Dieselgate Volkswagen verlangt Schadensersatz von Winterkorn und Stadler
Jahrelang hatten Martin Winterkorn und Rupert Stadler die Geschicke bei VW und Audi bestimmt. Beide stürzten über Dieselgate. Jetzt will sie der Volkswagen-Aufsichtsrat zur Kasse bitten.

Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG fordert von den ehemaligen Vorständen Martin Winterkorn und Rupert Stadler aufgrund ihrer Verwicklungen in den Dieselskandal Schadensersatz. Das teilte das Gremium am Freitag (26. März) mit.
Die Rechtsanwaltskanzlei Gleiss Lutz habe die Haftungsansprüche im Auftrag des Aufsichtsrats geprüft. Das Ergebnis: Winterkorn und Stadler wirft der Bericht fahrlässige Pflichtverletzungen vor. Die Prüfer griffen im Zuge ihrer Ermittlungen auf über 65 Petabyte Datenmaterial zurück und führten mehr als 1.550 Interviews. Die nun abgeschlossene Untersuchung war damit die umfangreichste in einem Unternehmen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Winterkorn „verletzte Sorgfaltspflicht“
Winterkorn hat nach Ansicht des Aufsichtsrats seine Sorgfaltspflicht verletzt, indem er es ab dem 27. Juli 2015 unterließ, als Volkswagen-Vorstandschef den Einsatz von illegaler Software in Zwei-Liter-Dieselmotoren aufzuklären, die zwischen 2009 und 2015 in den USA verkauft wurden. Zudem habe er US-Behörden angelogen.
Der langjährige Volkswagen-Boss reagierte am Freitag über seine Anwälte auf die Forderungen. Diese beteuerten, Winterkorn habe „alles Erforderliche getan und nichts unterlassen, was dazu geführt hätte, den entstandenen Schaden zu vermeiden oder geringer zu halten“.
Rupert Stadler wiederum wirft der VW-Aufsichtsrat vor, er habe ab dem 21. September 2016 nicht dafür gesorgt, von Audi entwickelte Drei-Liter- und 4,2-Liter-Dieselmotoren auf illegale Software untersuchen zu lassen. Jene Aggregate kamen in der EU in Fahrzeugen von VW, Audi und Porsche zum Einsatz.
Wie hoch die Forderungen sind, ist nicht bekannt
Welches finanzielle Ausmaß die Forderungen haben könnten, stand nicht fest.
Die ehemaligen Audi-Entwicklungsvorstände Ulrich Hackenberg und Stefan Knirsch sowie Ex-Porsche-Entwicklungschef Wolfgang Hatz will der Konzern unterdessen wegen aktienrechtlicher Sorgfaltspflichtsverletzungen belangen. Gegen den früheren VW-Vorstand Heinz-Jakob Neußer hatte Volkswagen das bereits getan. Im Fall anderer VW-Vorstandsmitglieder seien dagegen keine Verstöße festgestellt worden.
Martin Winterkorn wird wegen der Abgasaffäre auch noch vor Gericht stehen. Mitte September soll in Braunschweig der Prozess gegen ihn und vier weitere, teils ehemalige Führungskräfte wegen mutmaßlichen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs beginnen. Das Landgericht hatte den Beginn wegen der Corona-Lage kürzlich verschoben. Rupert Stadler steht wie auch Wolfgang Hatz wegen einer möglichen Mitverantwortung für die manipulierten Abgaswerte bereits vor dem Münchner Landgericht.
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