Elektromobilität Tesla: Roadster stiehlt E-Truck die Show
Zwei Mal hat Tesla die Präsentation seines ersten strombetriebenen Lkws verschoben. Mit einer großen Show hat Elon Musk nun den E-Truck „Semi“ vorgestellt. Die Bühne gehörte allerdings dem unangekündigten, neuen Roadster von Tesla.
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Im Rahmen der Präsentation des neuen Elektro-Lastwagens Semi auf einem Flugplatz im kalifornischen Hawthone überraschte Elon Musk mit einem neuen Roadster. Der Tesla-Chef stellte abermals sein Show-Talent unter Beweis: Der rote Roadster schoss während der Präsentation aus dem Anhänger des Tesla-Sattelschleppers heraus.
Mit Details halten sich die Amerikaner wie üblich zurück, sparen aber nicht an Superlativen wie dem des „schnellsten Autos der Welt“: Tesla gibt für die Höchstgeschwindigkeit eine atemberaubende Marke von 400 km/h an, zudem soll die Sprintzeit aus dem Stand auf Tempo 100 zwei Sekunden dauern. Der Allrad-Elektro-Roadster soll zudem noch weit fahren: Das riesige 200-kWh-Batteriepaket erlaubt nach Unternehmensangaben einen Radius von 1.000 Kilometern. In etwa drei Jahren soll der Elektro-Renner erhältlich sein. Die Vorauszahlung bei einer Reservierung des 200.000 Dollar teuren Roadsters liegt bei 50.000 Dollar.
Futuristischer Innenraum
Bei der Dachkonstruktion setzt Tesla auf einen targaartigen Zuschnitt. Über den Köpfen der Fahrgäste befindet sich entsprechend ein herausnehmbares Dachmittelteil. Ansonsten bietet der – unter anderem dank extrem kurzer Karosserieüberhänge – knackig proportionierte E-Renner eine verblüffend schnörkellose, glatte Außenhaut. Optisch transportiert der Roadster die typische Tesla-DNA. Teslatypisch ist auch der aufgeräumte Innenraum. Hier gibt es zwei stark konturierte Sportsitze, ein Riesendisplay in der Mittelkonsole sowie ein minimalistisches Cockpit mit einem Lenkrad, das an ein Flugzeug-Steuer erinnert.
Mit dieser unangekündigten Produktüberraschung wollte der Teslachef wahrscheinlich ablenken: Denn Tesla hat die Präsentation des E-Trucks Semi bereits zweimal verschoben und wollte eigentlich der erste Anbieter eines strombetriebenen Lkws auf dem Markt sein. Daimler war allerdings schneller als die Amerikaner und präsentierte bereits einen vollelektrischen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 26 Tonnen. Und mit dem „eCanter“ hat die Daimler-Tochter Fuso bereits einen E-Lkw mit einer Nutzlast von bis zu 3,5 Tonnen auf den Straßen.
30 Minuten Ladezeit für 640 Kilometer Reichweite
Mit dem Semi zeigt Tesla nun seine Vision der emissionsfreien Lkws. Er soll mit voller Ladung und einem Gewicht von 40 Tonnen eine Reichweite von rund 800 Kilometern erreichen. Der Sattelschlepper hat vier Motoren – und Tesla verspricht, dass er pannenfrei eine Million Meilen (1,6 Millionen Kilometer) schaffen kann. Auch mit zwei ausgefallenen Motoren könne das Fahrzeug immer noch einen Diesel-Lastwagen schlagen. In 30 Minuten soll die Batterie auf eine Reichweite von gut 640 Kilometern hochgeladen werden können. Unterwegs soll es dafür ein Netz aus mit Solarstrom betriebenen „Megachargern“ von Tesla geben, ähnlich den „Supercharger“-Schnellladestationen für Autos der Firma.
Musk nannte keinen Preis für den Lastwagen. Er betonte aber, dass die Elektro-Sattelschlepper im Betrieb deutlich günstiger sein sollen als die Konkurrenz mit Verbrennungsmotor. So koste eine Meile mit dem Tesla-Truck den Betreiber 1,26 Dollar, beim Diesel seien es 1,51 Dollar. Wenn die Lastwagen dicht nacheinander in einer Kolonne fahren – das sogenannte „Platooning“ – sinke der Wert bei Tesla sogar auf 85 US-Cent pro Meile. Tesla nimmt in die Berechnung auch die Kosten für Versicherung, Wartung und Treibstoff bzw. Strom mit rein.
5.000 US-Dollar Anzahlung
Der Lastwagenfahrer soll in der Mitte der Kabine zwischen zwei großen Touchscreen-Displays sitzen. Damit spart sich Tesla auch verschiedene Versionen für den Links- oder Rechtsverkehr. Der Sattelschlepper bekommt die Funktionen des Assistenzsystems Autopilot, mit denen er automatisch bremsen und die Spur halten werde. Dazu gehöre auch eine besonders robuste Windschutzscheibe. Der Lastwagen kann ab sofort reserviert werden, dabei müssen 5.000 Dollar hinterlegt werden.
Tesla gibt gerade Milliarden für die Produktion seines ersten günstigeren Wagens Model 3 aus. Das Hochfahren der Fertigung gestaltet sich schwieriger als gedacht: So wurden im vergangenen Quartal statt der geplanten 1.500 Fahrzeuge nur 260 produziert. Das Ziel, 5.000 Model 3 pro Woche zu bauen, wurde von Ende des Jahres auf das erste Quartal 2018 verschoben. Tesla liegen über 450.000 Reservierungen für das vor Steuern und Vergünstigungen 35.000 Dollar teure Auto vor, die Vorbesteller werden damit noch lange warten müssen.
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