IAA 2021 TÜV Süd fordert Treuhand für Mobilitätsdaten
Der TÜV Süd stellt auf der IAA in München seine veränderte Rolle als Prüfdienstleister vor. Das Geschäft umfasst mittlerweile weit mehr als Hauptuntersuchungen und Gutachten.
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Mit der Transformation der Autoindustrie und dem Wandel der Mobilitätsangebote verändern sich die Aufgaben der Prüforganisationen. Wir haben mit Patrick Fruth, CEO der TÜV SÜD Division Mobility, gesprochen. Stichwörter für die neue Mobilität sind Green Deal und Vision Zero. Sie stehen für eine sichere Welt ohne Verletzte und Tote im Straßenverkehr.
Laut Fruth kommen neben der Hauptuntersuchung noch „Cybersecurity, Softwareupdates oder Data Storage hinzu. Hier sieht sich der TÜV als neutraler Dritter. Zu den Aufgaben der Prüforganisationen gehört es, gemeinsam Position zu beziehen und Forderungen zu formulieren, beispielsweise zu rechtlichen Rahmenbedingungen. Für alle Prüforganisationen ist es nach Aussage von Fruth wichtig, „einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Fahrzeugdaten zu haben sowie auch bei Themen Software-Sicherheit und der Gestaltung der Hauptuntersuchung von morgen Einfluss zu haben“.
Fahrzeug- und Mobilitätsdaten
Für die künftige Bewertung von Unfällen werden Fahrzeug- und Mobilitätsdaten eine wichtigere Rolle spielen. Deshalb fordern die Prüforganisationen nicht nur den erwähnten diskriminierungsfreien Zugang zu den Fahrzeugdaten, sondern auch, dass Mobilitätsdaten treuhänderisch in einem neutralen Trust-Center verwaltet werden.
Die TÜV-Gesellschaften bieten sich hierfür als neutrale Treuhänder an, um die Daten zu verwalten. Dritte wie Mobilitätsdienstleister, Werkstätten, OEM oder Versicherer erhalten nur Zugriff, wenn sie autorisiert sind. „Die Fahrzeughalter können so ihre Mobilitätsdaten bedarfsgerecht kontrollieren und entscheiden selbst darüber, wer Einblick hat“, sagt Fruth.
Fruth sieht Cybersecurity dabei als Priorität: „Die sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten sind für die Prüforganisationen und die Sicherstellung der Fahrzeugüberwachung elementar wichtig, insbesondere in der zunehmenden C2C- und C2X-Kommunikation. Mit dem Wegfall der OBD-Schnittstelle muss der Zugang, beispielsweise über ein neutrales Trust-Center, für die Prüforganisation jederzeit gegeben sein.“
Automatisierte Fahrsysteme überwachen
Die klassische Hauptuntersuchung wird sich verändern. Ganz allgemein wird es in Zukunft darum gehen, die automatisierten Fahrsysteme zu überwachen. Dynamische Funktionsprüfungen automatisierter und vernetzter Fahrsysteme gehören genauso dazu wie etwa die Funktionsprüfung der Sensorik sowie sicherheitsrelevante Fahrzeugfunktionen. Eine zentrale Rolle dabei spielt die Überwachung der Software. Die Aktualität einer Software (Stichwort Updates) ist genauso wichtig wie Software-Checks (Simulationen). Sie werden feste Bestandteile des Prüfkatalogs sein.
Sie alle sind entscheidend, um die geforderten Grenzwerte einzuhalten – und das über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs. Das gilt auch für die erweiterte Abgasuntersuchung von NOx und Partikeln, aber auch – wie sie die neue Euro-7-Verordnung vorsieht – für die Emissionen beispielsweise von Ammoniak, Methan, Formaldehyd oder Partikeln, die durch Reifen und Bremsenverschleiß entstehen.
Neben den automatisierten Fahrfunktionen ist es die Sicherheit alternativer Antriebe wie BEV oder Wasserstoff-Brennstoffzelle. Die Sicherheit muss innerhalb der periodischen Untersuchung garantiert werden. Dazu gehört die Sicherheit der Batteriezellen genauso wie die Prüfung aller wasserstoffführenden Leitungen und der Brennstoffzelle selbst.
Zustand und Wert einer Batterie
Bei den Ladestationen gehört der TÜV SÜD zu den „europaweit führenden Zertifizierern“. Außerdem arbeitet die Prüforganisation an verschiedenen Verfahren, um die CO2-Bilanz batteriebetriebener Fahrzeuge zu verbessern.
Zudem arbeiten die TÜV-Experten an State-of-Health- (SoH-)Prüfungen. Die können den Zustand und den Wert einer Batterie bestimmen und damit das Remarketing von E-Autos ankurbeln – der Gebrauchtwagenmarkt bei Elektroautos ist immer noch vergleichsweise klein.
Die SOH-Prüfungen führen die Experten aktuell in einem ersten Pilotversuch durch. Je länger die Batterie im Einsatz ist, desto besser ist deren Umweltbilanz – das gilt auch für den möglichen Einsatz nach Verwendung im Auto.
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