Produktion Hannover Messe 2019: Die wichtigsten Neuheiten der Zulieferer

Autor / Redakteur: dpa / Svenja Gelowicz

Die diesjährige Hannover Messe zeigt, wie sich die Unternehmen der Autoindustrie ihre Fabriken der Zukunft konkret vorstellen – um noch kostengünstiger und flexibler zu produzieren. Natürlich mit von der Partie: Smarte Roboter, künstliche Intelligenz und der neue Mobilfunkstandard 5G.

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Heute (1. April) ist die diesjährige Hannover Messe gestartet. Unternehmen zeigen allerhand Neuheiten, um die Produkton günstiger und flexibler zu gestalten.
Heute (1. April) ist die diesjährige Hannover Messe gestartet. Unternehmen zeigen allerhand Neuheiten, um die Produkton günstiger und flexibler zu gestalten.
(Bild: Hannover Messe)

Smarte Roboter, neue Geschäftsmodelle, schnelles Internet: die Hannover Messe (1. bis 5. April) versucht als Innovationsplattform für vernetzte Produktionsabläufe der Zukunft auch in diesem Jahr wieder neue Trendthemen abzubilden. Dabei geht es diesmal vor allem um die Frage, wie die bisher gesammelten großen Datenmengen in der Fabrik der Zukunft für eine kostengünstige und flexible Produktion eingesetzt werden können. Schlüsseltechnik sind die künstliche Intelligenz - und der neue Mobilfunkstandard 5G. In einem Testfeld ("5G-Arena") werden Produktionsanwendungen gezeigt.

Insgesamt blickt Deutschlands Industrie verhalten in die Zukunft, produziert aber noch auf hohem Niveau: Das ist das Fazit von Unternehmen und Verbänden zum Auftakt der diesjährigen Hannover Messe. Internationale Handelskonflikte und die Konjunkturabschwächung dämpfen dabei die Aussichten. BDI-Chef Dieter Kempf sieht nicht nur wegen der andauernden Hängepartie beim Brexit auch die Politik in der Pflicht und sagte mit Blick auf die deutsche Industrieproduktion in diesem Jahr: „Wir erwarten gerade noch eine schwarze Null.“

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Automobilzulieferer wie ZF zeigt dieses Jahr in Hannover unter anderem einen Funktionsprüfstand für E-Antriebe der dritten Generation. Der soll Taktzeiten ab 90 Sekunden realisieren können – für Prototypen und für High-Volume. Wiederum zeigt Schaeffler sein neues „Pro Link Condition-Monitoring System“: Hauptprozessormodul und Erweiterungsmodule werden einfach auf die Hutschiene im Schaltschrank montiert. Dank Konfigurationsassistent, Templates und selbstlernender Testphase benötigen Kunden laut dem Zulieferer aus Herzogenaurach keine Kenntnisse auf dem Gebiet der Signalerfassung und Schwingungsanalyse.

Mobilfunkstandard 5G: Neue Fertigungsmethoden dank schnellerer Datenübertragung

Schnell, schneller, am schnellsten: 5G. Der neue Mobilfunkstandard ermöglicht dank schneller Datenübertragung neue Fertigungsmethoden, die das Fließband um mobile Plattformen ergänzen. Möglich werden so mobile Produktionsinseln, die die bisherige Fließbandarbeit auf den Kopf stellen und stets Sonderanfertigungen in den Produktionsablauf integrieren können. Der Ericsson-Konzern zeigt den Prototypen eines Arbeitsroboters, der dank seiner Sensoren dem Besucher feinfühlig Pfefferminz-Dosen reichen kann. Er soll zeigen, dass sich der Roboter bei der Zusammenarbeit mit Menschen in der Fabrik künftig nicht mehr hinter Zäunen verstecken muss. Der neue 5G-Standard ermögliche ihm eine schnelle Analyse für ein reibungs- und gefahrloses Miteinander. Dank der neuen Technik erübrigen sich störanfällige Verkabelungen. Auch Sicherheitsfunktionen zum Schutz des Menschen könnten per Funk übertragen werden. Heute sei ein Not-Aus-Schalter noch stets per Kabel verbunden, sagt Detlef Zühlke von der Technologie-Initiative Smart Factory.

Fahrerlose Transportsysteme: Fabrik der Zukunft

Wo vor einem Jahr noch Avatare unschlüssig auf einer Bühne standen, rollen nun autonom fahrende Produktionseinheiten oder Transportfahrzeuge und bringen Material heran: die Fabrik der Zukunft. Die Fahrzeuge werden induktiv geladen, hohe Flexibilisierung in der Produktion wird so möglich. Die Module tauschen sich über 5G aus - gewissermaßen das „Nervensystem“ der Fabrik der Zukunft, sagt Bosch-Rexroth-Manager Marc Wucherer. Roboter bringen Material und bereiten Arbeitsplätze vor. Oder: Ein Mitarbeiter prüft Vernietungen - sind sie in Ordnung, erfährt dies das System; ein Roboter kommt und versiegelt die Nieten. Ist er fertig und kann der Mensch wieder übernehmen, erfährt er das etwa per Nachricht an seine Smartwatch. Die enge Zusammenarbeit von Mensch und Roboter werde allerdings noch Zeit brauchen, sagt Tim Schwartz vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI): „Der Mensch will sich sicher fühlen.“

Hannover Messe 2019: Flexible Produktion

Neue Ideen, neue Gedanken und neue Ansätze für die Fabrik der Zukunft bietet auch die SEW Eurodrive, die mit ihrem Produktionskonzept auf die sich wandelnde Automobilindustrie setzt. Auch ABB hat die zunehmende Kooperation von Mensch und Maschine im Visier und setzt insbesondere auf den digitalen Zwilling – ein Ergebnis einer Partnerschaft zwischen ABB und Dassault Systèmes. Die Partner zeigen einen vollständigen digitalen Zwilling einer Punktschweißanwendung.

Die Produktion wird ganz allgemein flexibler. Beim Konzept der Beckhoff Automation etwa wirbeln die Produktionsmodule in einem faszinierenden, rechnergesteuerten Tanz auf einem Magnetfeld ohne mechanische Reibung umeinander.

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Vollelektrisch und vollautonom – ein Beispiel der Mobilität der Zukunft preist Geschäftsführer Wolfgang Seeliger von Leichtbau BW an: Es ist eine Art einsitziger Kabinenroller für die Stadt. Das Fahrzeug soll dank Carbon, Teilen aus dem 3-D-Drucker und Beschränkung aufs Wesentliche nur 400 Kilo wiegen und nur ein Viertel der Fläche eines normalen Autos einnehmen. Im Umkehrschluss heißt das: drei Viertel der Verkehrsfläche in Städten könnten eingespart werden, erklärt er. Per App soll der Kunde das Auto bestellen können, für das die Straßenzulassung vorbereitet wird. Gedacht sei es etwa für Strecken vom S-Bahnhof nach Hause. Volkswagen dagegen zeigt Anwendungsmöglichkeiten für künftig autonom fahrende Autos; vom rollenden, fahrerlosen Besprechungsraum bis zur mobilen, selbstfahrenden Krankenliege im Auto - für den Notfall.

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