Antrieb „Schmierstoffe haben im E-Auto größeren Einfluss, als im Verbrenner“

Das Gespräch führte Sven Prawitz

Ein Elektroauto kann mit speziellen Fluiden etwa seine Reichweite erhöhen; insgesamt haben Schmierstoffe dort einen größeren Einfluss auf die Leistung und Lebensdauer als bei Verbrenner-Fahrzeugen, sagt Matthias Donner. Er zeichnet bei BP und Castrol für EV Fluide verantwortlich.

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Dr. Matthias Donner, globaler Technology Manager Driveline & EV Fluids für die Marke Castrol.
Dr. Matthias Donner, globaler Technology Manager Driveline & EV Fluids für die Marke Castrol.
(Bild: Castrol)

Im Jahr 2013 brachte Castrol seine ersten Schmierstoffe für Elektroautos auf dem Markt. Heute werden die speziell für die Elektromobilität entwickelten Fluide auch EV Fluid genannt. In den vergangenen neun Jahren hat sich nicht nur der E-Auto-Markt rasant entwickelt sondern vor allem die Technik. Die Anforderungen an heutige EV Fluide sind noch sehr individuell, wie Matthias Donner im Gespräch mit »Automobil Industrie« erklärt. Donner ist Technology Manager Driveline & EV Fluids bei BP und betreut dort unter anderem die Marke Castrol.

Ein E-Auto kann mit unseren E-Getriebe-Fluiden eine um drei Kilometer höhere Reichweite pro Batterieladung erreichen.

Herr Donner, warum braucht ein E-Auto andere Fette, als ein Fahrzeug mit Diesel- oder Ottomotor?

Das ergibt sich aus der Tatsache, dass Getriebe und Elektromotor als integriertes System aufgebaut werden. Der Getriebeschmierstoff ist somit in direktem Kontakt mit dem E-Motor. Das Öl darf demzufolge nicht elektrisch leitfähig sein. Schließlich haben aktuelle Systeme eine Betriebsspannung von bis zu 800 Volt. Konventionelle Schmierstoffe sind dagegen gut leitfähig und haben nicht die Eigenschaft eines Isolators. Außerdem ist der Schmierstoff ein Teil des Thermomanagements der E-Achse. Das Getriebeöl als EV Fluid muss Wärme abführen können, um den E-Motor im optimalen Temperaturbereich zu betreiben. Als dritten großen Unterschied sehe ich die Materialverträglichkeit der EV Fluide. In E-Antrieben ist sehr viel Kupfer verbaut was zu einem hohen Risiko in Bezug auf Korrosion führt. Deshalb muss das Öl in der Lage sein, freiliegendes Kupfer zu passivieren. Generell muss der Schmierstoff mit allen Materialien von elektrischen Bauteilen, mit denen er in Kontakt tritt, verträglich sein, weil es sonst die Gefahr eines elektrischen Kurzschlusses gibt.