Für Sie gefahren Mini Cooper D: Die Spaßrakete

Redakteur: Wolfgang Sievernich

Im vergangenen Jahr stellte BMW mit dem Mini die dritte Generation des kultigen Kleinwagens vor. Wir testeten das Modell Cooper Diesel als Fünftürer mit dem Dreizylinder 1,5 Liter Turbo-Motor und 116 PS. Wie sich der Kleine schlug, ob er für den Alltag und großgewachsene Redakteure taugt und mehr als nur den Fahrer glücklich machen kann, haben wir ausführlich untersucht.

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Der Mini Cooper Diesel eignet sich sowohl für den Alltag, als auch die sportliche Wochenendtour. Vorsicht: Suchtgefahr.
Der Mini Cooper Diesel eignet sich sowohl für den Alltag, als auch die sportliche Wochenendtour. Vorsicht: Suchtgefahr.
(Foto: Thomas Günnel)

Automobil-Fachredakteure bewerten ihnen zur Verfügung gestellte Testwagen sowohl nach technischen Kriterien, aber auch nach Komfort, Ausstattung, Sicherheit, Leistung, Optik, Haptik und natürlich ökologischen Gesichtspunkten. Selten aber erhält ein Fahrzeug so viele Vorschusslorbeeren durch seinen historischen Kultstatus wie der Mini.

Exkurs in die Geschichte

Die Geschichte beginnt lange vor unserer Zeit durch die Schließung des Suezkanals durch die Ägypter im Jahr 1956 und die daraus entstehende Energiekrise in Europa. Britischen Autofahrern wurde pro Monat lediglich 40 Liter Benzin zugestanden, sodass sparsame Kleinwagen plötzlich gefragt waren. Der britische Ingenieur Alec Issigonis entwickelte für den Automobilhersteller Austin auf einer Länge von nur 3,05 Meter einen viersitzigen Kleinwagen. Seine Kürze hatte technische Gründe und basierte unter anderem auf einem quer verbauten Vierzylinder-Motor, einer gemeinsamen Ölwanne für Motor und Getriebe, einem quer stehenden Kühler und einer Platz sparenden Gummifederung. Der Welterfolg liess nicht lange auf sich warten. Anfangs von Austin und Morris vertrieben, später unter dem Banner von BMC, wieder später unter British Leyland, oder unter Lizenz von Innocenti und zuletzt unter der Flagge von Rover, änderte sich am Grundkonzept wenig. Um den Mini sportlicher zu machen, legte der aus dem Motorsport berühmte John Cooper Hand an. Unzählige Erfolge auf den Renn- und Rallyestrecken der Welt, wie vier Gesamtsiege bei der berühmten Rallye Monte Carlo halfen nur umso mehr den Kultstatus der Marke in Stein zu meißeln. Als Rover im Jahr 2000 vom neuen Partner BMW an die Chinesen verkauft wurde, behielten die Bayern die Marke Mini und brachten sie ab 2001 mit einem neuen Modell unter eigener Regie wieder auf den Markt.

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Heute schaut der Mini zwar knuffig aus seinen Kulleraugen, doch mit dem Ur-Mini hat er nicht mehr viel gemein. Der Mini wurde zur Marke und wird heute als Drei- und Fünftürer, Coupé und Cabrio, Roadster, Countryman, Paceman und natürlich auch als sportlicher Cooper angeboten. Dem von vielen Medien so gern zitierten Größenunterschied stehen auch fast 60 Jahre Automobilgeschichte gegenüber und auch der erste Golf hat mit dem aktuellen nur noch den Namen gemein.

Kindchen-Schema

Kommen wir also zur ehrenvollen Aufgabe einen echten Star zu charakterisieren und zu analysieren. Der von uns getestete Mini Cooper D als Fünftürer sieht trotz seines Platzbedarfs immer noch wie ein Mini aus: große Rundscheinwerfer vertrauen auf das Kindchen-Schema und machen den Mini schnell zum Frauenheld. Die Scheinwerfer besitzen LED-Technik, ein breiter Kühlergrill sorgt für den Wiedererkennungseffekt, runde Außenspiegel und verchromte Türgriffe erinnern an vergangene Zeiten. Unser Testwagen besitzt zudem sportliche anmutende schwarze Streifen auf der roten Lackierung. Der Farbkontrast zwischen schwarzem Dach und roter Karosserie lässt den Wagen sympathisch erscheinen.

Sportlicher Innenraum

Kaum war der Wagen im Test-Fuhrpark angelangt, charakterisierten ihn Dritte gleich als Frauenschwarm. Zugegeben, er sieht vermutlich so aus, wie sich die Damen die Männer gerne vorstellen und wird deswegen auch von ihnen gekauft, aber er kann noch viel mehr als nur hübsch aus der Wäsche zu schauen. Hat man sich erst mal in den Fahrersitz geschwungen und hinter dem Lenkrad Platz genommen, so stellt man gleich die sportlichen Attribute fest, die den Mini-Akteur im Innenraum erwarten.

