Lieferkette VW-Einkaufschef Aksel: „Wir sind im Häuserkampf“
Volkswagen muss wegen fehlender Elektronikbauteile wieder die Produktion am Stammsitz Wolfsburg pausieren. VW-Beschaffungschef Murat Aksel spricht über die Dimension der Krise – und hat einen Hinweis an die Zulieferer.
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Die Probleme beim Nachschub von Elektronik-Chips zwingen Volkswagen in der kommenden Woche zu weiteren Unterbrechungen der Produktion am Stammsitz Wolfsburg. Hier soll die Arbeit an zwei Montagelinien für die Modelle Tiguan, Touran und Tarraco von Montag bis Freitag (22. bis 26. März) fünf Tage lang ruhen. Dies teilte VW am Mittwoch (17. März) mit. Grund sei ein fehlendes elektronisches Bauteil.
Auch die Zulieferer profitieren, indem sie wettbewerbsfähiger werden.
Es hatte seit dem Jahreswechsel bereits mehrmals Schließtage und Kurzarbeit an VW-Standorten gegeben. Das Wolfsburger Hauptwerk war schon im Februar betroffen. In Emden hatte es zuvor ebenfalls Einschränkungen gegeben, auch in konzerninternen Zulieferwerken wie Braunschweig musste die Produktion gedrosselt werden. Bei der Tochter Audi und weiteren Herstellern kam es zu ähnlichen Schritten.
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Halbleiterengpässe
„Der Ärger ist groß“: VW geht Zulieferer wegen des Chipmangels an
Die Krise wegen fehlender Halbleiter hat laut VW-Einkaufsvorstand Murat Aksel völlig neue Dimensionen. „Es gibt keine schnelle Lösung. Diese Krise ist tiefer, breiter, nachhaltiger“, so der Manager bei der Jahrespressekonferenz der VW-Kernmarke am Mittwoch. Er verweist dabei auf Naturkatastrophen wie Fukushima vor zehn Jahren oder die Finanzkrise. Doch aktuell sei das Angebot einfach niedriger als die Nachfrage. Eine eigene Taskforce arbeite „rund um die Uhr, tagein, tagaus“, um die Situation „erträglich für die Produktionsnetzwerke zu machen“, so Aksel: „Wir sind im Häuserkampf.“
VW vs. Unterhaltungselektronik-Giganten
Gegen die schwergewichtigen Wettbewerber aus der Consumer-Elektronik sind selbst Autobauer wie Volkswagen plötzlich ohne Marktmacht. Während die Autoindustrie im ersten Lockdown 2020 verhalten plante, sind Unternehmen aus der Unterhaltungselektronik, aber auch der Medizintechnik, vorgestoßen und haben sich große Mengen der begehrten Mikrochips gesichert. Mehr Kapazitäten aufzubauen dauert derweil – und ist ein teures Unterfangen für die Chiphersteller, die immer an der Kapazitätsobergrenze fertigen müssen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Laut Aksel verbessere sich die Situation erst im nächsten Jahr.
Bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag sagte VW-Chef Diess, der Halbleitermangel koste den Konzern im laufenden Jahr um die 100.000 Fahrzeuge.
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Der Chipmangel und die Folgen
„Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird“
Weniger Varianten, Kosten senken
Volkswagen will in seiner Konzernstrategie die Materialkosten optimieren und Komplexität massiv reduzieren. Laut Aksel prüfe der Konzern dabei nicht nur Komponentenkosten. Stattdessen will der zweitgrößte Autohersteller schon „früh Kosten rausnehmen, in der Entwicklung Produkte entfeinern, Varianten herausnehmen“, so Aksel. Und VW wolle den Automobilzulieferern Stellhebel an die Hand geben. „Wir haben eine gute Toolbox, die nicht bei jedem Zulieferer ausgeschöpft wird“, sagte der VW-Manager. Freilich profitiere Volkswagen durch solche „systematischen“ Kostensenkungen. „Aber auch die Zulieferer profitieren, indem sie wettbewerbsfähiger werden.“
Mit Material von dpa
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