Audi Artemis „Wir bauen eine Rakete“
„Junge Leute wollen das nicht mehr.“ Audi-Chef Markus Duesmann bricht mit starken Hierarchien. Er und Projektleiter Alexander Hitzinger erläutern die neue Fehlerkultur und was das mit einer Rakete zu tun hat.
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Das Projekt Artemis soll Audi dazu verhelfen, dem eigenen Markenclaim „Vorsprung durch Technik“ wieder gerecht zu werden. 2024 soll das erste Fahrzeug daraus auf den Markt kommen. In einem Interview mit „Business Insider“ haben Audi-Chef Markus Duesmann und Artemis-Leiter Alexander Hitzinger über die Fortschritte berichtet.
Ich hätte mir ein Arbeiten in der früheren Kultur nicht vorstellen können. Das hört sich an wie im vorigen Jahrhundert.
Den Namen Artemis habe man ganz gezielt gewählt. So gebe es ein Projekt bei der NASA, das ebenfalls so heißt, erklärte Hitzinger. 2024 soll es in einer Mondlandung münden. Da Audis Zeitplan mit dem eigenen Projekt ähnlich ist und man die eigene Mission im Workshop als Rakete dargestellt habe, sei man zu dem Schluss gekommen, dass Artemis auch für Audi passe, so Hitzinger. „Wir bauen eine Rakete, die erst mal unabhängig agieren kann, sehr schnell ist und sehr weit kommt. Einen großen Tanker, den kannst du einfach nicht so schnell von links nach rechts drehen. Aus dem Grund erst mal eine Rakete“, sagte er.
Nur ein Dutzend Mitarbeiter
Vor allem soll jene Metapher für das Tempo stehen, mit dem Audi vorankommen will. „Schnellboot ist vielleicht eine andere Bezeichnung dafür“, ergänzte Duesmann. Agilität soll auch die Besetzung des Artemis-Teams garantieren. Aktuell arbeiten dort laut Hitzinger gerade einmal zwölf Leute.
Man wolle dort mit der Kultur und den Prozessen aus der Tech-Industrie weiterkommen, so der Artemis-Chef. Flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege sind hier die Zauberwörter. „Man hat eine Idee, man konstruiert diese Idee und man testet sie, idealerweise in der virtuellen Welt, eventuell durch einfache Prototypen. So erhält man ein Resultat und vergleicht es dann mit der Idee. Das ist ein Zyklus“, beschreibt Hitzinger den Workflow.
Breitseite gegen Winterkorn
Auch außerhalb von Artemis hat es sich Markus Duesmann seit seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr zur Aufgabe gemacht, die Kultur bei Audi zu ändern. „Ganz offener Umgang, Ansprechen von Fehlern, kein Blaming. Sondern Fehler abstellen, über Fehler diskutieren. Wir machen alle Fehler“, beschreibt der 51-Jährige selbst seinen Führungsstil. Dem Management-Team habe er sogar nahegelegt, dass sie Fehler machen sollen. „Wir müssen halt auch Dinge ausprobieren“, so Duesmann.
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Verbale Attacken auf Mitarbeiter, wie am berüchtigten „Schadenstisch“ in der Ära von Martin Winterkorn, wird es unter ihm nicht geben, versprach der Audi-CEO. „Also ich hätte mir ein Arbeiten in der früheren Kultur nicht vorstellen können. Das hört sich für mich mit Sicht des Außenstehenden an wie im vorigen Jahrhundert oder noch früher“, so Duesmann. Die Zeit von stark hierarchischen Strukturen sei vorbei, glaubt er. „Junge Leute wollen das nicht mehr.“
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