Ein knackig kleines, gut in der Hand liegendes Lederlenkrad, ein Schalthebel in Griffweite, ein Rundinstrument mit Tacho bis zu optimistischen 260 Kilometer pro Stunde mit angeschmiegtem Drehzahlmesser bis 6.000 Umdrehungen pro Minute. In der Cockpitmitte wandert der Blick zum obligatorischen, historisch belegten Rundinstrument, in dem einstmals alle wichtigen Instrumente untergebracht waren. Heute sind dort Menüfunktionen, Radio und Navigationssystem, Dynamikeinstellungen, Licht-Modi und noch viel mehr abgespeichert. Witzig ist der rot beleuchtete Start/Stop-Schalter in der Mitte, kurz vor dem Schalthebel. Mit ihm wird die Maschine gestartet und auch wieder ausgeschaltet. Bei den Sitzen merkt man, dass Mini bis vor kurzem eine eigene Rennserie sein eigen nannte. Wie in einem Rennschalensitz fühlt man sich mit dem Auto verwachsen – bereit für die Straße und neue Abenteuer.

Dreizylinder-Turbomotor mit 270 Newtonmetern

Technisch gesehen verfügt der Mini Cooper D über einen Dreizylinder-Turbomotor. Dreizylinder? Erinnerungen an motorisierte Krankenfahrstühle werden wach, doch das können Sie getrost vergessen. Der 1,5 Liter starke Dreizylinder-Turbodiesel des Mini mobilisiert 116 PS und die bemerkt man mit jeder Umdrehung des Aggregats. Kaum losgefahren – und die Warmlaufphase ungeduldig abgewartet – lassen wir den deutschen Engländer fliegen. Ob Stadt, Landstraße oder Autobahn: mit dem Mini bewegt man sich schnell in der eigenen Vergangenheit zurück. Der Hersteller selbst beschreibt ihn als „Gokart durch und durch“ und selten genug hat das Marketing so viel mit der Realität gemein, wie in diesem Fall. Mit den Fahrmodi „Green“, für den verbrauchsoptimierten Fahrspass, "Mid“ für den normalen Fahrspass und „Sport“ für „maximales Gokart-Feeling“ produziert der Dreizylinder so viel gute Laune, dass man gar nicht mehr aussteigen will. Auch mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe fühlt man sich auf die Rennstrecke versetzt. Extrem knackig mit einem dezenten Klacken versehen werfen sich die Gänge geradezu in die nächste Fahrstufe ein.

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Nur 1.210 Kilogramm Gewicht

Mini gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 205 Kilometer pro Stunde für die von uns getestete Sechsgang-Schaltgetriebe Version an. In der auch erhältlichen Sechsgang-Automatikversion soll es nur ein einziger Stundenkilometer weniger sein. Um es kurz zu machen: wir haben jeden einzelnen genossen. Das einzig Dumme – und das lässt sich Bauartbedingt nicht verhindern – ist nur der mangelnde Respekt anderer Verkehrsteilnehmer dem kleinen Wagen gegenüber, zumindest anfangs. Mit 270 Newtonmetern Drehmoment und nur 1.210 Kilogramm Gewicht ändert sich das Verhalten schnell, allerdings erst nach dem Kennenlernen – vielleicht liegt es am Kindchen-Schema, mangels bösem Blick besitzt der Mini kein Überhol-Prestige, doch es könnte schlimmeres geben.

Selbst auf langen Reisen sitzt man im Gestühl bequem, allerdings sollte man drauf achten, dass die Kleidung nicht zu sehr aufträgt, sonst könnte es eng werden. Frage Nummer eins von Passanten lautete immer gleich: Wie haben Sie da drin überhaupt Platz? Redakteure über 1,90 Meter mit langen Armen und Beinen finden im Mini sogar besser Platz als in vielen Limousinen, Vans und SUV. Schon im Ur-Mini hatten es die Entwickler mit serienmäßig langen Sitzschienen verstanden großgewachsene Fahrer bequem unterzubringen und auch BMW hat diese Tugend im Zuge der Modernisierung glücklicherweise nicht verloren. Und die Mitfahrer? Für den Beifahrer gilt das gleiche wie für den Fahrer, doch auf der Rückbank kann der Wagen seine Größe nicht mehr kaschieren. Trotz fünf Türen würden wir das Auto nicht für die typische Familie empfehlen. Auch im Kofferraum wird es eng, ein mehrwöchiger Urlaub sollte gut überlegt sein.

Fahrspaß zu verträglichen Konditionen

Und sonst? Normalerweise würden wir in Testberichten dieser Art jetzt Navigations- und Fahrerassistenzsysteme, Vernetzung, Internetanbindung und ähnliches bewerten. Und natürlich finden wir sowohl ein gut funktionierendes Navigationssystem, als auch ABS, ESP, Bremsassistent, Bremsenenergierückgewinnung, Parkassistent, eine Zweizonen-Klimaautomatik und viel mehr. Aber darum geht es bei diesem Auto nicht. Der Mini Cooper D ist eine Fahrmaschine, die heute in diesem Segment selten zu finden ist. Er hat und ist Kult und natürlich kann er auch kultiviert und zurückhaltend sein Tagwerk verrichten, doch reizt er einen täglich aufs Neue und stellt die Geduld auf eine harte Probe. Würden wir ihn empfehlen, den kleinen Frauenschwarm, den Männerversteher und die Spasskanone auf Rädern? Ja, ganz klar und ohne Einschränkung. Denn mit dem Turbodiesel ist er nicht nur für jeden Spass zu haben, sondern auch noch sparsam, selbst im Gokart-Modus. Mini gibt bis zu 3,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer an und auch wenn unsere Werte darüber liegen, so gibt es keinen günstigeren Weg so sehr die gute Laune mit der Brieftasche zu kombinieren. Gesetzt dem Fall man ist bereit ab 22.350 Euro dafür zu investieren. Je nach Konfiguration nach oben offen.

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