Digitalisierung Start-up stellt Autopilot zum Nachrüsten vor

Autor / Redakteur: Christoph Seyerlein / Lisa Marie Waschbusch

Automatisierte Fahrfunktionen gibt es bislang nur als Sonderausstattung in aktuellen Modellen. Das kanadische Start-up „X-Matik“ will das ändern und arbeitet an einem „Autopiloten“, den man in viele ältere Modelle einbauen können soll.

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Zum Nachrüsten: Der „Lane-Cruiser“ von X-Matik soll mit fast jedem Auto kompatibel sein.
Zum Nachrüsten: Der „Lane-Cruiser“ von X-Matik soll mit fast jedem Auto kompatibel sein.
(Bild: X-Matik)

Bislang verbindet man automatisierte Fahrfunktionen eigentlich ausschließlich mit aktuellen oder künftigen Auto-Modellen. Das kanadische Start-up „X-Matik“ will das ändern. Geschaffen wurde ein Autopilot-System, das sich nach Überzeugung der Entwickler in viele herkömmliche Autos einbauen lässt.

Die Kanadier setzen ihr Produkt „Lane-Cruise“ aus fünf Bestandteilen zusammen: einem Zentralprozessor, zwei Kameras, einem Touch-Bildschirm, einer Steuereinheit sowie aus Steuergeräten für Lenkrad, Gas- und Bremspedal. Anders als einige Hersteller am Markt setzt X-Matik beim automatisierten Fahren nicht auf Radar, sondern auf zwei Front-Kameras, die unter dem Rückspiegel eines Fahrzeugs angebracht werden.

Wer jenen Bausatz in seinem Auto installiert, kann laut X-Matik auf mehrere automatisierte Fahrfunktionen zurückgreifen. Dazu sollen etwa eigenständiges Lenken, Beschleunigen und Bremsen zählen. Auch andere Verkehrsteilnehmer soll das System erkennen. Allerdings räumen die Entwickler auch einige Schwächen von Lane-Cruise ein: Mit leeren Kreuzungen komme das System beispielsweise noch nicht zurecht, ebenso wenig auf nicht markierten Straßen. Bis zur Markteinführung wollen die Entwickler zudem einen funktionsfähigen Spurwechsel programmiert haben.

Ähnlich Teslas Autopilot

Der eigentliche Fahrer soll auch mit nachgerüstetem „Autopiloten“ jederzeit eingreifen können. Von einem vollautonomen System ist Lane-Cruise also noch ein Stück entfernt, es dürfte ähnlich wie Teslas „Autopilot“ zwischen Level zwei und drei für automatisiertes Fahren liegen.

Erste Tests hat das Start-up nach eigenen Angaben bereits mit Erfolg durchgeführt. Dabei rüsteten die Entwickler bereits zugelassene Modelle des Honda Civic, des Honda Accord, des Subaru Forester sowie des Subaru Impreza mit ihrem System nach.

Die Markteinführung von Lane-Cruise will X-Matik stufenweise angehen. Für das Jahr 2018 planen die Kanadier weitere Tests und wollen dazu Interessenten in Süd-Ontario mit Beta-Versionen ihrer Technik ausstatten. Werkstätten will das Start-up für den Einbau über Online-Kurse schulen. Im Frühling 2019 soll dann auch die breite Masse als potenzielle Kunden angegangen werden. Die Nachrüstung soll in Werkstätten dann weniger als eine Stunde dauern.

Drei Buchungs-Modelle

Wie viel das Produkt letztendlich kosten wird, ist noch unklar. Interessenten bietet X-Matik auf seiner Webseite die drei Reservierungsmöglichkeiten „Basic“, „Premium“ und „Platinum“. Platinum-Kunden zahlen eine Gebühr von 999 kanadische Dollar (etwa 660 Euro) und erhalten dafür die Möglichkeit zur „exklusiven Kommunikation“ mit den Entwicklern. Außerdem haben sie ein Vorrecht auf „frühzeitige Testfahrten“. Aktuell rechnet X-Matik damit, dass Platinum-Kunden für das marktreife Produkt weitere 1.500 kanadische Dollar (985 Euro) zahlen müssen. Premium-Bucher müssen 599 kanadische Dollar (etwa 390 Euro) Reservierungsgebühr überweisen, zusätzlich wird zur Markteinführung derzeit mit 1.700 kanadische Dollar (gut 1.100 Euro) oben drauf gerechnet.

Anders als Platinum-Käufer haben sie kein Anrecht auf Testfahrten, die Möglichkeit zur Kommunikation mit den Entwicklern haben aber auch sie. Weder Testfahrten noch den Austausch mit den Technikern erhalten Basic-Kunden. Sie zahlen aber auch „nur“ 199 kanadische Dollar (etwa 130 Euro) Reservierungsgebühr. Dafür werden nach jetzigem Stand der Dinge zusätzliche 2.000 kanadische Dollar (1.300 Euro) fällig, wenn das Produkt tatsächlich auf den Markt kommen sollte.

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