Berylls-Studie Karosserieleichtbau: Raus aus der Nische

Redakteur: Claus-Peter Köth |

Der weltweite Markt für Karosserieleichtbau wächst bis 2025 mit durchschnittlich 15 Prozent im Jahr und verfünffacht sich auf knapp 100 Milliarden Euro. China wird zum Hauptmarkt für Karosserieleichtbau und zieht mit Europa gleich. Die neue Berylls-Studie gibt einen Ausblick auf den künftigen Automobilleichtbau.

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Eine Berylls-Studie gibt Einblicke in die Zukunft des automobilen Leichtbaus. Demnach wächst der weltweite Markt für Karosserieleichtbau bis zum Jahr 2025 mit durchschnittlich 15 Prozent im Jahr und verfünffacht sich auf knapp 100 Milliarden Euro.
Eine Berylls-Studie gibt Einblicke in die Zukunft des automobilen Leichtbaus. Demnach wächst der weltweite Markt für Karosserieleichtbau bis zum Jahr 2025 mit durchschnittlich 15 Prozent im Jahr und verfünffacht sich auf knapp 100 Milliarden Euro.
(Foto: Audi)

Fahrzeuggewicht war und ist im Automobilbau ein Thema, jetzt aber mit umgekehrtem Vorzeichen: Während die vergangenen Jahrzehnte die Gewichtsspirale immer weiter nach oben ging, so steht jetzt mehr denn je die Gewichtsreduzierung im Mittelpunkt der Entwicklungsaktivitäten bei Automobilherstellern und Zulieferern. Spätestens die verschärften CO2-Flottenziele sorgen dafür, dass Leichtbau als strategischer Hebel zur Zielerreichung der OEMs genutzt wird, mit zunehmender Akzeptanz von Mehrkosten alternativer Leichtbaukonzepte.

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Ein 100-Milliarden-Markt entsteht

Mit etwa 20 bis 25 Prozent hat die Karosserie – bestehend aus Karosseriestruktur, Türen, Klappen, Außenhaut – einen hohen Anteil am Fahrzeuggewicht. Leichtbaumaterialien wie hochfester Stahl, Aluminium, Magnesium, Kunststoff bis hin zu CFK spielen heute mit in Summe etwa zehn Prozent Anteil am weltweiten Karosseriemarkt jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Je nach Region oder Fahrzeugsegment liegen die Marktanteile des Karosserieleichtbaus allerdings durchaus höher, so beispielsweise in Europa (17 Prozent) oder im Segment großer Fahrzeuge (16 Prozent). Und im Premiumsegment beträgt dieser Marktanteil heute bereits durchschnittlich 51 Prozent.

Nach vorne blickend verfünffacht sich der Markt für Karosserieleichtbau bis zum Jahr 2025 auf 98,7 Milliarden Euro. Hoch- und höchstfester Stahl wird mit circa 45 Prozent Marktanteil in 2025 zu dem Zukunftswerkstoff und verdrängt entsprechend konventionellen Stahl. Aluminium verlässt die Nische und erreicht in mittleren bis großen Fahrzeugen einen Marktanteil von 20 bis 50 Prozent; in Summe wächst der Aluminiummarkt in der Karosserie um durchschnittlich knapp 23 Prozent per anno! Die signifikante Kostenreduktion in der Großserie ermöglicht langfristig auch CFK den Durchbruch im Premiumsegment.

Wettbewerb im Karosserieleichtbau – „leichter“ wird es nicht

Auch wenn Europa weiter stark wächst: allein die Fahrzeuge aus chinesischer Produktion stehen für knapp 30 Prozent des Wachstums im Karosserieleichtbau bis 2025. Daneben gewinnt der NAFTA-Raum stark an Bedeutung, da die amerikanischen OEMs Nachholbedarfe im Karosserieleichtbau adressieren müssen und auch die europäischen Transplants die Fertigung „leichter“ Karosserien forcieren. Alles in allem sind die nächsten Jahre von Lösungsvielfalt geprägt. Etablierte Karosserieformen kommen durch verstärkten Material- und Konzeptleichtbau unter Druck – mit Chancen, aber auch mit Risiken für alle Beteiligten. Das Management bei OEMs und Karosseriezulieferern steht demnach vor der Aufgabe, Wertschöpfungsstrukturen in Entwicklung und Fertigung konsequent auf Leichtbau auszurichten.

„Nur wer jetzt die notwendigen Veränderungen einleitet, wird mittel- und langfristig überleben“, sagt Christian Kleinhans, Geschäftsführender Partner der Berylls Strategy Advisors GmbH und Autor der Studie. Die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle sei demnach Pflichtaufgabe für das Management. Als eine der künftigen Kerndisziplinen im Automobilbau böte aber gerade der Leichtbau enormes Potenzial für „Ingenieurskunst Made in Germany“!

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