Wirtschaft Branchen-Experte Kalmbach: „Der Kuchen wird kleiner“

Autor Christian Otto

Der Antrieb als Alleinstellungsmerkmal, Zulieferer die Fahrzeuge nicht selber fertigen wollen und Waymo als uneinholbarer Vorreiter beim autonomen Fahren. All dem widerspricht Bain-Partner Ralf Kalmbach im Interview und erklärt zudem die Last-man-standing-Strategie.

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Ralf Kalmbach ist Partner bei Bain & Company in München und leitet gemeinsam mit Klaus Stricker die globale Praxisgruppe Automobilindustrie.
Ralf Kalmbach ist Partner bei Bain & Company in München und leitet gemeinsam mit Klaus Stricker die globale Praxisgruppe Automobilindustrie.
(Bild: Bain & Company)

Der Verbrenner wird als Auslaufmodell gehandelt. Sehen Sie trotzdem noch Potenziale, zum Beispiel durch eine stärkere Hybridisierung oder den Einsatz von E-Fuels?

Wir werden am Ende keine Reinkultur haben, in der sich die Welt von den Verbrennern auf rein batterieelektrische Antriebe dreht. Vielmehr wird es einen Wettbewerb der Technologien geben. Entscheidend ist der jeweilige Anwendungsfall: Für die Langstrecke wird das batterieelektrische Fahrzeug nicht geeignet sein. Dafür aber Verbrenner, hybridisierte Verbrenner oder Brennstoffzellenfahrzeuge, die idealerweise in ein paar Jahren über Wasserstoff funktionieren, der dann noch regenerativ ist. Beim Güterverkehr ist als Übergang Gas interessant und später Wasserstoff. Im Bereich der klassischen Lieferlogistik in Städten wird wiederum der batterieelektrische Antrieb primär genutzt werden. Auch die E-Fuels bleiben ein Thema. Aber sie sind technisch nicht reif genug und somit keine ernst zu nehmende Alternative.

Der Antrieb galt lange als USP einer Marke. BMW und Jaguar wollen nun aber zusammenarbeiten – über alle Antriebskonzepte hinweg. Ist das ein sinnvoller Weg, oder verliert man dadurch womöglich auch Kunden? Und ist eine solche Kooperation auch zwischen deutschen OEMs denkbar?

Ich würde sogar weiter gehen: Es wird Kooperationen geben müssen. Wenn die OEMs ihr Geld in andere Antriebskonzepte, autonomes Fahren, Leichtbau, Infrastruktur und Mobilitätsdienste stecken müssen, dann dürfen sie bestimmte Summen nicht mehr in bewährte Technik investieren. Und wenn man ehrlich ist, ist der Grundmotor schon länger keine Differenzierung mehr. Die Differenzierung läuft über die Software, Kalibrierung und Motorsteuerung. In Kombination mit der Getriebesteuerung können die Hersteller das Verhalten des Motors justieren. Ich glaube sogar, dass einer der großen Zulieferer von mechanischen Antriebssystemen irgendwann Motoren direkt an die OEMs verkaufen wird. Diese wiederum werden keine klassischen Verbrenner mehr produzieren.