Markenausblick VW will wieder Autos fürs Volk bauen

Quelle: sp-x Lesedauer: 5 min |

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In Wolfsburg will man die Zeichen der Zeit erkannt haben. Fehler der vergangenen Jahre sollen bei den anstehenden neuen Modellen und Modellüberarbeitungen ausgebügelt werden.

Vor allem die angekündigten Überarbeitungen bei ID 4/ID 5 sind ein Hinweis darauf, dass Volkswagen mit einigen Fehlern der jüngeren Vergangenheit aufräumen will.
Vor allem die angekündigten Überarbeitungen bei ID 4/ID 5 sind ein Hinweis darauf, dass Volkswagen mit einigen Fehlern der jüngeren Vergangenheit aufräumen will.
(Bild: Volkswagen)

Im VW-Konzern und speziell bei der Volumenmarke Volkswagen rüstet man sich, auf verschiedenen Märkten verlorenes Terrain wieder zurückzuerobern. Besonders wichtig sind dabei China, wo der Konzern immer noch vier von zehn Fahrzeugen verkauft und natürlich Westeuropa mit dem Heimatmarkt Deutschland an der Spitze. Fehler der vergangenen Jahre will man in der kommenden Modellpalette ausbügeln.

Besonders spannend wird es in den nächsten Jahren im Bereich der Elektromobilität. Der Konzern will ab 2025 günstige E-Fahrzeuge auf den Markt bringen, zunächst den mit Frontmotor und Frontantrieb versehenen ID 2 für unter 25.000 Euro, später wahrscheinlich auch einen ID 1, dessen Zielmarke bei 20.000 Euro liegt.

ID 2 als SUV und als Cupra-Variante

Beide Bruttopreise sind für einen Konzern mit bekannt hohen Kosten nicht einfach zu erreichen. Ein ID 2 würde im Vergleich zum derzeit günstigsten ID 3 immerhin einen Sprung nach unten in Höhe von 15.000 Euro bedeuten. „Wir werden den Preis bis 2025 aber auf jeden Fall halten können“, ist sich ein Konzernsprecher sicher und erteilt damit auch Skeptikern eine Absage, die bis zum Marktstart von Preissteigerungen ausgehen.

Vom ID 2 wird es zudem eine leicht SUV-sierte Variante geben, die ID 2 X heißen wird. Von diesem Modell soll es auch einen Skoda geben, Cupra wiederum wird eine Version des normalen ID 2 unter dem Namen Raval bringen. Alle Modelle werden in Spanien gebaut. Dass es keinen Hinweis auf eine eigene Version von Seat gibt, unterstützt die Gerüchte um die Zukunft dieser Marke.

Wo ein ID 1 produziert wird, steht dagegen noch nicht fest. Klar ist nur, dass das Auto in Europa hergestellt werden soll und nur für europäische Märkte vorgesehen ist. Marktstart für den Nachfolger des E-Up könnte 2026 sein.

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ID 4 und ID 5 werden massiv überarbeitet

Allerdings hat Volkswagen bis dahin noch eine Menge anderer Arbeit zu erledigen. So kommen 2025 ein überarbeiteter ID 4 und im Anschluss die Coupé-Version ID 5 auf den Markt. Dabei gehen die Wolfsburger deutlich über ein normales Facelift hinaus. So bleibt beim Exterieur kein Blechteil unangetastet und auch das Interieur wird komplett neu sein. Es erhält zum Beispiel ein von A-Säule zu A-Säule durchgehendes Display. Technisch und beim Antrieb bleibt allerdings alles beim Alten.

Zudem hat Volkswagen noch eine Lücke in der Modellpalette entdeckt. Ähnlich wie Skoda vom Enyaq bringt VW eine um etwa 20 Zentimeter gekürzte Version des ID 4. Das in Wolfsburg gebaute Elektro-SUV kommt wahrscheinlich Anfang 2026 und wird etwas bulliger ausfallen als das größere Schwestermodell.

Vor allem die Überarbeitungen bei ID 4/ID 5 sind ein Hinweis darauf, dass Volkswagen mit einigen Fehlern der jüngeren Vergangenheit aufräumen will. „Gerade beim Design mit der Abkehr von der horizontalen Ausrichtung und bei der teilweise umständlichen Bedienung hatten wir den Markenkern verlassen“, so der VW-Sprecher. „Dies wird nun korrigiert.“

Bekannte Modellnamen könnten in künftigen E-Autos weiterleben

Korrigiert werden könnten im Laufe der nächsten Jahre auch die Modellbezeichnungen. Wenn die Verbrenner Anfang der 30er-Jahre endgültig abtreten, wären etablierte Namen wie Golf, Tiguan oder Polo für die E-Autos theoretisch wieder verfügbar. E-Golf statt ID 3: Im Konzern finden das manche wohl nicht undenkbar.

