Elektrifizierung Stellantis schließt Getriebefertigung in Wien
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Vor fünf Jahren konnte Österreich das endgültige Aus für das Wiener Opel-Werk noch mit staatlichen Fördergeldern hinauszögern. Jetzt zieht Stellantis einen Schlussstrich.

Stellantis will das ehemalige Opel-Motorenwerk in Wien-Aspern schließen. Der Hersteller begründete die Maßnahme in der vergangenen Woche mit „dem gravierenden Wandel in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität“, der durch europäische Regulierungen und die Entwicklung der Kundennachfrage vorangetrieben werde.
Aktuell wird in Aspern nur noch das Handschaltgetriebe „MB6“ gefertigt. 300 Mitarbeiter sind betroffen. Mitte der 90er-Jahre beschäftigte Opel an dem Standort noch zehn Mal so viele Menschen. „Da die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft des Werks Aspern nicht gegeben sind, wird ein Projekt für das schrittweise Auslaufen der Produktionsaktivitäten im Werk entwickelt und mit dem Betriebsrat erörtert“, heißt es in einer Mitteilung.
Für die Beschäftigten werde in den kommenden Wochen ein Sozialplan ausgearbeitet. Unter anderem werde ein „Job-Center“ vor Ort eingerichtet, in dem die Mitarbeiter beim Wechsel auf neue Stellen unterstützt werden sollen – das schließe Optionen innerhalb des Konzerns ein.
Über das Werk in Aspern
Im Dezember 1981 wurde in Aspern das erste Aggregat gefertigt. Bis Jahresende 1989 produzierte der Standort in Wien insgesamt 2,5 Millionen Getriebe und zwei Millionen Motoren. 1992 baute GM das Werk aus. Allein 1999 fertigten die Mitarbeiter knapp 400.000 „Ecotec“-Motoren der Baureihen 1.0 12V und 1.2 16V; dazu 373.000 Vierventil-Zylinderköpfe und rund 1,03 Millionen Getriebe.
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Brexit
Stellantis droht mit Werksschließung in England
Von 2001 bis 2005 beteiligte sich Fiat an dem österreichischen Motoren-Werk. Den Volumen-Rekord setzten die dortigen Mitarbeiter 2007 – in diesem Jahr fertigten sie 1,5 Millionen Motoren. Mit den dahinschmelzenden Opel-Marktanteilen wurden allerdings auch in Aspern Stellen abgebaut.
Bei einer Streichrunde 2019 beispielsweise ging jeder dritte noch bestehende Arbeitsplatz verloren, 800 Beschäftigte durften bleiben. Mitte 2020 lief der letzte GM-Auftrag und damit die Motorenfertigung in Wien aus. Die 600 verbliebenen Mitarbeiter konzentrierten sich auf die Produktion von Getrieben.
Weiteres Werk von Schließung bedroht
Mitte der 90er-Jahre hatte Opel auf seinem Heimatmarkt noch einen Marktanteil von über 16 Prozent. Im laufenden Verkaufsjahr ist Opel in Deutschland mittlerweile auf 4,7 Prozent abgerutscht. Der EU-weite Marktanteil liegt derzeit bei nur noch 3,5 Prozent.
Auch das englische Stellantis-Werk in Ellesmere Port steht derzeit auf der Kippe. Dort wird um spezielle Bedingungen des Brexit-Vertrages gestritten – und um 5.000 Stellen.
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