Schadstoffe So will Bosch die Stadtluft sauber machen
Eine neue Bremsscheibe, die das Feinstaubproblem lösen soll, ein E-Scooter-Service und eine App: Nur drei Technologien, mit denen Bosch für reine Luft sorgen will – um CO2 zu reduzieren, setzt das Unternehmen aber weiter auf den Diesel.
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Ein Auto bremst, Abrieb entsteht und dadurch Feinstaub in der Luft. Wenn ein neuer Porsche Cayenne bremst, dann entsteht fast kein Bremsabrieb – oder genauer gesagt: 90 Prozent weniger. Denn der Cayenne hat eine neue Bremsscheibe der Bosch-Tochter Buderus Guss, die sogenannte „iDisc“. Und die hat eine Hartmetallbeschichtung aus Wolframkarbid; und soll dadurch nicht weniger können als den Bremsstaub drastisch zu verringern – und so den Feinstaubalarm, der gerade in der Bosch-Heimat Stuttgart ein Riesenthema ist.
Die Basis der „iDisc“: Eine gewöhnliche Grauguss-Bremsscheibe, die Reibringe werden mechanisch, thermisch und galvanisch behandelt und beschichtet. Das kostet. Etwa dreimal so viel wie eine normale Bremsscheibe und damit ist die Scheibe bislang nur im Premiumsegment ein Thema, geplant ist aber, sie auch für günstigere Autos herunter zu skalieren.
Aber: Bosch-Geschäftsführer Rolf Bulander, verantwortlich für Mobility Solutions, weist auch darauf hin, dass Feinstaubalarm der falsche Begriff für das Problem der schmutzigen Luft ist. „Schadstoffalarm passt besser“, sagte Bulander gegenüber den Medien.
E-Mobilität, Diesel, Luftqualität
Bulander schreibt der Luftqualität in Städten „höchste Dringlichkeit“ zu und hat genau dafür auch eine Palette an Technologien im Ärmel – zum Beispiel eine E-Schwalbe, Connected-Parking-Systeme oder „COUP“, einen E-Scooter-Sharing-Service. Und auch die Entwicklung der Elektromobilität schreibt sich der Zulieferer auf die Fahne, eine halbe Million Autos mit Hochvoltsystemen von Bosch seien weltweit auf den Straßen unterwegs. Bulander zufolge setzt sich Elektromobilität künftig in bezahlbaren Kleinwägen mit hoher Reichweite durch – und nicht im Premiumsegment. Bulander: „Es gibt nicht die eine Lösung für saubere Luft, sondern nur ein Mix von Maßnahmen kann diese deutlich verbessern.“
Und dafür braucht es auch noch den Diesel. Bulander ist sich sicher, dass es noch lange eine Koexistenz von E-Autos und Verbrennern gibt. „Um die aktuellen CO2-Ziele zu erreichen, kommen wir um den Diesel nicht herum“, sagt der Bosch-Geschäftsführer, und wirbt für eine „faktenbasierte Diskussion“. Die neuen RDE-Vorgaben und die strenge Abgasnorm Euro 6d begrüßt er; und Bosch verfolge etwa 300 Projekte mit Kunden.
Die Stadt als großes Ganzes im Blick
Eine entscheidende Stellschraube ist der fließende Verkehr. Laut Bosch können Stickoxidemissionen dadurch um bis zu 20 Prozent reduziert werden; und weil die Autos weniger bremsen reduzieren sich auch die Partikelemissionen. Bulander spricht sich für eine bundeseinheitliche Plakette – statt einem „Flickenteppich“ an Vorgaben – aus.
Im Juli dieses Jahres startete der Zulieferer außerdem die Testphase für einen Mobilitätsassistenten, der basierend auf Echtzeitdaten den schnellsten Weg durch die Stadt findet. Mit der App, verspricht Bosch, kommen Pendler effizient ans Ziel, Städte lenken ihr Verkehrsaufkommen und Mobilitätsanbieter verbessern die Auslastung ihrer Verkehrsmittel.
Außerdem hat Bosch mobile Messboxen entwickelt, die günstiger und kleiner sind als die heutigen Messstationen – und mobil einsetzbar. Dadurch können Echtzeitkarten zur Luftqualität erstellt werden; und dadurch sehen Städte, wo durch stockenden Verkehr Emissionen entstehen.
Elektromobilität, Hybridisierung, moderne Verbrenner, intelligente Verkehrsvernetzung: für eine reinere Luft in deutschen Städten braucht es ein Maßnahmenbündel; und die Bereiche – eben auch über das Auto hinaus – müssen gemeinsam gedacht werden, so der Tenor aus dem Bosch-Lager.
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