Fahrbericht Honda HR-V Sport: Japanisches Power-SUV
Honda hat dem HR-V einen sportlichen Schliff verpasst: Neben einer geschärften Optik haben die Japaner das Kompakt-SUV mit einem neuen Benziner ausgestattet. Wir haben den hochbeinigen Sportler getestet.
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HR-V Sport nennt sich das überarbeitete Crossover-SUV von Honda. Diese Zusatzbezeichnung hat es sich auch redlich verdient. Denn im Japaner arbeitet nun der bewährte 1,5-Liter-Turbobenziner mit 182 PS. Und das richtig gut: Das Triebwerk hängt klasse am Gas und reagiert prompt auf jeden Leistungsabruf. Kein Wunder, denn das Drehmoment von 240 Newtonmeter kommt bereits bei 1.900 Umdrehungen so richtig auf Touren und hängt bis 5.000 Umdrehungen straff am Gas. Beim Ampelstart hat der kleine Japaner allerdings so seine Probleme und hier ist etwas mehr Nachdruck gefordert. Aber sobald der zweite Gang des Sechs-Gang-Handschalters eingelegt ist, kommt das Aggregat in Fahrt und läuft harmonisch.
Durchzugsstarkes Aggregat mit mittelmäßigem Verbrauch
Die Schaltung überzeugt dabei mit kurzen Wegen und knackigem Zugriff. Dabei liegt der in kühlem Edelstahl designte Schaltknauf gut in der Hand. Die Gänge sind harmonisch abgestimmt und der Motor meldet sich beim Beschleunigen über den Soundgenerator mit einem knurrenden Klang zu Wort, und selbst im hohen Drehzahlbereich wirkt der Sound nie übermäßig angestrengt oder künstlich. Das wird besonders deutlich, wenn man auf die Autobahn fährt und das Aggregat bis auf 5.500 Umdrehungen hetzt, bevor man in den nächsten Gang schaltet.
Dabei kann sich die Beschleunigung trotz der 1,3 Tonnen durchaus sehen lassen. Laut Honda braucht der Crossover 7,8 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h. Die maximal Geschwindigkeit soll bei 215 km/h liegen, wir haben uns auf der Autobahn mit 207 km/h zufrieden gegeben. Auch weil bei diesem Tempo die Fahrbahn- und Windgeräusche im Innenraum sehr unangenehm werden – trotz der verbesserten Geräuschdämmung an Türen und Radhäusern. Bei Tempo 130 auf der Autobahn erweist sich der HR-V hingegen nicht nur als wahrer Flüsterer, sondern begnügt sich auch mit 6,7 Litern Super auf 100 Kilometern. Wohingegen der Verbrauch bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 170 km/h schnell in den zweistelligen Bereich steigen kann.
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Elektromobilität
Erste Fahrt mit dem Honda „e“
Gute Straßenlage, nervige Assistenten
Auch das Fahrwerk ist eher für den oberen Drehzahlbereich und die Autobahn konzipiert. Das SUV lässt sich mit einer hohen Präzision durch die Kurven manövrieren. Dabei liegt das Fahrzeug satt auf der Straße und die Seitenneigung hält sich in Grenzen. Spezielle Dämpfer wirken Seiten- und Torsionsbewegungen entgegen, minimieren Karosseriebewegungen in Kurven und verbessern so die Stabilität bei plötzlichen Spurwechseln. Lediglich bei Spurrillen in engeren Kurven fängt der Japaner an leicht zu versetzen. Aber nichts was mit ESP und Co. nicht in den Griff zu bekommen wäre. Wobei man sagen muss, dass einige Assistenten eher störend wirken: Der Spurhalteassistent beispielsweise agiert sehr empfindlich und etwas übermotiviert.
Eine gute Rückmeldung besonders bei hohem Tempo gibt hingegen die Lenkung. Dank eines variablen Lenksystems eignet sie sich zudem für enge Radien in der Innenstadt. Das kann man vom relativ harten Fahrwerk nicht behaupten: Kopfsteinpflaster und Fahrbahnschweller gibt es ungefiltert an den Rücken weiter. Glücklicherweise sind die Sitze angenehm gepolstert und bequem, sodass auch längere Fahrten ohne bleibende Rückenschmerzen absolviert werden können. Gleichzeitig hält das Gestühl bei schnell gefahrenen Kurven die Passagiere fest im Sattel, auch auf den Fondsitzen. Hier haben übrigens drei Passagiere genügend Kopf- und Beinfreiheit. Die Schultern können sich, auf der mit schwarzem Stoff und rotem Leder überzogenen Rückbank, dagegen schon mal in die Quere kommen.
Infotainmentsystem mit einigen Schwachstellen
Dieser Farb- und Materialmix zieht sich durch den gesamten Innenraum einschließlich des Armaturenträgers. Dabei ist besonders die Farbwahl gewagt und trifft sicher nicht jedermanns Geschmack. Genauso wie das schwarze Hartplastik, das man ebenfalls im kompletten Innenraum findet und haptisch keinen guten Eindruck hinterlässt. Gleiches gilt für das Thema Vernetzung: Zwar sind USB-Anschlüsse vorhanden, Apple Carplay oder Android Auto sind nicht an Bord. Hier hinkt Honda ebenso hinterher wie bei der Gestaltung der Instrumente, die ein wenig verstaubt wirken. Einzige Ausnahme bildet hier das Touch-Display für die Klimaanlage. Dieses kommt unserer Zeit schon näher und ist zudem einfach zu steuern. Allerdings braucht die Klimaanlage ziemlich lange bis sie an heißen Sommertagen so richtig in Fahrt kommt. Das gilt auch für das Navi: Die Kartendarstellung wirkt mit dem Navigationspfeil wie ein Videospiel aus den 90ern und die Bedienung ist mehr als umständlich. Auch die Verkehrszeichenerkennung in einer pixeligen Schwarzweißgrafik ist sehr fragwürdig, zumal das System so seine Mängel hat: Beim Test lag das System in 50 Prozent der Fälle daneben.
Sportliches Design für den HR-V
Da hilft dann auch der serienmäßig Geschwindigkeitsregler nichts, der im Idealfall das Tempo an die vorgegebenen Limits anpasst. Sinnvoll sind hingegen die Rückfahrkamera sowie die Einparkhilfe für Front und Heck. Beides ist beim Ein- und Ausparken nur schwer einzuschätzen. Empfehlenswert wäre noch eine 360-Grad Kameraansicht gewesen, damit man das neue, sportliche Blechkleid nicht ramponiert. Denn die Designer haben den HR-V Sport mit neuen Schürzen und zahlreichen Teilen in Hochglanz-Schwarz wie beispielsweise Seitenschweller und Chromspangen vorn und hinten auf dynamisch getrimmt. Dazu passen auch die coupéartige Dachlinie sowie die schwarzlackierten 18-Zoll-Felgen. Insgesamt bleibt das Designtuning für japanische Verhältnisse angenehm dezent und die Kombination aus dunkelgrau und schwarz geht sowieso immer.
Wer bereit ist für mindestens 29.990 Euro Abstriche in Sachen Infotainment zu machen, dafür aber mehr Wert auf einen kräftigen Turbomotor sowie ein gutes Fahrwerk legt, der macht mit dem Honda HR-V Turbo nicht viel falsch.
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