Autonomes Fahren Kooperation mit Luminar: Mercedes setzt auf Lidar-Sensoren

Elon Musk glaubt nicht an sie, Mercedes will sie nun bald in Serienmodellen einsetzen: Lidar-Sensoren. Das entsprechende Know-how für die Technologie, die autonome Fahrsysteme sicherer machen soll, kaufen sich die Schwaben nun bei Luminar ein.

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Im Dezember hatte Mercedes-Benz als erster Hersteller weltweit eine international gültige Systemzulassung für das hochautomatisierte Fahren (Level 3) erhalten. Mit Luminar will der Konzern jetzt die nächsten Schritte einleiten.
Im Dezember hatte Mercedes-Benz als erster Hersteller weltweit eine international gültige Systemzulassung für das hochautomatisierte Fahren (Level 3) erhalten. Mit Luminar will der Konzern jetzt die nächsten Schritte einleiten.
(Bild: Mercedes-Benz)

Welche Technologie ist die richtige für das autonome Fahren? Während Tesla-Chef Elon Musk ein klarer Verfechter rein kamerabasierter Systeme ist, halten die meisten Wettbewerber andere Sensoren für notwendig, wie Radar oder Lidar. Grob erklärt erfassen letztere die Umgebung, indem sie Infrarot-Lichtwellen in die Umgebung aussenden, die von Objekten reflektiert werden und zum Detektor des Sensors zurückkehren. So entstehen virtuelle 3D-Szenarien. Ein Player, der sich darauf spezialisiert hat, ist das US-Unternehmen Luminar. Nun hat die Firma einen neuen namhaften Kunden an Land gezogen: Mercedes-Benz.

Und die Schwaben kaufen nicht nur die Technik ein, sie beteiligen sich direkt auch an Luminar. 1,5 Millionen Aktien der Firma aus Orlando übernimmt Mercedes-Benz. Zuletzt kostete eine Luminar-Aktie zwischen 13 und 14 Dollar. Der Deal dürfte also ein Volumen von gut 20 Millionen Dollar haben. Großinvestor wird die Daimler-Tochter damit nicht: Sie hält weniger als ein Prozent der Anteile an Luminar.

Mercedes will nach eigenen Angaben die Lidar-Sensoren künftig in seine geplanten Serienfahrzeuge integrieren. Wann die Schwaben damit beginnen, ist noch nicht klar. Ebenso unbekannt ist, wie stark sie damit die autonomen Fähigkeiten ihrer Fahrzeuge verbessern können. Zuletzt hatte die Daimler-Tochter als erster Hersteller weltweit eine international gültige Systemzulassung für das hochautomatisierte Fahren nach Level 3 erhalten. Fahrer dürfen so beispielsweise bei Staus auf bestimmten Autobahnabschnitten immerhin bis 60 km/h die Verantwortung an den Computer abgeben. Der sogenannte Drive Pilot soll in diesem Jahr in der S-Klasse und dem EQS in Serie gehen. Vorerst wird das System allerdings nur in Deutschland verfügbar sein.

Mancher Wettbewerber will ebenfalls bald Level-3-fähige Fahrzeuge bereitstellen. So beispielsweise Volvo. Die Schweden arbeiten ebenfalls mit Luminar zusammen. Allerdings braucht der Hersteller für seine Pläne noch eine Genehmigung der Behörden in Kalifornien, wo die Technologie zuerst ausgerollt werden soll. Daneben zählt Luminar weitere bekannte Namen wie Audi, Toyota, Mobileye, SAIC und Airbus zu seiner Kundschaft.

Wettbewerber überspringen Level 3

Andere Player wie Waymo, Argo AI oder Cruise wollen sich dagegen nicht mit Level 3 aufhalten und setzen bereits auf Level 4. Erste Pilotprojekte dazu laufen bereits, zum Beispiel bietet Waymo einen Robotaxi-Dienst in Phoenix an.

Die Zusammenarbeit von Mercedes-Benz und Luminar umfasst neben der bestehenden Technologie auch einen kontinuierlichen Datenaustausch. Dieser solle dabei helfen, Luminars Produkte regelmäßig zu verbessern. Je mehr Fahrzeuge mit Lidar-Sensoren auf den Straßen unterwegs sind, desto mehr Daten kann das Unternehmen sammeln, um auch die eigene Software voranzubringen.

Mercedes-Benz ist übrigens nicht die erste Sparte aus dem Daimler-Konzern, die Geschäfte mit Luminar eingeht. 2020 beteiligte sich bereits Daimler Trucks an dem Unternehmen aus Florida. Die Nachricht vom Einstieg der Pkw-Kernmarke der Schwaben kam an der Börse gut an. Am Donnerstag verzeichnete Luminar zwischenzeitlich einen Kurssprung von mehr als zehn Prozent.

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