Prognos-Studie „Künftige Fahrzeuge haben nur ein sehr kleines CO2-Budget“

Redakteur: Svenja Gelowicz

Eine neue Studie vergleicht die Ansätze von SPD, Grünen und FDP hinsichtlich ihres Einsparpotenzials beim Klimagas CO2 im Verkehrssektor – und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis. Welche Maßnahmen dabei die größten Effekte erzielen könnten.

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Deutschland muss ambitionierte Maßnahmen ergreifen, wenn es die Sektorenziele im Verkehr erreichen will.
Deutschland muss ambitionierte Maßnahmen ergreifen, wenn es die Sektorenziele im Verkehr erreichen will.
(Bild: ©kichigin19 - stock.adobe.com)

Am Mittwoch (27. Oktober) beginnen SPD, Grüne und FDP die Verhandlungen über die Bildung einer Regierungskoalition. In 22 Arbeitsgruppen treffen sich dazu Politikerinnen und Politiker – eines der Themen ist die Dekarbonisierung des Verkehrs. Vom Tisch ist nach den Sondierungsgesprächen bereits ein grundsätzliches Tempolimit auf Autobahnen.

Eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Instituts Prognos hat nun die verschiedenen Ansätze der Parteien untersucht, um herauszufinden, welche politischen Maßnahmen am schnellsten dazu führen, das Sektorziel im Verkehr bis 2030 zu erreichen. Die Studie wurde von der Umweltorganisation Transport & Environment in Auftrag gegeben.

„Das Sondierungspapier ist bei Verkehr und Klimaschutz sehr enttäuschend, es fehlen konkrete Maßnahmen“, sagt Stef Cornelis, Director bei Transport & Environment, bei einem Gespräch mit Journalisten. Mit Blick auf die FDP, die sich bislang mit ihrem Ansatz beim Thema Mobilität durchgesetzt hat, ergänzt Cornelis: „Die Ampel steht eher auf gelb als auf grün.“

Viel hängt vom Erfolg von E-Autos ab

Der Studie zufolge müssen Elektroautos bis 2025 über 60 Prozent der Neuzulassungen ausmachen und 92 Prozent im Jahr 2030, wenn die Regierung ihr Klimaziel erreichen soll. Die Untersuchung vergleicht die beiden Ansätze, die FDP und Grüne/SPD jeweils verfolgen, hinsichtlich ihres Beitrags. Die FDP setzt maßgeblich auf den CO2-Preis als Steuerungsinstrument, die beiden anderen Parteien auf einen Mix an Maßnahmen. „In der Theorie können wir mit beiden Ansätzen die Ziele erreichen. Die Modellierung zeigt allerdings, dass der Maßnahmenmix von SPD und Grünen geeigneter ist“, sagt Jekaterina Boening von Transport & Environment. Bei beiden Ansätzen sei der Antriebswechsel der größte Hebel. „Die künftigen Fahrzeuge haben nur ein sehr kleines CO2-Budget.“ Daher sei der steile Markthochlauf der Elektromobilität der wichtigste Punkt.

FDP-Ansatz: Benzinpreise bis 2,50 Euro

Beim FDP-Ansatz steige der CO2-Preis laut der Modellierung auf 450 Euro pro Tonne im Jahr 2030 – Benzin und Diesel würden damit deutlich teurer. Gerade für einkommensschwache Bürger wären schnell steigende Benzinpreise schwer zu stemmen, die laut Prognos dann 2,05 Euro im Jahr 2025 und 2,50 Euro im Jahr 2030 betragen würden. Insgesamt würde außerdem das Sektorziel verfehlt.

Maßnahmenmix von SPD und Grüne

Der Maßnahmenmix wiederum setzt im Wesentlichen auf ein Bonus-Malus-System bei Pkws, um Verbraucher zum Kauf von Elektrofahrzeugen zu bewegen, eine jährliche Erhöhung der Kfz- sowie der Dienstwagensteuer für Verbrenner und Plug-in-Hybride und ein linear steigender CO2-Preis. „Der Ansatz ist ambitioniert, aber machbar – er ist sozialverträglicher und bringt die meisten Einsparungen“, sagt Cornelis. Vor allem drei Maßnahmen erzielten große Effekte:

  • Die Überarbeitung der Dienstwagenbesteuerung: „Über 60 Prozent der neuzugelassenen Fahrzeuge sind Geschäftsautos“, sagt Cornelis. Würde diese Flotte elektrifiziert, wäre das ein großer Hebel.
  • Bonus-Malus-Regelung bei der Zulassungssteuer: Die Zulassungssteuer in Deutschland sei mit 26 Euro eher symbolischer Natur und in anderen Ländern deutlich teurer. „Deutschland ist in dieser Hinsicht eine Steueroase“, sagt Cornelis.
  • Verschärfung der EU-Flottengrenzwerte: Die Studie bewertet die Flottengrenzwerte, welche die Autoindustrie regulieren, als nicht ambitioniert. „Wenn wir die Flottengrenzwerte verschärfen, werden die Autobauer ihr Angebot ausweiten, was die Modelle preiswerter und für mehr Menschen zugänglich machen wird.“

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