Fahrbericht Neuer Chevrolet Camaro: Der Transformer

Autor / Redakteur: Jens Meiners / Thomas Günnel

Der Dauerkampf zwischen Ford Mustang und Chevrolet Camaro geht in die nächste Runde. Nachdem Ford im vergangenen Jahr einen weitgehend neuen Mustang vorgelegt hat, zieht Chevrolet mit einem von Grund auf neuentwickelten Camaro nach.

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Chevrolet hat den neuen Camaro vorgestellt. Ab Frühjahr 2016 ist er auch in Deutschland zu haben.
Chevrolet hat den neuen Camaro vorgestellt. Ab Frühjahr 2016 ist er auch in Deutschland zu haben.
(Foto: Jens Meiners)

Während der Mustang bei gleichem Radstand nochmals gewachsen ist, ist der Camaro geschrumpft - und leichter geworden. Zwar ist der 2+2-Sitzer noch immer ein relativ großes Auto: 478 cm Länge, 190 cm Breite und 135 cm Höhe nimmt er die Verkehrsfläche einer ausgewachsenen Limousine ein. Aber die Distanz zum Vorgänger mach sich trotzdem deutlich bemerkbar. Der Camaro ist zwar noch immer kein Wunder an Übersichtlichkeit, aber er lässt sich in der Stadt besser dirigieren, vor allem jedoch auf engen Landstraßen sehr viel präziser positionieren.

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Bis zu 133 Kilogramm leichter

Mit dem V6-Motor ist der Camaro um stolze 133 Kilogramm leichter geworden; die Architektur ist eng mit dem Cadillac ATS verwandt. Karosserie und Fahrwerk wirken steif, und der Wagen ist viel agiler als der etwas schwerfällig wirkende Vorgänger – insbesondere dann, wenn der leichte Sechszylinder-Motor verbaut ist. Die Lenkung könnte etwas mehr Servo-Unterstützung vertragen, punktet jedoch mit präzisem Einlenken. Das Fahrwerk des neuen Camaro gehört zum besten, was derzeit gebaut wird. Das Camaro kommt zunächst in drei Motorisierungen auf den Markt. Gefahren sind wir den 3,6-Liter-V6 mit 250 kW/340 PS und den 6,2-Liter-V8 mit 461 PS, der das SS-Modell (Supersport) antreibt. Im Angebot ist zudem ein (von uns noch nicht gefahrener) 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 205 kW/279 PS, später werden nochmals stärkere Varianten mit V8-Motoren nachgereicht.

Klangstarker Vortrieb

Auf der Piste schlägt sich der Sechszylinder hervorragend. Der Motor dreht aus dem Keller bis zu 7.000 U/min sauber hoch, wobei sich der kehlige Sound des Vierventilers ab 5.000 U/min in ein aggressives Schmettern verwandelt. Das maximale Drehoment liegt bei 385 Nm, die bei 5.300 U/min erreicht werden. Ergebnis: Der Spurt auf 100 km/h dauert rund fünfeinhalb Sekunden, die Spitze dürfte bei 250 km/h liegen. Die Schaltung ist leichtgängig und präzise geführt; der sechste Gang ist als Schongang ausgelegt und empfiehlt sich vor allem für lange Autobahnetappen mit aktiviertem Tempomat, wo er Geräuschpegel und Verbrauch deutlich absenken kann.

Was kann der V8?

Kann es der V8-Motor noch besser? Im Camaro SS wird die gleiche Maschine verbaut, die unter der Motorhaube der Corvette steckt; der 6,2 Liter große Zweiventiler leistet 339 kW/461 PS und stemmt wuchtige 617 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. Doch trotz seiner Mehrleistung – die 100 km/h werden in knapp über vier Sekunden erreicht – bringt der V8 kein entscheidendes Plus an Fahrspaß, was auch an der etwas träge agierenden Achtgang-Wandlerautomatik liegt, mit der unser Testfahrzeug ausgestattet war. Das Hochschalten unter Vollast, kurz vor dem Drehzahlbegrenzer, beherrscht der Antrieb zwar perfekt, das Einlegen der nächsten Fahrstufe vollzieht sich dann wie ein Peitschenschlag. Manuelle Eingriffe sieht das Getriebe offenbar weniger gerne, entsprechend phlegmatisch werden die Sonderwünsche umgesetzt.

Wertigerer Innenraum

Die Kommandozentrale, aus der die entsprechenden Befehle erteilt werden, ist im Vergleich zum Vorgänger sportlicher und eleganter ausgefallen. Die schlanke, horizontal geprägte Instrumententafel sitzt oberhalb einer flachen Mittelkonsole, die zwei tief angeordenete Luftausströmer beherbergt. Die schlanke Tastenreihe für Heizung und Klimatisierung wirkt besonders futuristisch; das gleiche gilt für den praktisch rahmenlosen Innenspiegel. Das gesamte Ensemble ist aufgeräumt und übersichtlich, zudem hat die Materialqualität, die bisher eher auf Fisher-Price-Niveau lag, um mehrere Klassen zugelegt. Die Sitze sind für ein US-Auto ungewöhnlich sportlich und eng konturiert – eine Wohltat auf kurvigen Landstraßen.

Für internationales Parkett

Ohne an Faszination und Charakter zu verlieren, ist der Camaro in seiner neuen Modellgeneration von der US-Ikone zu einem Sportcoupé mutiert, das – und zwar erstmals – auf internationalem Parkett bestehen kann. Dabei strahlt das neue Modell nicht nur neben dem Vorgängermodell, sondern auch als Alternative zum Ford Mustang, dessen Glanz im direkten Vergleich deutlich verblasst. Ab Frühjahr 2016 gibt es den Camaro auch in Deutschland, die Preise stehen noch nicht fest.

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