Elektromobilität Fahrbericht: Audi A3 Sportback e-tron

Autor / Redakteur: Wolfgang Pester / Thomas Günnel

Immer mehr Plug-in-Hybride reihen sich ein in das Rennen um Käufer. Seit Herbst 2014 startete der Audi A3 Sportback e-tron sukzessive auf den europäischen Märkten, seit Kurzem ebenso in China. Und er ist jetzt schon gut unterwegs: mehr als 5.600 Einheiten sind bis Ende Juni in Europa insgesamt neu zugelassen worden.

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Seit Herbst 2014 startete der Audi A3 Sportback e-tron sukzessive auf den europäischen Märkten, seit Kurzem ebenso in China. Bis Ende des Jahres soll der Plug-in-Hybrid auch in Nordamerika stromern, dem größten Markt für Elektromobilität, und maximal 50 Kilometer elektrisch fahren.
Seit Herbst 2014 startete der Audi A3 Sportback e-tron sukzessive auf den europäischen Märkten, seit Kurzem ebenso in China. Bis Ende des Jahres soll der Plug-in-Hybrid auch in Nordamerika stromern, dem größten Markt für Elektromobilität, und maximal 50 Kilometer elektrisch fahren.
(Bild: Audi)

Bis Ende des Jahres soll der Plug-in-Hybrid auch in Nordamerika stromern, dem größten Markt für Elektromobilität, und maximal 50 Kilometer elektrisch fahren. Japan, Südkorea sowie weitere Länder sollen folgen. Auf eine steigende Nachfrage ist Audi gerüstet, denn der A3 Sportback e-tron wird auf derselben Linie im Werk Ingolstadt produziert, wie seine Brüder mit klassischen Antrieben. Sie werden dort seit exakt 20 Jahren gebaut. Als Erfolgsmodell im Audi-Konzern bringt es der A3 seit dem 18. September 1995 weltweit auf mehr als dreieinhalb Millionen Auslieferungen. Der Plug-in-Hybrid A3 Sportback e-tron wird den anhaltenden guten Absatz des Kompaktwagens mit fortschreiben, aber mit verhaltenen Neuzulassungen: Plug-in-Hybride sind vergleichsweise teuer und bei Autokäufern gibt es noch eine gewisse Scheu vor dem Elektroauto, das der A3 Sportback e-tron ja ist.

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Stets elektrischer Start

Der Test machte – vorweggenommen – eines ganz deutlich: Die Scheu vor einem Pkw mit Plug-in-Hybridantrieb ist unbegründet. Der Audi A3 Sportback e-tron lässt sich so fahren, wie jeder Audi seiner Klasse. Wohl mit mehr guten Gefühlen beim Autofahrer: Denn mit null Motorgeräusch im städtischen Verkehr steigt der Komfort weiter, die Batterieladung reichte meist, ohne das einfache Nachladen an der Haushaltssteckdose, jeweils für die täglichen anfallenden Besorgungen – und das enorme Beschleunigungsvermögen des Elektroantriebs aus dem Stand lässt das Herz höher schlagen.

Wie bei fast jedem Audi mit Verbrennungsmotor wird ebenso beim A3 Sportback e-tron zum Fahren die Start-Taste gedrückt: Doch beim Audi mit Doppelherz bleibt es danach still. Ein Powermeter sitzt an der Stelle des Drehzahlmessers und sein Zeiger steht auf „Ready" – der Antrieb harrt auf die Gasfußdirektive. Übrigens startet er auch bei geringer Batterieladung stets elektrisch.

Boosten, segeln, rekuperieren

Leise fährt der Plug-in-Hybrid an. Bullig wenn gewollt, denn das maximale elektrische Drehmoment von 330 Newtonmeter bringt den Audi-Stromer von null aus dem Drehzahlkeller schnell auf Tourenzahlen bis 2.200 U/min und das ohne Kraftgeräusche, auch nicht im Innenraum - es herrscht Oberklassefeeling. Bei Vollgas zum Überholen auf der Autobahn schaltete sich der Benzinmotor über die Trennkupplung des Sechsgang-Doppelkupplungs-Getriebes (DKG) „S tronic“ hinzu. Im Boost-Betrieb prescht der elektrifizierte A3 mächtig voran. Gaswegnahme bei hohem Tempo führt zum „Segeln“. Benzin- und E-Motor sind jetzt deaktiviert und das Auto nutzt die in ihm steckende Bewegungsenergie zum Vortrieb, das spart Benzin. Bei Gaswegnahme in mittlerem und niedrigem Tempo greift die Energierückgewinnung im Schubbetrieb, ebenso wie beim Tritt aufs Bremspedal - Vollbremsungen ausgenommen.

