Bilanz 2022Webasto-CEO Engelmann: „Wir haben einiges aussortiert“
Von
Tina Rumpelt
Lesedauer: 4 min |
Die Webasto SE ist 2022 mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro und einer Rendite von 2,5 Prozent wieder auf Kurs. Jetzt will der Zulieferer seine Dachkompetenz ausbauen; und seine Präsenz in Asien – außerhalb Chinas.
Webasto-CEO Holger Engelmann freut sich über eine gute Auftragslage. Die Prognose für 2023 indes bleibt schwierig.
(Bild: Webasto)
Ein Bild sagt mehr als viele Worte: Drei Läufer spurten auf einem schmalen Pfad bergauf, hohe Gipfel im Blick. Das Foto bebildert die Powerpoint-Folie, auf der der Ausblick 2023 skizziert ist und den Webasto-CEO Holger Engelmann überschreibt: „Es bleibt schwierig.“ Das Jahr 2022 ist für Webasto recht gut gelaufen, auch wenn für den Zulieferer die Vor-Corona- und Vor-Ukraine-Krieg-Umsatzziele – von sieben Millionen Euro war 2019 die Rede – erst einmal in weite Ferne gerückt sind. Im Jahr 2023 soll, so Engelmann beim alljährlichen Pressegespräch am 25. April in München, „die Profitabilität erhalten und wieder ein positives Ergebnis erzielt werden. Im aktuellen Umfeld äußerst anspruchsvoll.“
„Auftragslage erfreulich, Prognose schwierig“
Die guten News: Mit einem Volumen von 7,2 Milliarden Euro verzeichnete Webasto 2022 einen Rekord beim Auftragseingang, der damit auf 29,3 Milliarden Euro stieg. 39 Prozent der Neuaufträge entfielen auf E-Mobilitäts-Projekte. Als Herausforderungen für 2023 nennt er die weiterhin starke Volatilität bei den Kundenabrufen, weitere Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Energie und die kaum kalkulierbaren geopolitischen Spannungen, die auch 2023 im Ergebnis Spuren hinterlassen werden.
Die Webasto SE ist 2022 mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro und einer Rendite von 2,5 Prozent wieder auf Kurs. Jetzt will der Zulieferer seine Dachkompetenz ausbauen; und seine Präsenz in Asien – außerhalb Chinas.
Webasto-CEO Holger Engelmann freut sich über eine gute Auftragslage. Die Prognose für 2023 indes bleibt schwierig.
(Bild: Webasto)
Ein Bild sagt mehr als viele Worte: Drei Läufer spurten auf einem schmalen Pfad bergauf, hohe Gipfel im Blick. Das Foto bebildert die Powerpoint-Folie, auf der der Ausblick 2023 skizziert ist und den Webasto-CEO Holger Engelmann überschreibt: „Es bleibt schwierig.“ Das Jahr 2022 ist für Webasto recht gut gelaufen, auch wenn für den Zulieferer die Vor-Corona- und Vor-Ukraine-Krieg-Umsatzziele – von sieben Millionen Euro war 2019 die Rede – erst einmal in weite Ferne gerückt sind. Im Jahr 2023 soll, so Engelmann beim alljährlichen Pressegespräch am 25. April in München, „die Profitabilität erhalten und wieder ein positives Ergebnis erzielt werden. Im aktuellen Umfeld äußerst anspruchsvoll.“
„Auftragslage erfreulich, Prognose schwierig“
Die guten News: Mit einem Volumen von 7,2 Milliarden Euro verzeichnete Webasto 2022 einen Rekord beim Auftragseingang, der damit auf 29,3 Milliarden Euro stieg. 39 Prozent der Neuaufträge entfielen auf E-Mobilitäts-Projekte. Als Herausforderungen für 2023 nennt er die weiterhin starke Volatilität bei den Kundenabrufen, weitere Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Energie und die kaum kalkulierbaren geopolitischen Spannungen, die auch 2023 im Ergebnis Spuren hinterlassen werden.
Weitere Unwägbarkeit: die unterschiedlichen Entwicklungen in den Regionen. Vor allem in China musste Webasto 2022 Umsatzeinbußen von minus fünf Prozent hinnehmen. Dafür lief das Geschäft in Amerika besser, mit plus fünf Prozent, wobei ein Großteil des Umsatzzuwachses dort auf das Konto des Ford Bronco ging. Nach recht holprigem Start aufgrund von Qualitätsproblemen läuft die Dachproduktion für dieses Modell im Werk Detroit nun rund.
Designfläche im Himmel: Panoramadach mit Ambientebeleuchtung im neuen BMW i7.
