„Renaulution“ Strategieschwenk: Was Konzernchef Luca de Meo mit Renault vorhat

Von Mario Hommen/SP-X

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Renault stellt sich mit einem neuen Strategieplan namens „Renaulaution“ neu auf. „Es ist mehr als ein Turnaround, es ist eine tiefgreifende Transformation unseres Geschäftsmodells“, kündigt Renault-Chef Luca de Meo an. Die Details.

Im Rahmen der neu vorgestellten Konzernstrategie „Renaulution“ hat Renault das Konzept einer elektrisch angetriebenen Neuauflage des R5 gezeigt.
Im Rahmen der neu vorgestellten Konzernstrategie „Renaulution“ hat Renault das Konzept einer elektrisch angetriebenen Neuauflage des R5 gezeigt.
(Bild: Renault)

Der französische Autobauer Renault hat unter dem Motto „Renaulution“ ein tiefgreifendes Umstrukturierungsprogramm vorgestellt. Der vom Vorstandsvorsitzenden der Groupe Renault, Luca de Meo, online präsentierte Business-Plan soll das Unternehmen zurück zu einer nachhaltigen Profitabilität führen und das Geschäftsmodell stärker auf moderne Technologie, Energie und Mobilität ausrichten. Luca de Meo: „Bei der Renaulution geht es darum, das gesamte Unternehmen von Volumen auf Wert umzustellen. Es ist mehr als ein Turnaround, es ist eine tiefgreifende Transformation unseres Geschäftsmodells.“

Renault verschlankt sich

Als Autohersteller will Renault insgesamt einfacher, flacher und schlanker werden. Das wird sich auf die Produkte auswirken. Unter anderem wollen die Franzosen die Entwicklungszeiten von neuen Automodellen um ein Jahr auf unter drei Jahre verkürzen. In der Allianz mit Nissan und Mitsubishi wird man sich vor allem auf drei Plattformen konzentrieren, auf denen 80 Prozent der Autos und damit über 6 Millionen Fahrzeuge basieren werden. Speziell bei der Marke Renault wird zudem die Zahl der Motorenfamilien von acht auf vier sinken. Dieselmotoren wird es künftig nur noch für Nutzfahrzeuge geben. Bis 2025 will die Groupe Renault 24 neue Modelle einführen, die Hälfte davon im C/D-Segment, mehr als zehn davon mit reinem E-Antrieb.

Allein für die Marke Renault sind in den kommenden vier Jahren 14 Produktneuheiten geplant, sieben davon werden rein batterieelektrisch angetrieben sein. Im Rahmen der Präsentation wurde neben dem bereits 2020 vorgestellten Megane-E ein seriennahes Elektroauto im C-Segment – außerdem noch eine Neuauflage des Renault 5 präsentiert, der als günstiges B-Segment-Elektroauto vorgesehen ist.

Neupositionierung von Dacia, Renault und Alpine

Der Renaulution-Plan sieht außerdem die Schaffung der vier Geschäftsfelder Renault, Dacia-Lada, Alpine und den Mobilitätsdienstleister Mobilize vor. Dabei sind eine geschärfte Identität und Positionierung der drei Automarken Dacia, Renault und Alpine geplant. Renault soll sich stärker als bisher als Autohersteller des modernen Mainstreams vornehmlich mit Fahrzeugen im C-Segment profilieren, während Dacia weiter die Rolle als Budget-Marke mit einer allerdings neuen Ausrichtung beibehalten wird. Alpine wird zur reinen Elektroautomarke, die zudem für avantgardistische und zugleich sportliche Modelle steht. In diesem Zusammenhang hat Renault eine Kooperation von Alpine mit dem britischen Sportwagenhersteller Lotus angekündigt. In bereits wenigen Jahren soll aus dieser Kooperation ein rein elektrisch angetriebener Nachfolger des A110 erwachsen.

Dacia und Lada

Für seine Budget-MarkenDacia und Lada plant Renault eine drastische Verringerung der Plattformen von derzeit vier auf nur noch eine, die Karosserietypen werden von 18 auf 11 reduziert. Basis für mehr als eine Million pro Jahr produzierter Autos beider Marken soll allein die CMF-B-Plattform sein. Bis 2025 ist die Einführung drei weiterer Dacia-Modelle vorgesehen. Trotz der B-Segment-Plattform wird Dacia auf CMF-B-Basis künftig auch Fahrzeuge für das C-Segment bauen. Das Konzept eines über 4,5 Meter langen Kompakt-SUVs wurde im Rahmen der Renaulution-Präsentation gezeigt. Ebenfalls enthüllt wurde das Konzept eines neuen Lada Niva, mit dem die Franzosen künftig das Profil von Lada als robuste russische Marke schärfen wollen.  

Carsharing-Angebote in Großstädten

Bei Renault glaubt man, dass in Zukunft weniger der Besitz eines Autos als vielmehr dessen Nutzung im Vordergrund stehen wird und in einer Shared Economy vermehrt Kilometer statt ganzer Autos gekauft werden. Entsprechend will sich Renault mit der Marke Mobilize als Dienstleister rund um das Thema Mobilität etablieren. Die neuen Aktivitäten sehen unter anderem ein Car-Sharing-Angebot in Großstädten vor, für das Renault vier elektrische Fahrzeugtypen bereitstellen will. Neben einem Micro-Mobil, einer Art Twizy 2.0, soll das Sharing-Angebot mit dem Dacia Spring einen Elektro-Kleinwagen sowie eine elektrische Kompakt-Limousine und einen E-Kleintransporter für die letzte Meile umfassen. Bis 2030 will man in der Groupe Renault mehr als 20 Prozent des Umsatzes Dienstleistungen, Daten und Energiehandel genieren.

Weniger Autos, mehr Profitabilität

Das von Renault bislang definierte Ziel, ab 2022 jährlich 5 Millionen Autos zu produzieren, wurde im Rahmen des Renaulution-Plans verworfen. Der Fokus soll sich nicht mehr auf Marktanteile, sondern auf Profitabilität richten. Statt wie noch im Jahr 2019 rund 4 Millionen Fahrzeuge soll die jährliche Produktion bis 2025 auf 3,1 Millionen Autos schrumpfen. Parallel will man schrittweise die Marge steigern. 2023 soll diese auf über 3 und bis 2025 auf über 5 Prozent steigen. Außerdem ist geplant, den Cashflow zu erhöhen (bis 2023 auf 3 Milliarden Euro) und zugleich die Investitionen auf unter 8 Prozent des Umsatzes zu senken. Ob im Rahmen dieser Neuausrichtung auch Standorte von Schließungen bedroht oder Entlassungen geplant sind, wollte der Renault-Chef nicht kommentieren. Aus dem chinesischen Markt will sich Renault jedoch verabschieden und erst nach einer Neuausrichtung seines Geschäftsmodells wieder zurückkehren. Auch der Entwicklung autonomer Fahrzeuge erteilte der italienische Manager aufgrund des derzeit noch fehlenden Geschäftsmodells eine Absage.

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