Patent angemeldet Ford Mustang bald mit V8-Wasserstoff-Motor?

Von Sven Prawitz

Ford hat in den USA eine Verbrennungsmethode für einen mit Wasserstoff betriebenen Motor zum Patent angemeldet. Das Aggregat könnte einen Ford Mustang befeuern.

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Gibt es bald einen Ford Mustang mit Hybridantrieb, der Wasserstoff verbrennt?
Gibt es bald einen Ford Mustang mit Hybridantrieb, der Wasserstoff verbrennt?
(Bild: Ford)

Ford hat erst vor wenigen Wochen eine große Umstrukturierung angekündigt. Der Konzern will vor allem E-Autos schneller entwickeln und auf den Markt bringen. „Wir gehen ‚all-in‘“, kommentierte Ford-CEO Jim Farley diesen Schritt.

Unternehmen sprechen öffentlich noch nicht so gerne über den H2-Motor.

Jürgen Nadler, Keyou

Die bald geschaffene Verbrenner-Einheit des Konzerns könnte dann von einer noch jungen Entwicklung profitieren: Wie das US-Portal „Muscle Cars & Trucks“ (kurz MC&T) berichtet, hat Ford einen mit Wasserstoff betriebenen Turbomotor zum Patent angemeldet. Demnach haben die Ingenieure eine Verbrennungsmethode entwickelt, die es ermöglicht, in einem breiten Bereich von Luft-Kraftstoff-Lambdawerten zu arbeiten, je nach Drehmomentbedarf.

Jürgen Nadler, Marketingleiter beim Entwicklungsdienstleister Keyou, wundert sich nicht über Fords F&E-Aktivitäten am Wasserstoff-Verbrenner: „In der Branche ist es kein Geheimnis, dass Jeder an dem Thema arbeitet“, sagt er gegenüber »Automobil Industrie«. „Die Frage sei nur, wie viel Ressourcen und Budget man am Ende tatsächlich in das Thema investiert beziehungsweise investieren kann.

Lambda-Werte von über 2,0

Fords neue Methode der turbogeladenen Wasserstoffverbrennung zielt darauf ab, Lambda-Werte von über 2,0 zu erreichen. Das bedeutet, dass der Motor in der Lage wäre, in einem extrem mageren Zustand zu arbeiten und mehr als die doppelte Menge an Luft zu verbrauchen, die für die stöchiometrische Verbrennung von Wasserstoff erforderlich ist, schreibt MC&T.

Das magere Mischungsverhältnis verringert die Flammgeschwindigkeit. Damit Fords Methode der Wasserstoffverbrennung funktioniert, wird der Wasserstoff über eine Direkteinspritzung zugeführt.

Abgasrückführung und variable Ventilsteuerung

Dem Patent zufolge könnte der AGR-Gehalt durch Verschiebung der Ventilsteuerzeiten oder durch Einführung einer erheblichen Überlappung verändert werden. Wie MC&T weiter berichtet, erwägt Ford ein „Multi-Lift-Profil“, bei dem „das Einlassventil zwei voneinander unabhängige Ventilhübe während eines Arbeitszyklus ausführt“. Dies könnte dadurch erreicht werden, dass „ein zweiter Ventilhub vor dem eigentlichen Ventilhub des Einlassventils ausgeführt wird.“ Gesteuert würde all dies durch eine vollvariable Ventilsteuerung, die in der Lage ist, die Dauer und den Ventilhub zu verändern.

Ein Motor mit der neuen Verbrennungsmethode könnte laut Patent Teil eines Hybrid-Antriebsstrangs sein. Das gezeigte Beispiel sieht eine Motor-Generator-Einheit vor, die in Reihe zwischen Motor und Getriebe geschaltet ist, aber laut Ford könnte sie auch in einem Parallel-, Serien- oder Serien-Parallel-Hybridfahrzeug eingesetzt werden.

Welches Potenzial hat der Wasserstoff-Motor?

Das eingereichte Patent beschreibt allerdings nur die Methode der Verbrennung und Steuerung von Gasgemischen. Für eine Motorkonstruktion, die dieses Verfahren optimiert, müsste noch einiges an Entwicklungs-Arbeit geleistet werden. Das Aggregat könnte dann wieder einen Ford Mustang befeuern – die Skizzen der Patentschrift zeigen einen Achtzylinder.

Welches Potenzial in der angemeldeten Erfindung steckt, mag man bei Keyou nicht bewerten. Jürgen Nadler freut sich jedoch über jede Aktivität und jedes Unternehmen, das sich hier beteiligt. Zum Beispiel ist auch Toyota auf diesem Gebiet aktiv. In einer japanischen Rennserie wird ein Toyota Corolla eingesetzt, der den Wasserstoffmotor in einem umgerüsteten Motor verbrennt.

Für börsennotierte Unternehmen sei es jedoch sehr schwer, neben den noch benötigten Verbrennern und den hohen Investitionen in die E-Mobilität einen dritten Antriebspfad öffentlich zu vertreten, sagt Nadler. „Insbesondere im Nutzfahrzeugsektor und für spezifische Anwendungen im On- und Offroadbereich sehen viele im H2-Motor die beste Alternative. Nur spricht man öffentlich noch nicht so gerne darüber.“

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