Elektromobilität Schaeffler stellt seine Strategie für E-Fahrzeuge vor

Von Claus-Peter Köth |

Anbieter zum Thema

Schaeffler will in der E-Mobilität in den nächsten Jahren deutlich zweistellig wachsen. Auch im automatisierten Fahren und bei einer weiteren Antriebsalternative sieht der Automobil- und Industriezulieferer großes Potenzial.

Schaeffler will in der E-Mobilität auch in den nächsten Jahren deutlich zweistellig wachsen. Im Bild: Ein Beispiel der Wickeltechnologie für Elektromotoren des Zulieferers.
Schaeffler will in der E-Mobilität auch in den nächsten Jahren deutlich zweistellig wachsen. Im Bild: Ein Beispiel der Wickeltechnologie für Elektromotoren des Zulieferers.
(Bild: Schaeffler/Dominik Obertreis)

„Die Welt ist im Highspeed-Transformationsmodus, Klimaerwärmung, demografischer Wandel und die Digitalisierung sind wichtige Treiber. Die Mobilität wird sich ebenfalls wandeln und sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen.“ – Mit diesen Worten eröffnete Matthias Zink, Vorstand Automotive Technologies, das Pressegespräch zum Schaeffler Kolloquium 2022.

„Was vor fast 50 Jahren als Technologieveranstaltung für einen kleinen Kreis von Kunden begann, ist heute die größte Kundenveranstaltung der Schaeffler-Sparte Automotive Technologies“, sagte Zink. Ab Donnerstag begrüße sein Unternehmen auf dem 12. Schaeffler-Kolloquium mehr als 250 Kunden aus der ganzen Welt. Selbst aus Japan, Korea, Indien und den USA reisten Teilnehmer nach Bühl – wo das Herz der Auto-Sparte von Schaeffler schlage.

Konkret stehen Innovationen aus den Bereichen Elektromobilität, Fahrwerksysteme und Wasserstoffantriebe im Fokus der zweitägigen Veranstaltung.

E-Achsen sind das wichtigste Produkt

Ein Großteil des künftigen Geschäfts von Schaeffler mit E-Antrieben entfällt auf elektrische Achsantriebe. „Ein Beispiel dafür ist unsere neue 4in1-E-Achse“, erklärte Jochen Schröder, Leiter des Unternehmensbereichs Elektromobilität. Sie vereine die vier Bestandteile Motor, Getriebe, Leistungselektronik und Thermomanagement zu einem innovativen Gesamtsystem. Durch den hohen Integrationsgrad der Teilsysteme in Verbindung mit einer intelligenten Regelung könne die vorhandene thermische Energie im Fahrzeug effizienter genutzt werden. Das bedeute eine höhere Reichweite und mehr Komfort für Fahrzeuginsassen.

Im Jahr 2025 rechnet Schröder mit weltweit mehr als 25 Millionen produzierten E-Achsen, im Jahr 2030 mit bis zu 60 Millionen. Schaeffler entwickele daher jede Art von elektrischen Achsantrieben – mit zwei, drei oder vier Teilsystemen. Selbst elektrische Starrachsen für Pick-up-Trucks zählen zum Portfolio.

Geschäftsbereich E-Mobilität wächst deutlich

Insgesamt komme Schaeffler bei der Transformation des Automobilgeschäfts gut voran, betonte Zink. Der Umsatz im Unternehmensbereich E-Mobilität lag im Jahr 2021 bei über eine Milliarde Euro, ein Plus von etwa 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Auftragseingänge seien spitze. So habe das Unternehmen 2021 für elektrische Mobilität Projekte im Wert von 3,2 Milliarden Euro akquiriert. Im ersten Quartal 2022 kamen weitere Aufträge in Höhe von zwei Milliarden Euro hinzu.

Insgesamt sei es in den vergangenen vier Jahren gelungen die Marktposition in der E-Mobilität deutlich zu verbessern. Dass auch die Autohersteller verstärkt E-Antriebskomponenten inhouse fertigen, macht Zink keine große Sorge. Es gebe auch gegenläufige Tendenzen, etwa bei amerikanischen OEMs. in der Industrialisierung und der Fertigung sieht der Manager zwei der größten Stärken des Zulieferers. Bei E-Motoren etwa erreiche der Zulieferer eine besonders hohe Effizienz, weil die gesamte Prozesskette der Fertigung in den eigenen Händen liege – vom Stanzen der Elektrobleche für Stator und Rotor bis zum fertigen Produkt.

