Abgas-Skandal Volkswagens Umrüstplan erstaunt Experten

Autor Thomas Günnel

Volkswagen hat eine technische Lösung vorgestellt, die das Abgas-Problem bei den betroffenen Diesel-Modellen des Konzerns in Europa beheben soll. Experten sind jedoch skeptisch.

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Volkswagen hat eine Umrüstlösung für die von den Manipulationen betroffenen Dieselmotoren vorgestellt.
Volkswagen hat eine Umrüstlösung für die von den Manipulationen betroffenen Dieselmotoren vorgestellt.
(Foto: Volkswagen)

Volkswagen hat eine technische Lösung vorgestellt, mit der der Konzern die vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselfahrzeuge ausrüsten will. Ein Gitternetz – Volkswagen nennt es Strömungsgleichrichter – soll vor dem Luftmassenmesser montiert die einströmende Luft „ordnen“. In der Folge könne der Luftmassenmesser genauere Ergebnisse liefern und die Motorsteuerung den Motor besser abstimmen, wie Volkswagen-Techniksprecher Pietro Zollino erklärt. Zusätzlich erfolgt ein Software-Update.

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Der Verbrauch könnte steigen

Laut Volkswagen habe das Kraftfahrtbundesamt die entsprechenden Umbauten bestätigt, die Abnahme für die einzelnen Modelle stehe dabei aber noch aus. Motorenexperten wie Dr.-Ing. Jörn Getzlaff von der Fakultät Kraftfahrzeugtechnik der FH Zwickau, zeigte sich gegenüber dpa erstaunt über diesen simplen Plan: „Es wundert mich natürlich schon, dass ein so einfaches Teil jetzt die Lösung sein soll. Aber es ist schon möglich.“ Die scheinbar einfache Lösung könnte jedoch ein anderes Problem aufwerfen: Die Stickoxidwerte lassen sich nur verbessern, wenn sich ein anderer Wert ändert. Für Getzlaff ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit der Verbrauch: er könnte steigen.

Enger gesetzlicher Rahmen

In der Folge könnten dann die von Volkswagen angegebenen Verbrauchswerte nicht mehr stimmen, deren Abweichung vom tatsächlichen Verbrauch ist jedoch auch gesetzlich geregelt – laut Getzlaff dürfen die Prüfstandswerte nicht um mehr als zehn Prozent über den Werten liegen, die der Hersteller angibt. Volkswagen-Pressesprecher Hans-Gerd Bode sagte gegenüber dpa, dass Volkswagen dem Ziel keinen Mehrverbrauch oder Leistungseinbußen zu haben, nahe sei.

Kostengünstigere Lösung

Wenn die von Volkswagen vorgestellte Lösung tatsächlich funktioniert, wären die Kosten für den Konzern überschaubar, zumindest in Europa: Getzlaff schätzt die Kosten für den sogenannten Strömungsgleichrichter auf deutlich unter einen Euro. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen hat laut dpa errechnet, dass die Umrüstung der 1,6- und 2,0-Liter-Motoren weniger als 500 Millionen Euro kosten würden – zu Beginn des Abgasskandals hatte Volkswagen rund 6,7 Milliarden Euro Rückstellungen gebildet.

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