Produktion Lean & Green Summit: Exzellenz in Effizienz

Autor / Redakteur: Nina Blöhs und Claus-Peter Köth / Thomas Günnel

Continental Regensburg, Kaercher Cleaning Technology und Lohmann & Rauscher sind die Gewinner der Lean & Green Management Awards 2018. Die Preisverleihung findet im November in München statt – im Rahmen des Lean & Green Summit und des Smart Factory Day.

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Daniel Reichert, Director Lean & Green bei Growtth Consulting, beim Lean & Green Summit im Anschluss an den Smart Factory Day 2017.
Daniel Reichert, Director Lean & Green bei Growtth Consulting, beim Lean & Green Summit im Anschluss an den Smart Factory Day 2017.
(Bild: Stefan Bausewein)

Effizient zu produzieren ist in allen Industrien und Regionen eine zentrale Voraussetzung. Die Methoden des Lean Managements stellen für viele Unternehmen hierfür die Basis, um sich kontinuierlich zu verbessern. Wenn Klimaschutz, Ressourcenknappheit oder fortschreitende Digitalisierung zunehmend den Druck auf die Wirtschaft erhöhen, stehen Unternehmen zudem vor der Aufgabe, auch die eigene Umweltbilanz zu verbessern. Eine enge Verknüpfung von Lean & Green ist hier der Schlüssel.

„Wenn Prozesse effizienter gestaltet werden, senkt das nicht nur die Kosten, sondern es schont auch die Umwelt“, erläutert Daniel Reichert, Director Lean & Green bei Growtth Consulting. „Je effizienter ein Prozess, desto weniger Ressourcen müssen eingesetzt werden, um den gewünschten Output zu generieren. Ein oftmals unerkanntes Potenzial liegt daher darin, Lean und Green nicht isoliert zu betrachten, sondern übergreifend strategisch, operativ und organisatorisch zu verknüpfen.“

Potenziale erkennen

Diesen Mehrwert durch die Kombination von Lean & Green bestätigt auch Thomas Ebenhöch, Standort- und Werkleiter von Continental in Regensburg, dem diesjährigen Sieger in der Kategorie Automotive: „Wir arbeiten seit vielen Jahren ebenso intensiv an der Implementierung der Lean-Prinzipien wie an der Verbesserung des Umweltschutzes und der Energieeffizienz. Dabei verfolgen wir den Weg einer intelligenten Verknüpfung von Lean- und Green-Zielen, um die Ressourceneffizienz unserer Produktion nachhaltig zu steigern und dadurch zugleich die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu sichern. Neben der Auszeichnung durch die Experten-Jury schätzen wir daher auch deren detailliertes Feedback, das uns dabei helfen wird, unseren Weg konsequent fortzusetzen.“

Auch das Familienunternehmen Kärcher hat Lean & Green als Schlüsselelement für sich erkannt, um sich nicht nur mit den Werksstandorten in Europa, sondern auch gegenüber chinesischen Wettbewerbern auf dem asiatischen Markt zu behaupten. Durch das Feedback der Lean & Green-Jury wurden laut Dr. Jiqing Liu, KTC General Manager, sofortige Verbesserungspotenziale erkannt, die sich bereits in der Umsetzung befinden. Seine Bilanz nach dem Audit lautet dementsprechend: „Die Teilnahme an der Lean & Green-Evaluierung hat sich absolut gelohnt!“

Die Highlights der Gewinner

Continental Automotive, Werk Regensburg, Kategorie Automotive:

Im Produktionswerk von Continental in Regensburg fertigen knapp 3.000 Mitarbeiter Elektronikbauteile und Steuerungselemente für die Automobilindustrie. Die Auditoren und die Jury wurden durch die tief verankerte Lean-Kultur überzeugt. In Regensburg wird eine vorbildliche Verbesserungskultur gelebt, mit der es gelingt jeden „mitzureißen“. Das Thema „Green“ ist bei Continental zudem eine Top-Management-Priorität. Das Werk hat sich das Ziel gesetzt, die bereits erreichten Erfolge mit dem von Continental selbstentwickelten „Green Plant Label“ in Gold zu krönen. Basis dafür sind zahlreiche Kriterien, die die eigene Umweltbilanz messen und anspruchsvolle Ziele beschreiben.