Laden in knapp über zwei Stunden

Den A3 Sportback e-tron wurde im Test meist im effizientesten Hybridbetrieb „auto“ gefahren. Drei weitere Modi lassen sich per Wählhebel der S tronic oder per EV-Taste in der Instrumententafel einstellen: schnelles Akkuladen mit „charge“; halten der gespeicherten Batterieenergie mit „hybrid hold“ für späteres emissionsfreies Fahren am Zielort und Boosten in der S-tronic-Stellung „S“, bei der die Kraft beider Motoren optimal zum Beschleunigen eingesetzt wird. Das Laden des flachen Lithium-Ionen-Batterie-Systems, es steckt unter der Rücksitzbank und speichert 8,8 kWh Energie, dauerte an einer Haushaltsteckdose rund vier Stunden. Beim Laden an der 230-Volt-Steckdose über Nacht, also weit über acht Stunden, war die angezeigte Reichweite meist höher als nach vier Stunden – einmal im Test 53 Kilometer. Schneller geht das Laden an einer Dreiphasenwechselstrom-Steckdose (sie stand im Test nicht zur Verfügung), dort soll das „Vollladen“ schon nach etwas mehr als zwei Stunden abgeschlossen sein.

Systemleistung von 204 PS

Der kompakte e-tron bringt trotz Leichtbau durch seine Hybridbauteile fast 300 Kilogramm mehr auf die Waage als der Audi A3 Sportback 1.4 TFSI COD ultra (110 kW/150 PS) und besitzt ein Leergewicht ohne Fahrer von 1.540 Kilogramm. Er ist aber dennoch überaus fit, weil im parallelen Antriebstrang der 1.4-TFSI-Benzin- und der Elektromotor unmerklich und exakt zusammenarbeiten. Sie verleihen dem Hybridfrontantrieb eine Systemleistung von 150 kW/204 PS und ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmeter. Einzeln betrachtet schöpft der Turbo-Direkteinspritzer aus 1,4 Liter Hubraum 110 kW/150 PS bei Drehzahlen von 5.000 U/min bis 6.000 U/min und offeriert 250 Newtonmeter maximales Drehmoment von 1.600 U/min bis 3.500 U/min.

Sein elektrischer Partner, die Synchronmaschine, die zwischen ihm und dem DKG sitzt, steuert maximal 75 kW/102 PS bei und bietet mit dem höchsten Drehmoment von 330 Newtonmeter das Sahnehäubchen jedes elektrischen Antriebs: kurzzeitig volles Drehmoment von null aus dem Drehzahlkeller heraus.

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Unauffällige Zusammenarbeit der Antriebe

Derart ausstaffiert schafft der A3 Sportback e-tron den Sprint von null auf 60 km/h in 4,9 Sekunden und erreicht in 7,6 Sekunden Tempo 100 km/h. Im Elektrobetrieb sind 130 km/h möglich und maximal 222 km/h – dann freilich ausschließlich im 1.4-TFSI-Betrieb. Von der eigentlichen Kooperation des Verbrennungs- und des Elektromotors im Hybridantrieb war auf den Testfahrten nichts zu spüren, sie ist unauffällig. Der Plug-in-Hybrid hat das bekannt gute Fahrverhalten und den hohen Komfort seiner Brüder mit Solomotor. Und das ohne Leistungsverzicht beim Fahren, denn der Hybridantrieb erfüllt dem Fahrer alle Wünsche, die er von vergleichbaren Wagen mit Verbrennungsmotor kennt. So bietet der A3 Sportback e-tron Oberklassefeeling, speziell im Stadtverkehr: Das hohe Beschleunigungsvermögen und das sehr geräuscharme Fahren führen zur gelassenen Haltung beim Fahrer, der das Fahren mit reinem Elektroantrieb genießen kann.

Auch das wirkt sich auf den Verbrauch aus. Im EU-Normzyklus ist der A3 Sportback e-tron gelistet mit 1,5 Liter/100 km (35 g CO2/km). Doch diese Verbrauchsangabe ist schon dadurch unrealistisch, weil die Ladung der Batterie im EU-Testverfahren nicht berücksichtigt wird. Dies wäre bei den Plug-in-Hybrid-Stromern ebenso zu berücksichtigten, wie die CO2-Emission des Stroms, der in der Batterie gespeichert ist.

Realistische 39 Kilometer elektrisch

Der Benzinverbrauch des A3 Sportback e-tron ist niedrig. Durchschnittlich begnügte er sich im Test bei einem Viertel Autobahnanteil mit 3,5 l/100 km. Aber was entspricht seinem tatsächlichen Konsum an Benzin und Strom? Leider hat der Plug-in-Hybrid aus Ingolstadt keine kWh-Anzeige über die gespeicherte Strommenge, die etwa der Opel Ampera bietet. Der A3 Sportback e-tron zeigt die maximal mögliche elektrische Reichweite an, die jedoch bei den Tests nicht erreicht wurden: Bei anzeigten 50 Kilometern erzielte er im Test maximal 39 Kilometer Reichweite.