(Bild: Webasto)
Stärkere Präsenz südlich von China
Auch wegen der geopolitischen und wirtschaftlichen Verschiebungen verfolgt Webasto eine Erweiterung des Footprints in Südostasien. Mit „mehr Resilienz und Stabilisierung der Lieferketten durch lokale Lieferanten“ begründet der Webasto-Chef diese strategische Entscheidung. In den Jahren 2022 und 2023 investiert Webasto in neue Dach-Produktionskapazitäten in Japan, Indien und Thailand; in Südkorea wird die Batterie-Serienproduktion für Hyundai-Kia erweitert.
Mit 3,6 Milliarden Euro und 83 Prozent des Gesamtumsatzes ist das Dachgeschäft das dominante Businessfeld des Unternehmens. Dieses wurde mit der Übernahme des Glasspezialisten Carlex in Luxemburg gestärkt. Die 400 Mitarbeiter dort sind spezialisiert auf Glasveredelung. Sie produzieren beschichtetes Hightech-Glas für innovative Dachsysteme mit Ambientebeleuchtung, schaltbarer Beschattung in unterschiedlichen Segmentierungsformen; oder auch mit integrierten Solarzellen.
„Glas wird immer intelligenter“, so Engelmann. Das biete Interieurdesignern viele neue Gestaltungsmöglichkeiten. Kundenprojekte für solche Anwendungen habe man bereits gewonnen, bestätigt Engelmann. Erster Serienkunde ist BMW.
Webasto wird in Luxemburg in den nächsten fünf Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag für die Erweiterung der Glasproduktion investieren. Auch in Nordamerika und Asien seien weitere Glasproduktionen geplant, so der Webasto-Chef.
Webasto „Bestens etabliert“ im Batteriemarkt
Im Batteriemarkt sieht sich Webasto „bestens etabliert“. Rund 108 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete der Zulieferer 2022 in diesem Segment. Die Serienproduktion von Batteriepacks in Jiaxing in China für Great Wall und im südkoreanischen Dangjin laufen seit 2022. In Südkorea entstehen aktuell 100.000 Module jährlich. Hyundai-Kia hat seinen Auftrag ausgeweitet und so werden vor Ort die Kapazitäten bis 2024 erweitert.
Am deutschen Standort Schierling wird die Batterie-Produktion für zwei Serienprojekte deutscher Hersteller mit Start im Sommer 2024 und Anfang 2025 vorbereitet. Dann wird das Werk zum reinen Batterie-Standort. Ein neues Batteriewerk in der Slowakei geht 2024 in Betrieb. Es wird ebenfalls für einen deutschen Autohersteller Batteriepacks fertigen.
Noch eine „Baustelle“ ist das Charging-Geschäft: Nach wie vor sucht Webasto einen Partner für das Business mit Ladesystemen mit einem Umsatzvolumen von rund 90 Millionen Euro. „Wir haben eine gute Marktposition aufgebaut“, sagte Engelmann, auch für das im Februar eröffnete neue Werk für Ladesysteme in Mexiko lägen genügend Aufträge vor.
Dennoch will Webasto das Geschäft nicht länger allein betreiben, auch einen kompletten Ausstieg schließt er nicht aus. Bei den Ladesystemen bewegt sich Webasto stark im B2C-Bereich mit anderen Anforderungen als im klassischen OEM-Geschäft. Kurzum: Es passt nicht so recht ins Portfolio. Engelmann: „Bis Ende des Jahres wollen wir das unter Dach und Fach haben.“
Das Jahr 2022 von Webasto in Zahlen
Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr von 3,7 auf 4,4 Milliarden Euro. Davon entfallen 82 Prozent auf das Kerngeschäft mit Dächern (-1 Prozent zu 2022), elf Prozent auf Heiz- und Kühlsysteme (-2 Prozent) und sieben Prozent (+3 Prozent) auf Lösungen für die Elektromobilität. Die Umsatzrendite lag bei 2,5 Prozent (2022: -3,9 Prozent) und 113 Millionen Euro (2022: -146 Millionen Euro). Das meiste Geschäft machte Webasto in Asien (39 Prozent), gefolgt von Europa (34 Prozent) und den USA (27 Prozent).
Ausgebaut, sauber gemacht und aussortiert
Webasto ist der Turnaround nach den Verlustjahren 2020 und 2021 gelungen. Es hat viel Geld gekostet: 262 Millionen Euro investierte Webasto im vergangenen Jahr – mit Schwerpunkt Dachgeschäft in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum. Parallel dazu fließt jede Menge Geld – seit 2016 rund 900 Millionen Euro – in Nachhaltigkeitsprojekte in der Produktion sowie in Produkte, die eine nachhaltige und CO2-freie Mobilität ermöglichen.
Aber auch an der Kostenschraube wurde gedreht, zugleich, so Engelmann weiter, krisenbedingt mehr Transparenz in den Lieferketten geschaffen sowie das Krisenmanagement weiter professionalisiert: „Wir haben einiges aussortiert“, so Engelmanns Fazit. Der Kurs für 2023: Weiter so! (kt)