Leichtbau Konzept Volvo LCP2000 – vor 30 Jahren weit voraus

Redakteur: Thomas Günnel

Leichtbau-Materialien, alternative Antriebe und geringer Verbrauch sind Schlagwörter für Autos der Gegenwart. Aber auch schon vor 30 Jahren motivierten sie die Volvo-Ingenieure. Das Ergebnis: Das Konzeptfahrzeug Volvo LCP2000 (Light Component Project).

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Platz für mindestens zwei Personen, ein Leergewicht von 700 Kilogramm und mximal vier Liter Kraftstoffverbrauch auf 100 Kilometer: Das waren die Anforderungen an das Volvo Konzeptfahrzeug LCP2000 im Jahr 1979.
Platz für mindestens zwei Personen, ein Leergewicht von 700 Kilogramm und mximal vier Liter Kraftstoffverbrauch auf 100 Kilometer: Das waren die Anforderungen an das Volvo Konzeptfahrzeug LCP2000 im Jahr 1979.
(Foto: Volvo)

Die Idee für das LCP-Konzept wurde bereits im Jahr 1979 geboren. Als Basis dienten eine elektrische Autostudie, die 1976 unter der Leitung von Rolf Mellde entwickelt wurde, und ein ultraleichtes Kleinwagenkonzept namens Ellen. Die Aufgabe lautete: den Prototypen eines leichten, extrem sparsamen Fahrzeugs für das Jahr 2000 zu entwickeln, das gleichzeitig alle Anforderungen an Sicherheit und Alltagstauglichkeit erfüllt. Das Team unter der Leitung von Mellde sollte neue Materialien und Techniken nutzen und auch noch in der Entwicklung befindliche Komponenten einbeziehen. Die Messlatte hing hoch: Der LCP sollte mindestens zwei Personen Platz bieten, maximal 700 Kilogramm wiegen und weniger als vier Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbrauchen. Für das Jahr 1979 utopische Vorgaben.

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Design: vertraut und doch ganz neu

Schließlich wurden vier Fahrzeuge mit geringen technischen Unterschieden gebaut und zum ersten Mal bei einem Umweltschutz-Seminar in Schwedens Hauptstadt Stockholm im Frühjahr 1983 gezeigt. Der Volvo LCP2000 sah zwar aus wie ein Auto, jedoch ganz anders als gewohnt: Das keilförmige, zweitürige Modell mit Steilheck verfügte über eine Kunststoff-Heckklappe. Sie war gleichzeitig die Einstiegstür für die hinteren Sitze. Dieses Konstrukt war den Ansprüchen an Sicherheit und Platzangebot geschuldet – und es gab sogar noch Raum für Gepäck. Schaut man sich heute den LCP2000 an, lassen sich durchaus Designelemente des Volvo 480 erkennen, der drei Jahre später auf den Markt kam.

Zwei Dreizylinder-Turbodiesel

Für die vier LCP-Prototypen wurden zwei Dreizylinder-Turbodieselmotoren neu entwickelt: Ein 1,3-Liter Magnesium-Leichtbau-Aggregat mit 37 kW/50 PS und ein 1,4-Liter Triebwerk aus Gusseisen mit 66kW/90 PS. Letzteres nutzte statt eines Kühlmantels im Zylinderkopf das Motoröl zur Wärmedämmung. Der Motor lief mit nahezu jedem Öl. So auch mit Rapsöl, das dem Fahrzeug einen dezenten Duft von „Fish&Chips“ verlieh. Alle LCP-Konzeptfahrzeuge verfügten über quer eingebaute Motoren, Vorderradantrieb und wahlweise eine Fünf-Gang-Schaltung oder ein elektronisch gesteuertes, stufenloses CVT-Getriebe (Continuous Variable Transmission).

Der Leichtbau-Mix

Für zahlreiche Bauteile setzten die Ingenieure unterschiedliche Arten von Kunststoffen, Magnesium und Aluminium ein. Dies geschah nicht nur aus Gründen der Gewichtsreduzierung, sondern auch, um die Verwertung des Fahrzeugs zu erleichtern. Eine kleine Sensation zu dieser Zeit war der Einsatz von Kohlefasern für die Türrahmen – damals ein noch völlig neues, exotisches und unerprobtes Material.

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Ideenträger für die Zukunft

Im Jahr 1983 war der Markt noch nicht reif für ein Automobil wie den Volvo LCP2000. Seinerzeit waren Kraft und Leistung Attribute, die ein attraktives Auto ausmachten. Dennoch sorgte der LCP2000 als Konzeptfahrzeug und Ideenträger für großes Interesse. So wurden Studien zum Gesamtenergieverbrauch über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs erstellt – von der Bereitstellung des Rohmaterials über die Produktion, die Nutzungsdauer bis hin zur Entsorgung. Heute steht das LCP2000 Concept-Car im Volvo Museum am Unternehmenssitz in Göteborg.

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