Das auf der IAA gezeigte ID GTI Concept zeigte ja schon, dass VW nicht davor zurückschreckt, ein bislang für die sportliche Verbrennerwelt reserviertes Kürzel in das E-Zeitalter zu übertragen. Das müsste erst recht für über Jahrzehnte eingeführte und erfolgreiche Modellnamen gelten.

Bis es so weit wäre, gehen aber auf jeden Fall noch einige Jahre ins Autoland. Die Gegenwart hält andere Aufgaben bereit, wie die Einführung des E-Autos ID 7 mit einer Norm-Reichweite von um die 700 Kilometer, die in Deutschland schon für Ende November zum Basispreis von 57.000 Euro vorgesehen ist. Zunächst kommt die große Limousine nur mit Heckantrieb, im Frühjahr folgt die sportliche GTX-Variante mit Allrad und 250 kW sowie eine etwas schwächere Allrad-Version mit 220 kW. Zudem kommt dann auch die Kombi-Variante.

Trinity verschoben

Verschoben hat man bei Volkswagen dagegen das Trinity-Projekt, das zunächst für 2026/2027 angekündigt war. Verzögerungen mit der Software-Architektur haben im Konzern zu einem Umdenken geführt. Zunächst wird nun der Modulare Elektro-Baukasten (MEB) auf den neuesten Stand gebracht.

Erst danach, etwa 18 Monate später als zunächst geplant, also 2027/2028, ziehen die neuen Modelle auf Trinity um. Erstes Fahrzeug von Volkswagen wird ein sogenanntes CUV (Crossover Utiliy Vehicle) der Mittelklasse sein, ein Konzept, das man am besten als softes SUV beschreiben kann und dem in Deutschland produzierten Model Y von Tesla ähnelt.

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ID 6 erstes Modell auf neuer Plattform?

Dieses erste Modell, vielleicht unter dem Namen ID 6 laufend, wäre dann Vorreiter einer neuen Generation von E-Autos aus dem Konzern mit 800-Volt-Technik, Leistungen von bis zu 1.000 PS (etwa für Porsche) sowie bereit für automatisiertes Fahren auf Level 4. Die Plattform wird dann künftig von allen Marken und Modellen des Konzerns genutzt werden (müssen).

Die auf der Trinity-Plattform verwendeten flacheren Akkus erlauben zum Beispiel niedrigere Fahrzeuge, was Volkswagen etwa die Produktion eines E-Golf GTI mit entsprechend sportlichen Proportionen erlauben würde. Ein solches Fahrzeug mit einer Länge von etwa 4,25 Metern würde das Versprechen einlösen, dass ein E-Fahrzeug auf kompakter Länge den Platz eines Passat bietet.

Facelift für Golf, neuer Tiguan

Apropos Passat: Auch in der VW-Verbrenner-Welt tut sich in den nächsten Jahren noch einiges. Der neue Passat, nur noch als Kombi erhältlich, auf fast 5 Meter gewachsen und gemeinsam mit dem Skoda Superb Combi in Bratislava gebaut, wird bis etwa 2033 produziert werden.

Auch vom SUV-Bestseller Tiguan gibt es nochmal eine neue, die dritte Generation, die ebenfalls auf dem neuen Modularen Querbaukasten MQB evo aufbaut. Vom Golf gibt es im nächsten Jahr ein umfangreiches Facelift, der Kompaktwagen erhält einen größeren Bildschirm, weichere Kunststoffe sowie alle Antriebe aus dem Tiguan/Passat. Das häufig kritisierte Bedienkonzept wurde analog zum ID 7 und Passat/Tiguan modernisiert.

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T-Roc wird letzter komplett neuer Verbrenner

Letztes komplett neues Verbrenner-Modell wird 2025 der T-Roc sein. Danach kommt es bei den Fahrzeugen aus der alten Welt nur noch zu Überarbeitungen und Modernisierungen. Einen neuen MQB wird es nicht mehr geben.

Für einige Modelle kommt allerdings auch schon früher das Aus, nicht zuletzt weil sich die anstehende Abgasnorm-Änderung auf Euro 7 nicht lohnt. So wäre dann Ende 2026 Schluss für den großen Touareg und auch der Arteon, ohnehin nur noch als Kombi im Angebot, fällt dann aus der Modellpalette.

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