet.
Lada wird wieder russisch. Infolge des Ukraine-Kriegs wird der bisherige Mehrheitseigner Renault enteignet.
(Bild: Grimm / »kfz-betrieb«)

Die Renault-Gruppe verliert als Folge des Ukraine-Kriegs offenbar ihr gesamtes Russlandgeschäft und muss 2,2 Milliarden Euro abschreiben. Laut Medienberichten verkauft der Autohersteller seine Beteiligung an Avtovaz-Lada für den symbolischen Preis von einem Rubel, derzeit umgerechnet 1,3 Cent, an ein automobiles Forschungsinstitut namens NAMI. Der Autokonzern hatte zuletzt 68-Prozent an Russlands wichtigstem Autobauer gehalten. Die restlichen Anteile hält der russische Rüstungskonzern Rostec,

Allerdings zitiert „Reuters“ das russische Handelsministerium mit dem Worten, Renault habe das Recht, seine Anteile binnen sechs Jahren wieder zurückzukaufen – zu einem deutlich höheren Preis, in dem sich dann die russischen Investitionen wiederfinden sollen. Das NAMI ist für das Design und Bau von Autos und Lastwagen in Russland verantwortlich – laut der Nachrichtenagentur nicht zuletzt für die von Präsident Wladimir Putin verwendeten Limousinen.

Fabrik an Stadtverwaltung übergeben

Darüber hinaus soll die Renault-Fabrik bei Moskau an die dortige Stadtverwaltung übergeben werden. Damit passiert, was die russische Seite als Reaktion auf die Embargos infolge des Überfalls auf die Ukraine angekündigt hatte: die Enteignung westlicher Unternehmen. Vor einem Monat hatte der Konzern das Russlandgeschäft laut einem Bericht des „Handelsblatts“ noch mit 2,2 Milliarden Euro bewertet.

Vor gut einem Monat, am 23. März und damit einen Monat nach Kriegsbeginn, hatte sich die Renault-Gruppe entschlossen, seine Industrieaktivitäten in Russland endgültig auszusetzen. Eine Stellungnahme zu den aktuellen Entwicklungen lehnte die Renault-Gruppe auf Anfrage von „Reuters“ ab.

Lada zuletzt auf Erfolgskurs

Für den deutschen Markt hat die Entwicklung keine direkten Konsequenzen. Der offizielle Import nach Deutschland ist seit einigen Jahren eingestellt, weil die Renault-Gruppe in Westeuropa allein auf Dacia als günstiges Fabrikat setzt. Dennoch wurden 2021 rund 1.700 Lada neu zugelassen. Den Bestand von Lada-Pkw beziffert das Kraftfahrt-Bundesamt hierzulande auf knapp 32.000 Einheiten.

Renault hatte seit dem Kauf von Lada im Jahr 2007 die Produktion und auch das Produktangebot modernisiert. Neben dem Klassiker Niva sind inzwischen auch die Modelle Vesta, Largus und X-Ray durchaus gefragt in Russland und den angrenzenden Staaten. Lada konnte sich auf diese Weise als meistverkaufte Marke in Russland mit einem Anteil von gut 20 Prozent halten.

Die am Tag vor dem Kriegsbeginn veröffentlichten Finanzzahlen für 2021 weisen einen Anstieg der operativen Marge von Avtovaz um gut 100 auf fast 250 Millionen Euro aus. Der Umsatz war im Vergleich zu 2020 um zehn Prozent auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen. Die Folgen des Krieges waren bereits in der Bilanz fürs erste Quartal spürbar: Der Umsatz von Avtovaz war um knapp ein Viertel (-23 Prozent) auf 530 Millionen Euro gefallen.

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