Prototyp Volkswagen ID 2 all: Blick auf den elektrischen Golf

Von Dirk Kunde Lesedauer: 4 min

Volkswagen präsentiert in Hamburg die Studie „ID 2 all“. Das E-Auto kommt Ende 2025 als ID 2 zu Einstiegspreisen unter 25.000 Euro auf den europäischen Markt.

Die Studie soll als ID 2 Ende 2025 auf den Markt kommen.
Die Studie soll als ID 2 Ende 2025 auf den Markt kommen.
(Bild: Dirk Kunde)

Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer präsentiert im Hamburger Kongresszentrum seine Vision eines bezahlbaren Einstiegsmodells in die Elektromobilität. „Wir wollen Autos für jedermann anbieten und zu einer echten Love Brand werden“, sagt Schäfer. Das soll der Name der Studie „ID 2 all“ ausdrücken. Englisch ausgesprochen heißt es „to all“, also für alle. Doch der Zusatz hinkt etwas, da es „for all“ heißen müsste, was aber nicht geht, da die Ziffer 4 vergeben ist.

Schaut man sich den Entwurf von Design-Chef Andreas Mindt von allen Seiten an, wird deutlich: Hier steht der elektrische VW Polo-Golf. Der vier Meter lange Wagen wirkt so kompakt wie ein Polo. Die C-Säule ist in Anlehnung an den ersten Golf wie ein Dreieck geformt. Mindt beschreibt es als die gespannte Sehne eines Bogens, die den Pfeil gleich in Fahrtrichtung abschießt.

Der untere Lufteinlass in der Front vermittelt zusammen mit den Scheinwerfern ein Lächeln. Mindt geht es um Sympathie, die durch den goldenen Schnitt entsteht, dem Verhältnis von drei Fünfteln zu zwei Fünfteln eines Objekts. Beim ID 2 entspricht die Konturlinie unterhalb der Fensterbrüstung genau dieser Aufteilung.

MEB Entry mit Frontantrieb

Technisch setzt Volkswagen erstmals bei seiner MEB-Plattform auf einen Frontantrieb. Der E-Motor wird 166 kW (226 PS) leisten und den Wagen in unter sieben Sekunden auf Tempo 100 bringen. Der Hersteller skaliert für den ID 2 seine Plattform herunter und nennt sie MEB Entry. „Wir setzen damit neue Maßstäbe in Sachen Technologie und Alltagstauglichkeit“, sagt Kai Grünitz, Markenvorstand für Technische Entwicklung bei Volkswagen. Der ID 2 kommt mit etwa 450 Kilometer Reichweite. Das dürfte sich auf die größere Batterie mit 56 kWh beziehen.

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Der Hersteller nennt noch keinen Verbrauchswert, da es sich um eine Studie handelt. Doch rechnerisch läge er bei 12,4 kWh/100 km. Neben der Nickel-Mangan-Kobalt-Batterie (NMC) wird die Einstiegsversion über eine günstigere Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) mit 38 kW verfügen. Zur Ladegeschwindigkeit macht VW noch keine Angaben. Nur so viel: in 20 Minuten lädt der Akku am Schnelllader von 10 auf 80 Prozent der Batteriekapazität.

Mehr Knöpfe, weniger Wischen

Im Innenraum räumt Designer Mindt mit den Dingen auf, die viele ID-Kunden am Bedienkonzept bemängelt haben. Für die Lautstärke gibt es einen Drehknopf. Die Steuerung der Klimaanlage erfolgt über ein separates Bedienteil mit beleuchteten Tasten. In der Mittelkonsole befindet sich ein Dreh-Drück-Knopf, der das Menü auf dem großen Bildschirm mit 32,7 Zentimetern Diagonale steuert.

In der Präsentation ist auf diesem Touchdisplay ein Vintage-Modus zu sehen, bei dem ein Kassettendeck aus einem älteren Golf für die Medienwiedergabe zu sehen ist. Unter dem Bildschirm geht es moderner zu: Eine Ablage mit magnetischer Fixierung lädt zwei Smartphones induktiv. Auch auf der Rückseite der Vordersitze befinden sich magnetische Halterungen für induktives Laden mobiler Geräte.

Der ID 2 bekommt zudem eine 230-Volt-Steckdose für die Energieabgabe an größere elektrische Geräte. Unter der Rücksitzbank befindet sich ein abschließbares Fach mit 50 Litern Volumen und mit USB-Anschluss. Klappt man die Rücksitzlehne (60:40) als auch die Beifahrersitzlehne um, entsteht eine 2,20 Meter lange Ladefläche.

Der Kofferraum fasst 440 Liter, mit umgeklappter Rückbank werden es 1.330 Liter. Der Fahrer hat alle wesentlichen Infos in einem Bildschirm mit 27,7 Zentimetern Diagonale hinter dem Lenkrad im Blick. Optional gibt es ein Head-up-Display.

20.000-Euro-Marke im Blick

Die Produktion des ID 2 startet in der zweiten Hälfte 2025 im spanischen VW-Werk Martorell bei Barcelona. Erste Auslieferungen könnten Ende 2025 oder Anfang 2026 erfolgen. Da will sich Schäfer noch nicht genau festlegen. Sicher ist allerdings, dieser ID 2 ist ein E-Auto für Europa. In China komme das Format eines Schräghecks nicht gut an, so Schäfer. Einen Vertrieb in Nordamerika lässt der VW-Chef offen.

Weiter in die Zukunft gedacht, soll ein SUV-artiger ID 2 auf der MEB-Entry-Plattform folgen. Und ab 2027/28 plant Volkswagen mit einem E-Auto zu Einstiegspreisen unterhalb der 20.000-Euro-Marke.

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Konkurrenz aus Asien und den USA

Für Volkswagen ist die Zeitplanung mit einem Produktionsstart im Jahr 2025 sportlich. Doch im Segment der elektrischen Kleinwagen könnte der Hersteller schon früher Konkurrenz bekommen. Mehrere asiatische Marken wie BYD, MG, Ora und die neuen Submarken von Nio arbeiten an günstigen Einstiegsmodellen. Auch Tesla hat eine Fließheckversion für unter 25.000 Dollar angekündigt.

Volkswagen hat seine Zielmarke für den E-Auto-Anteil mit der gestrigen Vorstellung angehoben. Statt 70 Prozent sollen im Jahr 2030 die Elektroautos einen Anteil von 80 Prozent in Europa ausmachen. Das sind noch sieben Jahre und vermutlich wird es den Golf und Polo mit Verbrennungsmotor noch bis Mitte der 2030er Jahre geben.

Das dürfte erklären, warum Schäfer der Mut fehlte, statt eines ID 2 den ID Golf oder ID Polo vorzustellen. Volkswagen will einen Parallellauf identischer Namen bei unterschiedlichen Antrieben vermeiden.

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