Lohmann & Rauscher, Werk Neuwied, Kategorie Allgemein produzierende Industrie:

Am Standort Neuwied stellt Lohmann & Rauscher Medizin- und Hygieneprodukte für unterschiedliche Anwendungen her. Knapp 700 Mitarbeiter beteiligen sich jeden Tag daran, Prozessoptimierung durch eine Philosophie der kleinen Schritte stetig voranzutreiben. Ein tägliches und teilweise automatisiertes Monitoring von Performance-Daten ermöglicht ein effektives Shopfloor Management – auch in den Reinräumen. Ferner ist die Verknüpfung von Lean & Green bei Lohmann und Rauscher sehr gut gelungen. So ist zum Beispiel die Energiepolitik als Teil des Qualitätsmanagements fest verankert und der Nachhaltigkeitsbericht ist als Online-Plattform für jeden Mitarbeiter leicht zugänglich.

Kaercher Cleaning Technology, Werk Changshu/China, Kategorie Sonderpreis:

Am Kärcher-Standort in Changshu, etwa zwei Stunden nördlich von Shanghai, stellen rund 700 Mitarbeiter Hochdruck- und Dampfreiniger her. Die offene und teambasierte Kultur und der strukturierte und transparente Verbesserungsprozess überzeugte die Jury. Lean wird eindeutig als Aufgabe aller verstanden und auch in den indirekten Bereichen gelebt. Zudem nutzt Kärcher das Thema Green als strategisches Element, um das eigene Image und die hohe Attraktivität als Arbeitgeber vor Ort weiter zu stärken – beides Elemente, die in China zunehmend an Bedeutung gewinnen und deutlich über eine reine Kostenbetrachtung hinausgehen.

Zum Award

Seit 2012 führen die Beratungsunternehmen Growtth Consulting und Quadriga Consult die Assessments und Verleihung der Lean & Green Management Awards durch. Im Fokus steht die Frage, wie sich alle Verschwendungsarten in einem Unternehmen reduzieren lassen, um die Prozess- und Ressourceneffizienz ganzheitlich über die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig zu steigern. Die mit der Auszeichnung einhergehende Anerkennung ist nicht zuletzt auch im Werben um „future talents“ ein zusätzlicher Anreiz zur Teilnahme. Ein weiterer und wesentlicher Aspekt liegt im industrieübergreifenden Praxistransfer von dem die Top-Unternehmen und die Unternehmen mit Aufholbedarf gleichermaßen profitieren.

Preisverleihung bei ASM Assembly

Die Preisverleihung und Übergabe der Green & Lean Management Awards 2018 findet am 5. November beim letztjährigen Preisträger ASM Assembly in München statt. Bei der umfangreichen Werksführung erhalten die Teilnehmer exklusive Einblicke in innovative Digitalisierungsansätze. Bei den Themen Lean Management und Digitalisierung hat ASM ein exzellentes Niveau erreicht. Teilnehmer lernen zudem die Erfolgsrezepte der diesjährigen Gewinnerunternehmen kennen und können sich mit anderen Industrien austauschen. In begleitenden Workshops werden praxisnah Ansätze und Ideen aus dem Lean Management, der Digitalisierung und Ressourceneffizienz diskutiert. Anmeldung zum Lean & Green Summit: https://www.lean-and-green.de

Am Folgetag, dem 6. November bringt auch der „Smart Factory Day“ die Produktionsexperten zusammen. Im Mittelpunkt stehen intelligente Konzepte und Produkte, aber auch handfeste wirtschaftliche Überlegungen: Senkung der Herstellkosten, Reduzierung der Anlaufkosten, Steigerung der Flexibilität, der Auslastung und der Qualität. Anmeldung und Infos zum Smart Factory Day: https://www.smart-factory-day.de

Herr Reichert, statt fünf Preisträger gibt es dieses Jahr nur drei Gewinner des Lean & Green Management Award. Warum?

