Elektromobilität Volvo startet Batteriefertigung in Gent

Von Michael Gebhardt/SP-X

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Volvo fertigt jetzt die Akku-Packs im belgischen Gent selbst an. Das sorge für mehr Kontrolle. Die Batteriezellen kaufen die Schweden aber weiterhin zu.

Die Akkus für den Ende 2020 startenden batterieelektrischen XC40 Recharge fertigt Volvo künftig im belgischen Gent.
Die Akkus für den Ende 2020 startenden batterieelektrischen XC40 Recharge fertigt Volvo künftig im belgischen Gent.
(Bild: Volvo)

Als einer der ersten Automobilhersteller hat Volvo schon im Jahr 2017 den Abschied vom Verbrenner-Motor eingeleitet. Dafür wurde zuerst die Entwicklung neuer Dieselmotoren gestoppt. Seit 2019 sollen alle neuen Modelle – aber nur ganz neue, keine Facelifts – immer elektrifiziert vorfahren. Das bedeutet also mit Mild-Hybrid-Antrieben, als Plug-in-Hybrid mit Steckdosen-Anschluss oder als reines Elektroauto. Von letzteren wollen die Schweden künftig jedes Jahr eines auf den Markt bringen, ab 2025 soll jeder zweite verkaufte Volvo ein Batterie-Auto sein.

Volvo mit Nachholbedarf

Das sind große Pläne für einen Automobilhersteller, der derzeit nicht gerade mit sparsamen Motoren glänzt und keinen einziges E-Auto im Programm hat. Dieser kommt erst Ende 2020, in Form des XC40 Recharge, einem Kompakt-SUV mit voraussichtlich rund 400 Kilometern Reichweite. Zugegeben: Ganz unbedarft ist Volvo auf dem Strom-Terrain nicht. Immerhin hat die Marke selbst schon einige Hybride im Angebot und einst mit der Kleinserie „C30 electric“ Erfahrungen gesammelt. Außerdem haben die Schweden mit Polestar ihre eigene E-Marke gegründet und der chinesische Mutterkonzern Geely sowie Volvos Lifestyle-Schwester Lynk & Co sind auf dem Heimatmarkt schon länger mit Batterie-Modellen unterwegs.

Werke für die Batteriemontage

Die Technik für den Elektro-XC40 ist kein Hexenwerk, das City-SUV nutzt die kompakte Konzern-Plattform CMA, auf der neben dem Polestar 2 auch der Geely F11 und alle Lynk-&-Co-Modelle aufbauen. Den Akku fertigt Volvo ab sofort selbst an: Im Werk im belgischen Gent, wo der XC40 vom Band läuft, hat der Autohersteller seine erste Batterie-Fertigung in Betrieb genommen. Die nächste soll am neuen US-Standort in Charleston/South Carolina folgen.

Allerdings übernimmt Volvo in seinen Werken nur die Montage der Batterie-Pakete fürs Auto. Die Zellen, also die eigentlichen Stromspeicher, beziehen die Schweden weiterhin von Automobilzulieferern, konkret von CATL aus China und dem südkoreanischen Lieferanten LG Chem. Daran soll sich so schnell auch nichts ändern, so Geert Bruyneel, bei Volvo verantwortlich für die Produktion: „Aktuell haben wir keine Pläne, unsere eigene Zellproduktion zu starten.“

Hohe Abhängigkeit bei Batteriezellen

Anders sieht es bei der Konkurrenz aus: VW plant zusammen mit Northvolt eine Zellfertigung aufzunehmen. Die Opel-Mutter PSA verfolgt das gleiche Ziel zusammen mit der Total-Tochter Saft und auch Tesla will künftig unter anderem in Brandenburg seine eigenen Zellen herstellen. Das ist logisch, macht doch der Akku derzeit rund 40 Prozent des Wertes eines Elektroautos aus. Nur ein Prozent der weltweiten Batterieproduktion kommt aber aus Europa, die hiesige Autoindustrie ist aktuell also von Automobilzulieferern abhängig, was fatale Folgen haben kann. Die aktuelle Corona-Krise macht deutlich sichtbar, wie schnell internationale Lieferketten ins Stocken geraten können.

Der Transport der schweren Zellen rund um den Globus ist zu dem nicht nur teuer, sondern auch CO2-intensiv. Das hat allerdings auch die asiatische Konkurrenz erkannt und drängt nach Europa: CATL beispielsweise arbeitet an einem Werk in der Nähe von Erfurt, wo künftig Batteriezellen mit einem Energiegehalt von 100 Gigawattstunden jährlich produziert werden sollen – das reicht für gut eineinhalb Millionen E-Autos. Auch der amerikanische Konkurrent Microvast plant langfristig mit einer Zellfertigung in Deutschland.

Die im Fahrzeugboden untergebrachten Akku-Pakete des XC40 Recharge schnürt Volvo selbst.
Die im Fahrzeugboden untergebrachten Akku-Pakete des XC40 Recharge schnürt Volvo selbst.
(Bild: Volvo)

Bessere Kontrolle über Qualität und Produkt

Dass es für die europäischen Autobauer bei der Zellproduktion dabei auch um Prestige und Arbeitsplätze geht ist klar: Die hiesige Expertise in der Entwicklung und dem Bau von Verbrennungsmotoren verliert an Bedeutung. Mehr und mehr Produktionsbänder für Einspritzanlagen und Tanks, Kolben, Pleuel und Nockenwellen, Auspuffanlagen und Katalysatoren dürften in naher Zukunft stillstehen. Doch wer am Ende das Rennen in Sachen Akku-Fertigung macht, ist noch offen.

Volvo jedenfalls ist sich sicher, dass schon die eigene Batteriemontage direkt am Werk ein großer Vorteil ist. Eine Fertigung vor Ort, so Bruyneel, sei mit Blick auf Lieferzeiten und Transportkosten auf jeden Fall effizienter. Und außerdem will man die Dinge wohl auch möglichst in der eigenen Hand behalten: „Wenn wir die Batterien selbst zusammenbauen“, so der Manager, „haben wir letztlich auch eine bessere Kontrolle über die Qualität und das gesamte Produkt.“

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