Neue Modelle Volkswagen Atlas: Breite Schultern für die hohe Last

Autor / Redakteur: Jens Meiners / Christian Otto |

2013 wurde er vom damaligen Konzernchef Martin Winterkorn auf der Automesse in Detroit als Designstudie gezeigt, jetzt präsentiert er sich ungetarnt: Das große Crossover-SUV von Volkswagen, das zunächst dem US-Markt vorbehalten bleibt – und dort auch gebaut wird.

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Das große Crossover-SUV VW Atlas bleibt zunächst dem US-Markt vorbehalten und wird dort auch gebaut.
Das große Crossover-SUV VW Atlas bleibt zunächst dem US-Markt vorbehalten und wird dort auch gebaut.
(Bild: Volkswagen)

Die Modellbezeichnung ist eine selbstbewusste Ansage: Auf Atlas' Schultern ruhen in der griechischen Mythologie die Säulen des Universums. Ganz so groß ist die Verantwortung des neuen SUV nicht – doch sein Erfolg wird darüber entscheiden, ob VW in den USA in den Mainstream einbrechen kann oder letztlich eine Nischenmarke bleibt, der nach dem Wegbrechen der Dieselfahrer noch ein paar kostenbewusste Kunden in den Metropolen und die eingeschworene GTI-Fangemeinde bleiben.

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Im Vergleich zur Studie Cross Blue von 2013 wurde der Atlas nochmals mit kräftigen Strichen nachgezeichnet. Hoch türmen sich die horizontalen Designelemente auf, vom simulierten Unterfahrschutz über die großen Lufteinlässe bis hin zu den beinahe quadratischen Beleuchtungselementen. Die Seitenpartie wird von einer ausgeprägten Schulterlinie dominiert; die Radausschnitte sind insgesamt vierfach nachgezogen. Das hintere Seitenfenster vollführt einen kecken Schwung nach oben, und am scharf geschnittenen Heck dienen breite Rückleuchten, stoßstangenfeste Auspuffblenden und die amerikanischem Geschmack angepasste Chromleiste als Blickfang.

Schiere Größe

Dass der Atlas eine derart eindrucksvolle Präsenz entfaltet, liegt vor allem an seiner schieren Größe: Stolze 5,04 Meter ist das SUV lang, mit 1,98 Metern Breite kratzt er bereits an der Zwei-Meter-Marke, und die Höhe von 177 Zentimetern würde in vielen europäischen Parkhäusern bereits Probleme schaffen. Tatsächlich ist der Atlas größer als der viel teurere und im Markt höher positionierte Touareg.

Das ist umso erstaunlicher, als es sich bei ihm um ein Derivat der MQB-Architektur handelt, auf die unter anderem die Baureihen Golf und Tiguan aufsetzen. Hätte es eines Beweises für die Flexibilität dieser Plattform bedurft: Der Atlas liefert sie.

VR6 als Prestige in den USA

Als üppige Einstiegsmotorisierung dient ein 175 kW / 238 PS starker 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder, der seine Kraft über einen Acht-Stufen-Wandlerautomaten auf die Vorderachse leitet. Darüber rangiert, mit dem gleichen Getriebe, der schöne 3,6-Liter-VR6 mit 206 kW / 280 PS – ein freisaugender Motor, der sich durch sonoren Klang und seine lineare Leistungsentfaltung auszeichnet, wegen seines ungenierten Konsumgebarens jedoch in Europa weitgehend verschwunden ist. In den USA hingegen spielt der Verbrauch dank der niedrigen Spritpreise nur eine geringe Rolle, weshalb VW hier keine Veranlassung sieht, auf diese Prestige-Motorisierung zu verzichten. Wer den Atlas mit Allradantrieb fahren möchte, kommt am VR6 ohnehin nicht vorbei. Nur hier ist das System bestellbar; es lässt sich übrigens in vier Stufen an die Oberflächenbeschaffenheit anpassen.

Zum bulligen Auftritt des Atlas hätte ein Dieselmotor besonders gut gepasst – doch wegen des noch nicht überstandenen Dieselskandals hat VW von dieser Option bis auf weiteres Abstand genommen. Einen Plug-In-Hybrid gibt es ebenfalls nicht: Das Segment ist zu preissensibel, um eine derart kostenintensive Elektrifizierung zu honorieren.

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