Automobilzulieferer Dr. Schneider Interieur: Höchste Zeit für reine Luft
Reine Luft im Innenraum wird wichtiger. Parag Shah, Geschäftsführer bei Dr. Schneider, und Jochen Fiedler, Innovationsmanager Vorentwicklung, sprechen über die Anforderungen des chinesischen Marktes und warum sich die eigenen „Clean Air“-Produkte gerade für neue Mobilitätslösungen eignen.
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Herr Shah, die von Dr. Schneider unter „Clean Air“ zusammengefassten Technologien passen zu einem aktuellen Trend. Wie groß ist die Nachfrage nach solcher Luftreinigungstechnik im Innenraum?
Parag Shah: Das Thema „Gesundheit und langes Leben“ hat derzeit eine enorme Relevanz und ist ein stark wachsender Markt, wie man z. B. bei den Fitnesstrackern sieht. Stark beeinflusst wird die Gesundheit durch die Luftqualität. Das betrifft nicht nur städtische Ballungsgebiete, sondern auch den Wohnraum und den Fahrzeuginnenraum.
Von wo kommen die stärksten Impulse?
Jochen Fiedler: Die Impulse kommen aus Asien, insbesondere aus China. Da sind die Leute sehr sensibel geworden, was saubere Luft angeht. Das Problem: Zumeist kann man Schadstoffe in der Luft gar nicht riechen, sondern braucht ein spezielles Messgerät oder eine Sensorik dafür.
Sind hier auch gesetzliche Rahmenbedingungen ein Treiber?
Fiedler: In China kommt eine neue Norm für den Fahrzeuginnenraum auf uns zu, mit nochmals verschärften Grenzwerten. Deshalb müssen die Materialien in den Fahrzeugen immer besser werden, sodass der Insasse stärker vor flüchtigen organischen Verbindungen, so genannten VOCs, oder anderen schädlichen Stoffen geschützt wird.
Der „Personal Air Guard“ ist eines der Clean-Air-Produkte. Wie funktioniert er?
Fiedler: Eingesaugte Luft durchläuft einen Kombifilter, der aus Partikelfilter, Aktivkohlefilter und Photokatalysefilter besteht. Das Thema Photokatalyse mussten wir uns erst aufwendig erarbeiten, da es am Markt keine wirklich zufriedenstellende Lösung gab. Das System hat zudem einen VOC-Sensor, der diese Verbindungen in der Luft misst und anzeigt, welche Güte die Luft hat. Der Kunde erkennt über eine Farbanzeige, wie gut oder schlecht sie ist. Je nach Luftgüte kommt noch ein Lüfter zum Einsatz, der bei stärkerer Verschmutzung öfter umwälzt und so die Luft schneller reinigt.
Wie kommt Clean Air bei den OEMs an?
Shah: Das Interesse ist groß. Wir bauen gerade ein Pflichtenheft auf, um den OEMs zeigen zu können, was das System alles leistet. Alles muss sauber validiert werden, weil die OEMs bei neuen Technologien, die aus gesetzlichen Vorgaben resultieren, sehr genau überprüfen. Unsere große Chance sehen wir bei E-Fahrzeugen: In ihnen ist der Mitteltunnel aufgrund des kleineren Antriebsstrangs verschwunden. Dort wäre Platz für unser Filtersystem, der im heutigen Innenraum momentan fehlt.
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Wie passt die Technik zu Mobilitätslösungen wie Carsharing und People Movern?
Shah: Das ist einer unserer Zielmärkte. Gerade beim Carsharing könnte man mit unserem System in den Fahrpausen über einen Umluftbetrieb die Gerüche und Keime beseitigen. Wir haben uns schon mit Anbietern ausgetauscht. Der Fokus liegt aber vorerst auf unserer Stammkundschaft, den OEMs. Die können über ein solches Feature im besten Fall ihre Marktposition stärken.
Der Einsatz ließe sich sicher auch in Richtung Railway oder Aerospace ausweiten.
Shah: Definitiv. Ein breiteres Aufstellen ist natürlich sehr reizvoll, aber wir dürfen uns nicht verzetteln. Der erste Schritt ist, dass wir das Produkt am Markt vorstellen und es sichtbar machen. Wenn es dann noch eine positive Resonanz bekommt und eine große Nachfrage entsteht, dann können wir über weitere Schritte nachdenken und überlegen, wie wir allein oder über Lizenznehmer breiter aufsetzen. Zunächst aber konzentrieren wir uns auf den Bereich, den wir gut kennen – den automobilen Innenraum.
Es gibt auch noch eine mobile, akkubetriebene Stand-Alone-Lösung. Das wäre doch für das Nachrüstgeschäft interessant.
Shah: Je höher wir skalieren, umso günstiger wird das Produkt für den OEM. Und je besser wir es modularisieren und standardisieren, desto besser ist es nutzbar. Denkt man in Richtung Aftersales, müssen wir das nicht selbst machen, sondern könnten die Module an einen Partner weitergeben. Denn dafür benötigt man eine Vertriebsorganisation.
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