Entwicklung Displays: Arbeitsgruppe „Halo“ will Standard für Lieferkette definieren
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Das Blooming, oder „Halo-Effekt“, beeinträchtigt die visuelle Qualität von Displays. Eine Arbeitsgruppe will deshalb eine Testmethode entwickeln und einen Standard für Displays erarbeiten.

Der sogenannte Halo-Effekt wirkt sich massiv auf die visuelle Qualität von Displays aus. Displayexperten des Deutschen Flachdisplay Forum (DFF) schlossen sich deshalb im Juli 2022 zur neuen Arbeitsgruppe „Halo“ zusammen. Ihr Ziel: eine Spezifikation erstellen, die als weltweiter Standard für die Automobilindustrie und andere Branchen mit hohen Anforderungen an die Bildqualität gilt.
Die Experten arbeiten gemeinsam an einer Testmethode, die zeigt, wie sich Halo für Display-Techniken messen lässt. Unter der Leitung von Donald Schaffer, Head of Automotive Solution Business Unit Europe bei Dexerials Europe, begann die Arbeitsgruppe im September 2022 mit dem Projekt.
Was ist Halo-Blooming?
Im Gespräch mit »Automobil Industrie« äußern sich Donald Schaffer, Proffessor Karlheinz Blankenbach, Hochschule Pforzheim und Michael Stützel, Head of Development, Displays & Illumination Semsotec Group zum Halo-Blooming im Fahrzeug.
Herr Blankenbach, was ist Halo-Blooming?
Blooming, auch bekannt als Halo-Effekt, ist ein Display-Artefakt. Dieses tritt auf, wenn Licht von hellen Objekten in dunklere Umgebungsbereiche ausstrahlt. Dadurch entsteht eine Art Lichthof um das Objekt, deshalb auch Lichthofeffekt genannt. Je nach Anzeigetechnik kann der Effekt stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Bei Full-Array-Local-Dimming-LC-Displays, kurz FALD, ist Blooming am stärksten ausgeprägt. Bei herkömmlichen LC-Displays hingegen ist das wegen eines Kontrastverhältnisses von 500 bis 1.000:1 meist nicht zu bemerken. Auch bei OLED-Displays haben wir Halo gemessen, allerdings ist der Effekt hier deutlich schwächer ausgeprägt als bei FALD.
Zu beachten ist, dass Halo auch im Auge entstehen kann und durchaus etwa ein Prozent der Leuchtdichte eines hellen Bildschirmobjektes im Auge gestreut werden. Im Internet kursieren viele Fotos zu Blooming. Meist sind diese Fotos aber im Dunkeln mit unnatürlich hoher Leuchtdichte entstanden.
Herr Schaffer, in einer Arbeitsgruppe innerhalb des DFF arbeiten die Experten an einem weltweiten Standard für eine Halo-Spezifikation. Können Sie das bitte näher erläutern?
Ziel ist es, eine Testmethode zu erarbeiten, die definiert, wie sich Halo für die verschiedenen Anzeigetechniken messen lässt. Relevant ist das insbesondere im Automobil. Aber auch in weiteren Bereichen, die eine hohe Bildqualität erfordern – beispielsweise die medizinische Bildgebung. Zentral für uns ist es, eine möglichst praxisnahe Testmethode zu entwickeln, die ohne Spezialequipment auskommt, zuverlässig und reproduzierbar ist.
Warum ist das für Autohersteller und ihre Zulieferer wichtig?
Gerade die Premium-Hersteller zeichnen sich durch Innovation und Integration neuer HMI-Systeme aus. Displaytechniken wie OLED und FALD tragen dazu bei, eine noch bessere Benutzererfahrung und Bildqualität zu gewährleisten. Die Halo-Spezifikation des DFF wird einen Standard für die gesamte Lieferkette definieren, der allen in der Wertschöpfungskette der Displayindustrie miteinander verknüpften Firmen zugute kommt.
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Herr Blankenbach, mit welchen Mitteln lässt sich der unerwünschte Effekt in einem Display vermeiden?
Wie bereits erwähnt, tritt Blooming bei hellen Objekten vor dunklem Hintergrund auf. Das nennt man auch Negativ-Darstellung. Bei einer Positiv-Darstellung, also dunkler Vorder- und heller Hintergrund, ist dieser Effekt praktisch nicht wahrnehmbar.
Herr Stützel, aus welchen Anforderungen oder Anwendungen kommen die Qualitätsansprüche speziell für Halo-Blooming?
In Fahrzeugen aller Art, in Flugzeugen, in der graphischen Industrie- und Videoproduktion sowie der Medizintechnik kommt es auf höchste Bildqualität an. Denn nur diese gewährleistet eine akzeptable Ablesesicherheit. Blooming, Halo oder Inhomogenitäten von Objekten stören diesen hohen Anspruch.
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