Klimaschutz Kommentar: „Entwickeln, was gefördert wird“

Autor / Redakteur: Claus-Peter Köth / Thomas Günnel

Die Politik hat sich darauf geeinigt, wie der Schutz des Klimas zumindest in Deutschland aussehen muss – und schafft weitere Anreize, um E-Fahrzeuge zu kaufen. Alternativen sind damit aber nicht vom Tisch.

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„Die Zulieferer sehen beim Thema Brennstoffzelle große Betätigungsfelder“, »Automobil Industrie«-Chefredakteur Claus-Peter Köth.
„Die Zulieferer sehen beim Thema Brennstoffzelle große Betätigungsfelder“, »Automobil Industrie«-Chefredakteur Claus-Peter Köth.
(Bild: Stefan Bausewein)

Das Klimaschutzpaket der Bundesregierung wurde insbesondere von der Automobilindustrie mit großer Spannung erwartet. Jetzt liegen die Fakten auf dem Tisch: CO2 soll einen Preis bekommen und klimafreundlichen Antrieben einen Schub verleihen. Die Bepreisung von Benzin, Diesel und Erdgas wird moderat starten – ab 2021 mit zehn Euro pro Tonne CO2.

Bis 2025 soll der Preis schrittweise auf 35 Euro steigen. Das würde den Liter Kraftstoff zunächst um drei, später um etwa zehn Cent verteuern. Viel zu wenig, wettern die ersten Kritiker, mindestens 50 Euro pro Tonne CO2 seien notwendig, um eine Lenkungswirkung zu erzielen.

Die Batterie alleine kann die Welt nicht retten.

Claus-Peter Köth

Stand heute ist für die Koalition in erster Linie das batterieelektrische Fahrzeug, kurz BEV, klimafreundlich. Um die nach wie vor geringe Nachfrage zu erhöhen, plant der Bund, die aktuelle Kaufprämie in Höhe von 4.000 Euro – 50 Prozent Hersteller, 50 Prozent Bund – zu verlängern. Für Fahrzeuge unter 40.000 Euro soll sie sogar noch einmal erhöht werden. Weitere Anreize wie mehr Ladestationen und eine nochmalige Senkung der Dienstwagensteuer sind ebenfalls geplant.

Damit kommt das Klimapaket gerade noch zur rechten Zeit, um etwa dem neuen VW ID.3 – und seinen Derivaten – zum ersehnten Durchbruch zu verhelfen. Dieser ist für die OEMs zwingend notwendig, um die CO2-Flottenziele zu erreichen – schließlich wird das E-Auto als Nullemissionsfahrzeug bewertet und mit dem Faktor 2 angerechnet.

Weil nun aber die Politik so langsam dahinterkommt, dass das BEV alleine das Weltklima nicht retten kann, unterstützt sie neuerdings parallel zum Aufbau von Batteriefabriken auch die Elektromobilität mit Wasserstoff , und damit zumindest indirekt auch die Herstellung synthetischer Kraftstoffe.

Große Chancen für Zulieferer

Diese Alternativen hat die Industrie auf dem Weg zur CO2-Neutralität nie aus den Augen verloren. Insbesondere die Zulieferer sehen hier mittelfristig für sich große Betätigungsfelder. Und auch Audi hat im Rahmen der IAA angekündigt, seinen Kunden unter dem Namen H-Tron in absehbarer Zukunft Brennstoffzellenfahrzeuge als Kleinserie anzubieten. Vielleicht verhelfen ja intelligente Partnerschaften und der eine oder andere Fördertopf der alternativen Technologie schon bald zu neuen Chancen. China scheint diesbezüglich wieder einmal einen Schritt voraus zu sein.

So berichtete jüngst das Medium „China Daily News“ über eine neue Strategie: Schon bald sollen vier Wasserstoff-Korridore eingerichtet werden – ganz nach japanischem und kalifornischem Vorbild. Und staatliche Subventionen würden anstatt in Elektroautos nunmehr in die Entwicklung der Wasserstoff-Brennstoffzelle gesteckt. Die seien sauberer und effizienter als Fahrzeuge, deren Energie aus Lithium-Ionen-Batterien kommt.

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