Motorsport Engineering Volvo Polestar: erstes Modell und große Pläne

Redakteur: Thomas Günnel

Volvos Performance-Marke Polestar hat ihr erstes Modell vorgestellt: den Polestar 1. Außerdem investieren Volvo und der Mutterkonzern Zhejiang Geely Holding rund 640 Millionen Euro in neue Produkte, eine neue Fertigung und einen ungewöhnlichen Vertriebsweg.

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Volvos Performance-Marke Polestar hat in Shanghai ihr erstes Modell enthüllt: den Polestar 1.
Volvos Performance-Marke Polestar hat in Shanghai ihr erstes Modell enthüllt: den Polestar 1.
(Bild: Volvo)

Volvo hat seine Performance-Marke Polestar zur eigenständigen Marke für elektrifizierte Sportfahrzeuge ausgebaut. Jetzt stellte das Tochterunternehmen mit dem Polestar 1 ihr erstes Fahrzeug vor. Es soll Mitte des Jahres 2019 erstmals vom Band rollen. Das 4,50 Meter lange, zweitürige, 2+2-sitzige Grand Tourer Coupé verfügt über einen elektrifizierten Antriebsstrang. An der Vorderachse arbeitet ein 2,0-Liter-Ottomotor, an der Hinterachse zwei 160 kW/218 PS starke Elektromotoren. Kombiniert steht eine Systemleistung von 441 kW/600 PS zur Verfügung, das maximale Drehmoment beträgt 1.000 Newtonmeter.

Die Elektromotoren sind über ein Planetengetriebe miteinander verbunden – so lässt sich die Drehmomentenverteilung über die einzelnen E-Motoren steuern, ohne das kurveninnere Rad abzubremsen. Die rein elektrische Reichweite gibt Volvo mit 150 Kilometern an. Im Fahrwerk kommt ein aktiv gesteuertes Dämpfersystem von Öhlins zum Einsatz. Für die Verzögerung sorgt eine 6-Kolben-Bremsanlage mit 400 Millimeter großen Scheiben, beides fertigt Akebono. Die Gewichtsverteilung am Fahrzeug von 48:52 verspricht sehr gutes Handling.

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Eine weitere Premiere: Die Karosserie des Polestar 1 besteht weitgehend aus Karbonfaser – das spart rund 230 Kilogramm verglichen mit der Karosserie aus Stahl. Zudem ist die Karosserie torsionssteifer. Der Polestar 1 basiert auf der skalierbaren Produkt-Architektur (SPA) von Volvo, allerdings sind rund 50 Prozent der Teile neu und für das Fahrzeug entwickelt.

Neue Fertigung in China

Gebaut wird der Polestar 1 – so wie alle künftigen Modelle der Marke – im neuen Produktionszentrum im chinesischen Chengdu. Die derzeit in Bau befindliche Anlage soll Mitte des Jahres 2018 fertiggestellt werden. Für die Fertigung der Polestar-Modelle ist Volvo deshalb ein Joint Venture mit zwei Unternehmen seines Mutterkonzerns, der Zhejiang Geely Holding, eingegangen. Das neue Gemeinschaftsunternehmen verfügt über ein Kapital von fünf Milliarden Renminbi, rund 640 Millionen Euro. Polestar bleibt allerdings eine Tochter der Volvo Car Group und wird als solche vollständig bei Volvo konsolidiert. Das Produktionszentrum wird laut Volvo das umweltfreundlichste Automobilwerk in China und eines der effizientesten weltweit. Das Ziel ist der Gold-Status in dem weltweit anerkannten LEED-Rating – „Leadership in Energy and Environmental Design“ – einem System zur Klassifizierung ökologischer Bauten.

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Polestar 2 und Polestar 3 in Entwicklung

Alle künftigen Polestar-Modelle erhalten einen vollelektrischen Antriebsstrang. Der Polestar 2 wird das erste batterieelektrische Fahrzeug von Volvo sein und soll gegen den Tesla 3 antreten. Die Entwicklung läuft noch, der Produktionsstart ist für Ende 2019 vorgesehen – mit einer höheren Auflage als beim Polestar 1. Der Polestar 3, ein SUV-ähnliches Elektroauto, befindet sich in der abschließenden Designphase. Preislich und beim Produktionsvolumen soll es zwischen den ersten beiden Modellen angesiedelt sein.

Eine Besonderheit ist der Kauf der Modelle: Alle Fahrzeuge werden im zwei- oder dreijährigen Abonnement angeboten und zu 100 Prozent online bestellt. Den Kern bildet eine monatliche Abonnement-Rate, in der Kosten für Abschreibung, Versicherung und Wartung enthalten sind. Eine Anzahlung ist laut Volvo nicht erforderlich. Das „Abo“ umfasst auch Abhol- und Bringdienste zu den Wartungsterminen in der Werkstatt. Inbegriffen sind Concierge-Services, außerdem lassen sich Mietwagen für bestimmte Zeiträume ordern. Sogenannte „On-Demand“-Dienste erweitern das Abonnement: Benötigt ein Kunde zum Beispiel eine Dachbox für den Skiurlaub, liefert Polestar das Zubehör, befestigt und entfernt es nach dem Urlaub wieder.

Virtueller Fahrzeugschlüssel

Möglich werden solche Dienste durch Smartphones: Mittels einer App erhält der Fahrer auch dann Zugang zum Auto, wenn er den Fahrzeugschlüssel nicht dabei hat. Der digitale Schlüssel lässt sich über die App sogar an Dritte übertragen. Das Abonnement läuft über einen festen Zeitraum von zwei oder drei Jahren. Bei Vertragsende gibt der Kunde sein Fahrzeug zurück oder Polestar tauscht es gegen ein neues Modell. Persönlicher Kontakt ist dennoch weiterhin möglich: Das Unternehmen eröffnet ein weltweites Netzwerk sogenannter „Polestar Spaces“. In diesen Schauräumen kommen künftige Polestar Kunden mit den Fahrzeugen und der Marke in Verbindung. Die „Polestar Spaces“ sind unabhängig von den bestehenden Volvo-Autohäusern. Der Polestar 1 ist ab sofort (17. Oktober) bestellbar.

Über Polestar

Polestar ist die Performance-Marke für Straßenfahrzeuge der Volvo Car Group. Ab dem Jahr 2017 agiert Polestar als eigenständige Marke für elektrifizierte Hochleistungs-Fahrzeuge mit einer eigenen Modellpalette. Heute baut Polestar mit dem Volvo S60 Polestar und dem Volvo V60 Polestar die schnellsten Volvo-Serienfahrzeuge aller Zeiten. Sie leisten 270 kW/367 PS und unterscheiden sich in mehr als 250 Teilen von den Volvo Standardmodellen. Das Unternehmen bietet zudem Performance-Upgrades und Leistungsoptimierungen für bestehende Volvo Modelle an.

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