Der wirkliche Verbrauch

Doch welche Strommenge schluckt der Audi wirklich? Die nachfolgende Energieverbrauchsrechnung stützt sich auf eine Batterieentladung von 70 Prozent, wie in etwa beim Hochvoltspeicher des Opel Ampera. Das bedeutet, dass der Audi für die Elektrofahrt 6,2 kWh aus dem Lithium-Ionen-Akku mit 8,8 kWh Energieinhalt bezieht. Im elektrischen Stadtbetrieb über mehr als 300 Kilometern betrug der Energieverbrauch des A3 Sportback e-tron 23,3 kWh/100 km. Wird ein Strompreis von 0,29 Euro/kWh zugrunde gelegt, kostet die Elektrofahrt 6,67 Euro/100 km. Über einen Preis des Super-Benzins von 1,45 Euro je Liter ergibt sich der entsprechende Verbrauch, der 4,7 l Benzin je 100 km für die Elektrofahrten in der Stadt beträgt.

Im Hybridbetrieb von Benzin- und Elektromotor bei höheren täglichen Fahrtkilometern als rund 40 Kilometer in der Stadt resultierte ein äquivalenter Verbrauch von 4,0 l/100 km und belegt damit die Klasse des Duoantriebs. Auf Autobahnfahrten, meist ausschließlich mit reinem Benzinmotorantrieb, kam der A3 Sportback e-tron im Mittel mit 6,2 l/100 km aus.

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Hintergrund zu Emissionen

Was bedeutet das für die CO2-Eission? Die Verbräuche von Plug-in-Hybriden belegen generell, dass vergleichbare Pkw mit Benzin- und Dieselmotor im Kraftstoffkonsum und somit bei der CO2-Emission den Autos mit elektrischen Antrieben heute noch sehr nahe liegen. Das liegt am derzeitigen Strommix in Deutschland. Das hiesige Umweltbundesamt (UBA) veröffentlich im Bericht „Climate Change 09/2015“, dass bei der Stromerzeugung 2014 davon auszugehen ist, dass im Mix die CO2-Emission 569 g/kWh beträgt.

Der UBA-Wert bedeutet, dass die ermittelte verbrauchte Strommenge des A3 Sportback e-tron im elektrischen Stadtbetrieb rund 133 g CO2/km beträgt. Im offiziellen Kfz-Schein wird der Energieverbrauch im reinen Elektrobetrieb im EU-Zyklus mit 124 Wh/km ausgewiesen, entsprechen 71 g CO2/km. Ein Fazit der CO2-Emissions-Betrachtung führt zur Annahme, dass sich der elektrische Antrieb unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit erst empfiehlt, wenn bei der Stromerzeugung die sogenannten erneuerbaren Energien die Kohle- und Gasverstromung überwiegend ersetzen könnten. Das ist noch nicht absehbar. Aber lokal CO2-emissionsfreies Fahren ermöglichen Elektroautos und Plug-in-Hybride schon heute. Der Audi A3 Sportback e-tron ist ein Beispiel dafür, wie dies komfortable, leise und mit geringem Verbrauch gut zu lösen ist. Zwei Wermutstropfen gibt es: Der Kofferraum hat lediglich ein Volumen von 280 Liter und die Plug-in-Technik erhöht den Preis.

Einstiegspreis und technische Daten

Der kompakte Plug-in-Hybrid von Audi kann begeistern. Für den Puristen gibt es die Basisversion des A3 Sportback 1.4 TFSI e-tron in der Ausstattungslinie „Attraction“ für 37.900 Euro. Für den luxus- wie leistungsorientierten Kunden gibt es die Variante „S line“, die es mit Ausstattungsmöglichkeiten mindesten auf einen Kaufpreis von 46.000 Euro bringt.

Technische Daten

  • viertürige Kombilimousine der Kompaktklasse, fünf Sitzplätze;
  • Länge/Breite/Höhe/Radstand/Wendekreis in Metern: 4,312/1,785/1,424/2,630 /10,9;
  • Leergewicht (o. Fahrer): 1.540 kg; max. Zuladung: 510 kg;
  • Gepäckraum min./max. in Liter: 280/1.120;
  • Tankinhalt: 40 Liter;
  • Preis: ab 37.900 Euro.
  • Plug-in-Hybrid mit Frontantrieb, EU6;
  • max. System-Leistung (kurzzeitig): 150 kW/204 PS ; max. System-Drehmoment: 350 Nm;
  • Benzinmotor: Vierzylinder-Turbo-Direkteinspritzer; Hubraum 1.395 ccm,
  • max. Leistung:110 kW/150 PS von 5.000 U/min - 6.000 U/min, max. Drehmoment: 250 Nm von 1.600 U/min - 3.500 U/min;
  • Elektromotor: permanenterregte Synchron-Maschine;
  • max. Leistung (kurzzeitig): 75 kW/102 PS; max. elektr. Drehmoment (kurzzeitig): 330 Nm von null bis 2.200 U/min;
  • Kraftübertragung: Sechsgang-Doppelkupplungs-Getriebe;
  • Lithium-Ionen-Batterie: 8,8 kWh Energieinhalt;
  • von 0 - 100 km/h: 7,6 Sek.; Höchsttempo: 222 km/h;
  • elektr. Reichweite: 50 km;
  • Normverbrauch: 1,5 l/100 km; CO2-Ausstoß: 35 g/km

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