Wirtschaft Opel fährt milliardenschweren Gewinn ein
Unter der Hand von PSA wurde Opel auf Effizienz getrimmt. Nun weist der Hersteller aus Rüsselsheim einen Gewinn im Milliardenbereich aus. Mitarbeiter erhalten zum ersten Mal seit 1997 eine Erfolgsprämie.

Nach einer harten Sanierung hat der Autohersteller Opel im vergangenen Jahr seinen Betriebsgewinn auf 1,1 Milliarden Euro ausgebaut. Das sagte der Finanzvorstand des französischen Mutterkonzerns PSA, Philippe de Rovira, am Mittwoch (26. Februar) in Rueil-Malmaison bei Paris vor Medienvertretern. Die Gewinnzahl beschreibt den Wert vor Steuern und Zinsen sowie ohne Restrukturierungskosten. 2018 hatte Opel mit der britischen Schwestermarke Vauxhall einen operativen Gewinn von 859 Millionen Euro eingefahren. Opel gehört seit Sommer 2017 zu PSA. Bei der Sanierung blieben viele Arbeitsplätze auf der Strecke: Seit der Übernahme wurden etwa 6.800 Stellen gestrichen.
PSA ist einer profitabelsten Autohersteller der Welt.
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Über die neue Rolle von Opel im PSA-FCA-Verbund
Der PSA-Konzern, zu dem auch die französischen Traditionsmarken Peugeot und Citroën gehören, steigerte im vergangenen Jahr seinen auf die Muttergesellschaft entfallenden Nettogewinn um gut 13 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Das war ein neuer Rekord. Ausschlaggebend dafür waren laut De Rovira Kostensenkungen und neue Automodelle. Der Umsatz des Konzerns wuchs um ein Prozent auf 74,7 Milliarden Euro, obwohl er 2019 mit 3,48 Millionen Einheiten gut zehn Prozent weniger verkauft hat als im Jahr zuvor.
„PSA ist einer profitabelsten Autohersteller der Welt“, sagte Konzernchef Carlos Tavares. Er lobte ausdrücklich das Abschneiden der deutschen Tochter Opel, die gut zweieinhalb Jahre nach der Übernahme die Wende geschafft habe.
Aus dem Modellportfolio gestrichen wurden vor allem große Motoren und verlustreiche Opel-Modelle mit technischer Grundlage aus der General-Motors-Vergangenheit. Tavares sagte, er sei sicher, dass PSA im laufenden Jahr die europäischen Grenzwerte für CO2-Emissionen einhalten werde. „Im Januar und Februar halten wir sie ein.“
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Opel-Strategie: Tour de France
Fusion von PSA und FCA: „Neue Ära“
Konzernchef Carlos Tavares betonte, der Autohersteller wolle dank der angekündigten Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Hersteller Fiat Chrysler eine „neue Ära" einläuten. Die Konzerne wollen den viertgrößten Automobilhersteller der Welt bilden. Der Zusammenschluss soll spätestens im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen werden. „Wir führen zwei Unternehmen zusammen, die gesund sind“, betonte Tavares.
Opel-Chef Michael Lohscheller feierte die Zahlen als „Ergebnis der harten Arbeit aller Opelaner“ und verkündete eine Erfolgsprämie von 600 Euro für jeden Beschäftigten in Europa – der erste derartige Bonus bei den Rüsselsheimern seit 1997. Die eigentlich erst für 2026 angepeilte Profitabilität habe man mit 6,5 Prozent Marge bereits übertroffen und verfüge nun über ausreichende Mittel für zukunftsweisende Investitionen.
Zweieinhalb Jahre nach der Übernahme durch PSA haben die drei deutschen Opel-Standorte trotz Umsatzrückgangs und Jobabbaus inzwischen gute Perspektiven: In Montagewerk Eisenach läuft der noch frische SUV Grandland inklusive einer Elektroversion vom Band, und am Komponenten-Standort Kaiserslautern soll mit Unterstützung der Steuerzahler eine der größten Batteriefabriken Europas mit rund 2.000 Arbeitsplätzen entstehen.
Opel: Entwicklungszentrum könnte weiter verkleinert werden
Darben muss noch der Stammsitz Rüsselsheim, wo erst im kommenden Jahr die neue Generation des Bestsellers Astra startet und dann das Montagewerk im Zweischichtbetrieb auslasten soll. Bis dahin bestimmen Kurzarbeit und seltene Produktionstage für das Auslaufmodell Insignia den Alltag. Das Entwicklungszentrum mit zuletzt 4.850 Vollzeitstellen könnte weiter verkleinert werden, wenn bei einer gelungenen Fusion mit Fiat-Chrysler zusätzliche Entwicklerkapazitäten in den Konzern kämen.
Der Opel-Gewinn ist letztlich auf den rigiden Schrumpfkurs zurückzuführen, für dessen Fortführung Lohscheller sich die Rückendeckung der Gewerkschaft IG Metall gesichert hat. Der Deal ist immer gleich: Tausende Beschäftigte können mit goldenem Handschlag das Unternehmen verlassen, und für die übrigen werden die Jobgarantien verlängert, aktuell bis Mitte 2025. PSA hat sich die Programme zu Abfindungen, Vorruhestand und Altersteilzeit bei Opel allein im vergangenen Jahr 855 Millionen Euro kosten lassen – mit ähnlichen Summen ist auch in den kommenden Jahren zu rechnen.
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