Gefahren Fahrbericht Kia Soul: Gute Seele
Das Wort „Ikone“ wird in unserer Branche arg strapaziert, eigenständigen Stil wird man dem aufrecht-frisch gezeichneten Kia Soul indessen nicht absprechen können. Und so fiel den Kreativen im kalifornischen Designzentrum von Kia die nicht gerade einfach Aufgabe zu, ein unverwechselbares und erfolgreiches Auto neu zu interpretieren, ohne seinen Charakter über Gebühr zu verändern.
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Auf den ersten Blick ist diese Operation geglückt: Die zweite Generation des Soul, die gerade auf Sizilien präsentiert wird, ist kaum gewachsen, aber man hat ihre Kanten kräftig rundgeschliffen. Geblieben ist die kastenförmige Grundform. Zum bulligen Gesamteindruck trägt auch die Bereifung bei: Bis auf das Einstiegsmodell mit Ottomotor, das auf 205er-Reifen rollt, stehen alle Varianten auf 18-Zoll-Alufelgen und 235er-Reifen der Serie 45. Die klar gezeichnete Karosserie besitzt erfreuliche Vorzüge: Der Soul ist nicht nur in alle Richtungen gut einzusehen, er bietet viel Raum auf allen Plätzen – auch Kopffreiheit. Das gilt sogar dann, wenn das großzügige Panoramadach bestellt wurde, von dem wegen des relativ weit nach vorn gezogenen Dachs bei diesem Auto auch Fahrer und Beifahrer etwas haben.
Guter Komfort und verbesserte Akustik
Mit dem Modellwechsel wurde der Soul auf die moderne Plattform des cee'd gehoben – und damit erhält die Baureihe Zugriff auf anspruchsvolle Technik. Vorne verfügt der Soul über eine Radaufhängung mit McPherson-Federbeinen; hinten kommt eine Verbundlenkerachse mit Drehstabfederung zum Einsatz. Die elektrische Servolenkung, die sich in drei Stufen einstellen lässt, ist leichtgängig und ausreichend exakt; das Fahrverhalten ist prinzipiell untersteuernd ausgelegt, wer es darauf anlegt, kann jedoch per Lastwechsel auch kontrolliertes Eindrehen in die Kurve provozieren. Der Soul macht das klaglos mit; wichtiger dürfte der Zielgruppe allerdings der Fahrkomfort sein. Und der ist auch für die Langstrecke sehr ordentlich. Der Soul rollt komfortabel ab, und die Akustik wurde im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich verbessert. Zum Wohlbefinden der Passagiere trägt außerdem die pfiffige Innenausstattung bei: Mit rundlichen Stilelementen, zahlreichen Ablagemöglichkeiten und je nach Ausstattungsniveau verbauten Gimmicks wie der im Takt der Musik pulsierenden Lautsprecherbeleuchtung gibt sich der Soul betont jugendlich. Jugendlich heißt beim Soul allerdings nicht mehr billig, denn im Gegensatz zum Vorgängermodell sind die Oberflächen hochwertig ausgeführt und weich gepolstert.
Gewichtige Extras
Das Ausstattungsniveau lässt sich je nach Modellvariante weit nach oben treiben. Mit dem optional angeboteten VIP-Paket gibt es unter anderem einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz, belüftete Vordersitze, beheizbare Sitze rundum und eine Teillederausstattung. Das aufpreispflichtige Navigationssystem der neuen Generation blendet die Routenempfehlungen jetzt auch in die Instrumentierung ein. Der Preis, der für dieses Ausstattungs- und Komfortniveau zu zahlen ist, ist das hohe Gewicht. Schon die Basisvariante bringt knapp 1,4 Tonnen auf die Waage; sind alle verfügbaren Extras an Bord, schlägt der Zeiger bis zur stolzen Marke von 1.557 Kilogramm aus.
Gute Verbrauchswerte
Und somit sind keine Temperamentsausbrüche zu erwarten – weder beim 97 kW/132 PS starken 1,6-Liter-Ottomotor, der nur 161 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle stemmt, noch beim 92 kW/128 PS starken 1,6-Liter-Turbodiesel, der zwischen 1.900 und 2.750 U/min ein Drehmomentplateau von immerhin 260 Nm erreicht. In der Praxis kann der Diesel zwar problemlos im Verkehr mitschwimmen, besonderen Fahrspaß vermittelt die Maschine allerdings nicht. Immerhin lässt sich das Sechsgang-Schaltgetriebe leicht und exakt bedienen. Es ist dem Vortrieb zwar nicht dienlich, die Gänge bis zum Begrenzer auszudrehen, unterhalb von 1.500 U/min ist der Diesel jedoch so antrittsschwach, dass der Griff zum Schalthebel hier öfter nötig wird. Die Sechsgang-Automatik ist übrigens eine komfortable Alternative. Den Normverbrauch von glatten fünf Litern Diesel (Automatik: 6,0) konnten wir zwar nicht ganz erreichen, er liegt bei verhaltener Gangart jedoch in greifbarer Nähe.
Start bei knapp 17.000 Euro
Der Einstiegsbenziner Edition7 tritt für günstige 16.990 Euro an; die weitaus besser ausgestattete Variante Spirit schlägt allerdings mit stolzen 22.790 Euro zu Buche, und für den Turbodiesel sind weitere 2.200 Euro fällig. Dennoch: Im Konkurrenzvergleich ist das kein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Soul macht Spaß – und mit dem neuen Modell präsentiert er sich für die nächsten Jahre bestens gerüstet.
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