Studie Management: Frauen im Fokus
Auch wenn im Privatleben oft Frauen beim Autokauf die Entscheidung treffen,liegt der Frauenanteil im automobilen Management weiter unter dembranchenübergreifenden Bundesdurchschnitt. Verschenktes Potenzial!
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Bei Automobilausstellungen, in Filmen oder in der Werbung zeigt sich: die Kombination „Hübsche Frauen und schnelle Autos“ wird immer wieder gerne gewählt. Wie präsent Frauen in der deutschen Automobilbranche jedoch hinter den Kulissen sind – also in der Industrie, im Handel, bei der Instandhaltung oder Reparatur – hat nun der Darmstädter Wirtschaftsinformationsanbieter Hoppenstedt zusammen mit der Hochschule Osnabrück untersucht.
Nur 20,3 Prozent Frauen in Managementpositionen
Für den vorliegenden Branchenmonitor hat er die eigene Datenbank „Frauen im Management“ ausgewertet und mit den branchenübergreifenden Daten verglichen. Ergebnis: Während der Frauenanteil in Deutschland unter den insgesamt 28,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Juli 2012 bei 46 Prozent lag (Quelle: Bundesagentur für Arbeit), sind in den Managementpositionen nur 20,3 Prozent Frauen.
Der Frauenanteil in Führungspositionen des automobilen Top- und Mittelmanagements liegt mit 18,3 Prozent sogar noch einmal zwei Prozent unter dem branchenübergreifenden Bundesdurchschnitt. Noch deutlichere Unterschiede zeigt die getrennte Betrachtung beider Managementsegmente: So hat sich der Anteil von Frauen im Top-Management der Autobranche seit 2007 nur leicht verändert und sich bis 2012 nur um 0,6 auf 11,2 Prozent erhöht. Im Mittelmanagement hingegen stieg der Frauenanteil seit 2006 von 19,2 auf 23,9 Prozent. Dabei unterlag er jedoch starken Schwankungen. Zum Beispiel war vom Jahr 2009 auf 2010 ein Rückgang von 1,8 Prozent zu verzeichnen. Eine Untersuchung nach Unternehmensgröße zeigt, dass der Anteil von Frauen im Top-Management vor allem in großen Unternehmen nur sehr gering gewachsen ist. Seit dem Jahr 2006 gab es lediglich einen Anstieg von 0,5 Prozent, und seit dem Jahr 2010 ermittelten die Autoren sogar einen Rückgang von 4,1 Prozent auf 3,3 Prozent. Auch in den Bundesländern variieren die prozentualen Frauenanteile im Top- und Mittelmanagement erheblich.
Thüringen Spitze – Hamburg Schlusslicht
Das Schlusslicht bildet Hamburg mit einem Anteil von 13,5 Prozent. An der Spitze steht Thüringen mit 24,3 Prozent Frauen, dicht gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 23,1 Prozent, sowie Sachsen mit 22,7 Prozent. Auch Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liegen über dem Bundesdurchschnitt. Erstaunlich ist, dass Bundesländer mit starker Kraftfahrzeugtradition wie Nordrhein-Westfalen sehr niedrige Werte aufweisen. Der Anteil von Frauen im Top- und Mittelmanagement liegt hier mit 15,9-Prozent klar unter dem Bundesdurchschnitt von 19,0 Prozent. Ähnliches gilt für Baden-Württemberg mit einem Managerinnenanteil von nur 16,8 Prozent.
Gesamtvergleich Ost und West
Ein Gesamtvergleich zwischen den Bundesländern Ost und West zeigt, dass der Anteil in Ostdeutschland mit durchschnittlich 22,4 Prozent um knapp fünf Prozent höher liegt als der Durchschnitt in Westdeutschland mit 17,5 Prozent (Abb. 3). Der Versuch, mehr Frauen in Führungsverantwortung zu holen, verlangt den Unternehmen einiges ab. So hat sich beispielsweise der Daimler-Konzern zum Ziel gesetzt, bis 2020 hier einen Frauenanteil von 20 Prozent zu erreichen. Dazu müsste das Unternehmen bis dahin jährlich 35 Prozent der entsprechenden Stellen mit Frauen besetzen. Für Wilfried Porth nach eigenen Worten eine ehrgeizige Vorgabe, aber durchaus machbar. „Die Aufgabe, Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein strategisches Thema mit langfristiger geschäftlicher Bedeutung“, bekräftigt auch Elke Strathmann, Personalvorstand der Continental AG.
Zielkorridore und Zielquoten
Daher setzen Top-Führungskräfte zunehmend auf Zielkorridore oder Zielquoten für die einzelnen Qualifikationsstufen wie auch auf eine konsequente Unterfütterung durch karrierefördernde Maßnahmen wie Mentoring und Coaching. Von einer Frauenquote halten sie nichts. Die deutliche Ablehnung des Themas Quote durch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden ließen den weiblichen Nachwuchs daran zweifeln, dass Wirtschaft und Politik ernsthaft daran interessiert seien, Karrieren von weiblichen Fachkräften zu fördern, meint Hoppenstedt. Daher gelte es, die Diskussion um das Fehlen von Frauen in führenden Managementpositionen zu entemotionalisieren und mit konkreten Zahlen zu belegen, wie sich die Situation für Frauen insgesamt in Deutschland und in den einzelnen Wirtschaftsbranchen entwickelt habe. Nur die Aufschlüsselung dieser Zahlen biete die notwendigen Ansatzpunkte für ein konsequentes Handeln für Branchen- und Interessensverbände und für die besonders aktiven Unternehmerinnen- und Managerinnenverbände und -netzwerke.
Das Fazit
Insgesamt kommt der Branchenmonitor zum Fazit: Die deutschen OEMs haben zwar Frauen als Käuferinnen, Halterinnen und Kundinnen von technischen Dienstleistungen rund um den Kraftfahrzeugsektor immer mal wieder in den Fokus genommen. Aber sie beziehen diese Klientel nicht konsequent in ihre Entwicklungs-, Marketing- und Personalstrategien ein. Dabei ließen sich mit mehr weiblichen Nachwuchskräften zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Im Top- und Mittelmanagement könnten sie die Marktstellung der deutschen Autobranche weiter ausbauen. Und auf Ingenieursebene könnten sie den Mangel an Fachkräften entgegenwirken.''
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