Den Brennstoffzellenantrieb industrialisieren

Des Weiteren will Schaeffler den Brennstoffzellenantrieb industrialisieren. „Wir sind überzeugt, dass Wasserstoff eine entscheidende Rolle für die nachhaltige Mobilität der Zukunft spielen wird“, erklärte Schröder. Dazu habe Schaeffler Anfang Juni gemeinsam mit Symbio, einem Gemeinschaftsunternehmen von Faurecia und Michelin, einen Vertrag zur Gründung des Joint Ventures Innoplate unterzeichnet.

Ab dem Jahr 2024 wollen die Partner dort Bipolarplatten in großem Stil herstellen; anfänglich etwa vier Millionen Stück pro Jahr. Bis zum Jahr 2030 sollen es bereits jährlich rund 50 Millionen Teile für den mobilen und stationären Einsatz sein. Bipolarplatten sind die Kernkomponente jedes Brennstoffzellensystems, dem sogenannten Stack.

Die gemeinsame Produktion soll im französischen Haguenau entstehen, etwa 50 Kilometer westlich von Bühl. Auf dem Kolloquium kommen die Platten erstmals in einem Demonstrationsfahrzeug zum Einsatz, das Schaeffler auf Basis eines VW E-Crafter neu aufgebaut hat. Der Transporter wird von einer 3in1-E-Achse und einem Brennstoffzellensystem des Zulieferers angetrieben. Der Reichweite könne dadurch mehr als verdoppelt werden.

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Optimierung des Verbrennungsmotors

Laut des nachgeschärften 40-40-20 Szenarios von Schaeffler – 40 Prozent rein elektrisch betriebene Fahrzeuge, 40 Prozent teilelektrifizierte Fahrzeuge und 20 Prozent Verbrennerfahrzeuge – werden auch im Jahr 2030 noch 60 Prozent aller neuzugelassenen Fahrzeuge einen Verbrennungsmotor an Bord haben.

Deshalb betonte Zink die hohe Bedeutung, auch den Verbrenner weiter zu optimieren. Das gelinge zum Beispiel mit neuen Konzepten zur Reibungsreduzierung und einem elektromechanischen Ventiltriebsystem. Auch für die Umsetzung der geplanten Euro-7-Norm sei Schaeffler bereit. Jedes Gramm weniger CO2 lohne sich einzusparen.

Im Übrigen habe Schaeffler laut Zink das Verbrennerverbot der EU ab dem Jahr 2035 in seinem aktuellen Szenario eingepreist. An die „Hintertür“, sprich dem Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, um auch den Verbrenner ab 2035 klimaneutral zu stellen, will Zink indes nicht so recht glauben – zumindest nicht mit Blick auf Pkws.

Megathema autonomes Fahren

Neben CO2-effizienten Antrieben will Schaeffler den Wandel der Mobilität auch mit neuen Fahrwerksanwendungen gestalten, die beispielsweise das hochautomatisierte Fahren ermöglichen. „Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2035 jedes zehnte Fahrzeug hochautomatisiert fährt“, sagte Zink. Das Auto meistere dann unter bestimmten Randbedingungen alle Verkehrssituationen selbstständig, etwa in abgegrenzten Bereichen oder auf speziellen Strecken. Die Lenkung würden dann Steer-by-wire-Systeme übernehmen, bei denen die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe entfällt. Das Joint Venture Schaeffler Paravan Technologies arbeite daran.

„Ebenso entwickeln wir mit einem Rolling Chassis eine technische Basis für neue Betreibermodelle in den Metropolen der Zukunft. Wir denken dabei beispielsweise an autonom fahrende Fahrzeuge in der Logistik oder im Transportgeschäft“, ergänzte Zink. Mit unterschiedlichen Kombinationen der Antriebs- und Lenksysteme könnte der Zulieferer zahlreiche Kundenanforderungen hinsichtlich Manövrierbarkeit und Leistung erfüllen.

Hintergrund zum Kolloquium

Das alle vier Jahre stattfindende Schaeffler-Kolloquium wird weltweit durchgeführt und beginnt am 30. Juni in Bühl, dem Hauptsitz der Sparte Automotive Technologies. Im Laufe des Jahres folgen weitere Veranstaltungen in Detroit und San Jose, (beide USA), Changsha (China) und Yokohama (Japan). Weitere Informationen gibt es nach dem Klick auf den Button.

Schaeffler-Kolloquium 2022

(ID:48440914)