Wie jedes Jahr haben wir ein sehr breites Feld an Teilnehmern: Top-Unternehmen, die führend in den Feldern Lean & Green sind, aber auch Unternehmen, die noch einen Weg gehen müssen. Für diese Bewerber ist vor allem die Motivation der Grund, teilzunehmen, da sie eine externe Standortbestimmung mit konkreten Verbesserungshinweisen bekommen. Um die Wertigkeit des Lean & Green Awards zu garantieren, hat die Jury festgelegt, dass eine Mindestpunktzahl im Lean-and-Green-Rating notwendige Voraussetzung für den Preis ist. Unternehmen die diese Marke nicht erreichen, können den Award nicht gewinnen, profitieren aber umso mehr von unserem externen Feedback. Da wir bei den KMUs dieses Jahr primär solche Unternehmen hatten, hat die Jury entschieden in diesen beiden Kategorien keinen Preis zu vergeben.

Worin unterscheidet sich der Lean & Green Management Award wesentlich von anderen vergleichbaren Auszeichnungen?

Der Lean & Green Award ist der einzige Excellence-Award, der sowohl operative Excellence als auch Nachhaltigkeits- und Ressourceneffizienz umfassend in einem Bewertungsmodell verbindet. Viele „Green“-Awards sind auf Projekte und Einzellösungen beschränkt und beruhen meist auf der Einsendung von Fragebögen oder Projektvorstellungen. Eine detaillierte Vor-Ort Bewertung der gesamten Unternehmensprozesse, die auch konkrete Hinweise zur Verbesserung liefert, sehen wir bei anderen Awards nicht. Awards aus dem Bereich Business-Excellence behandeln das Thema Green hingegen meist isoliert und es gibt nur ein paar vereinzelte Fragen zu diesem Thema. Zudem ist der Lean & Green Award international und industrieübergreifend.

Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für eine Teilnahme? Und warum lohnt sie sich in jedem Fall?

Der Aufwand beschränkt sich primär auf einen Tag Vor-Ort-Assessment, dem sogenannten Lean & Green Check. Hier werden durch das standardisierte Lean & Green Bewertungsmodell alle relevanten Unternehmensprozesse abgeklopft und auf Stärken und Schwächen analysiert. Im Fokus des Tages stehen Werksbegehung und Diskussion. Dem Lean & Green-Team ist es dabei wichtig, die spezifischen Anforderungen des Standortes zu verstehen und in die Bewertung einfließen zu lassen. Nur so kann es gelingen jedem Teilnehmer in kurzer Zeit Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und konkrete Handlungshinweise zu geben. Dass dieser Check ein Wert an sich ist und der Nutzen den Aufwand bei weitem übertrifft, bestätigen uns Jahr für Jahr unsere Teilnehmer. Viele konnten direkt im Anschluss des Besuchs unerkannte Potenziale heben oder haben neue Motivation zur Veränderung mitgenommen. Einige Unternehmen nehmen regelmäßig teil, um wertvolle Impulse für die weitere Optimierung zu bekommen.

Die Awards werden am 5. November im Rahmen des Lean & Green Summit übergeben. Was erwartet die Besucher dieses Jahr beim Gastgeber ASM Assembly Systems in München?

Die Teilnehmer erfahren in einer Werksbesichtigung hautnah, wie sich Lean-Management-Ansätze mit Green-Aspekten und Industrie -4.0-Anwendungen intelligent verknüpfen lassen. ASM ist in Bezug auf Lean und Digitalisierung eines der Vorzeigewerke in Deutschland. Weiterhin wird es in moderierten Workshops die Möglichkeit geben, sich zu den Themen Lean, Green und Digital detailliert auszutauschen. Abschließend geben die Gewinner der Lean & Green Management Awards spannende und exklusive Einblicke in ihre Erfolgsrezepte und vermitteln praktische Anregungen. Und natürlich kommt über den Tag verteilt auch das Networking nicht zu kurz.

Die Fragen stellte Claus-Peter Köth.

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