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Vom Schluckspecht zum Sparfuchs
Diese Eigenschaften waren dem Turbolader freilich nicht in die Wiege gelegt. Die ersten Turbo-Motoren der Serie waren im Alltagsbetrieb, vorsichtig ausgedrückt, gewöhnungsbedürftig. Unter 3.000 Umdrehungen in der Minute ging wenig, weil die Massenträgheit der Turbine ordentlichen Abgasdruck zum Anspringen benötigte. Dann fiel die Power jedoch mit solch brachialer Gewalt über die Hinterräder her, dass eine kundige Hand am Volant erforderlich war, um das Ausbrechen des Hecks zu verhindern. Daneben galt die Faustformel: Turbo gleich durstig. Unter Volllast nahmen sich frühe 911 Turbo bis zu 35 Liter auf 100 Kilometer.
Rund 200.000 Umdrehungen pro Minute
Unter Volllast dreht sich ein Lader mit rund 200.000 Umdrehungen pro Minute. Bei solchen Drehzahlen erreichen die Außenkanten der Laderschaufeln Geschwindigkeiten von 1.200 bis 1.500 km/h. Dank motornahem Einbau im Krümmer und einer variablen Geometrie des Laders, hat der Turbo gelernt, Leistung zu fördern, ohne dabei den Verbrauch in die Höhe zu treiben. Für Porsche zahlt sich das deutliche „Ja!“ zum Turbo seit nunmehr 40 Jahren aus. Die zwangsbeatmeten Sechs-Zylinder-Boxer im Heck markierten stets die Topmodelle der jeweiligen 911-Modellreihe. Ihr Markenzeichen war äußerlich ein breites Heck und der mächtige Heckspoiler, der den bitter notwendigen zusätzlichen Anpressdruck auf der Hinterachse lieferte.
Ab 1978 bot der 911 Turbo 221 kW/300 PS aus 3,3 Liter Hubraum. Beim 964, der dritten 911-Generation kletterte die Leistung bis 265 kW/360 PS. Die Generation 993 bis 1998 lieferte beim Turbo zuletzt 331 kW / 450 PS. Generation fünf wusste als Turbo mit 353 kW/480 PS zu überzeugen. Der Turbo S der bis 2012 gebauten 911-Generation 997 verlockte schließlich mit 390 kW/530 PS.
Sportlicher Höhenflug von Porsche
Auch im Sport hätte Porsche ab den Siebzigern ohne Turbo-Motoren keine derart beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit dem aufgeladenen 5,4-Liter-Zwölfzylinder des 917/39 Spyder waren 1973 auf dem Prüfstand 1.156 kW / 1.570 PS erreicht. Ein bis heute unerreichter Rekord für Rennmotoren, die die schwäbischen Boliden aus dem Stand in 11,3 Sekunden auf Tempo 300 beamten. Unvergessen auf den Rennpisten der Welt ist auch der 935, der zwischen 1976 und 1981 im stark veränderten Kleid des 911 zahllose Siege sammelte – mit bis zu 620 kW/849 PS im Heck. Der 956/962 agierte zwischen 1984 und 1991 als erfolgreichster Rennsportwagen aller Zeiten in der Gruppe C.
Der Turbolader wird auch künftig die Fahrzeuge des Stuttgarter Sportwagenherstellers prägen. Freilich nicht nur bei Porsche, sondern bei allen Autobauern der Welt. Die Turbine, bei Dieselmotoren längst unverzichtbar, hat sich zum wichtigen technischen Merkmal zur Senkung von Verbrauch und Abgasemission gemausert.
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