Elektromobilität Analyse: Tesla springen immer mehr Model-3-Kunden ab

Autor / Redakteur: Christoph Seyerlein / Svenja Gelowicz

Einer Analyse zufolge hat fast jeder vierte Kunde in den USA seine Reservierung für ein Tesla Model 3 rückgängig gemacht. In den letzten Monaten ist die Absprungrate deutlich nach oben geklettert. Die Analysten führen das auch auf die jüngsten Aussagen von Elon Musk zurück.

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Laut Second Measure hat sich die Lage bei Tesla im Jahr 2018 nun so zum schlechten gewendet, dass derzeit deutlich mehr Model-3-Kunden abspringen, als neue ein solches Fahrzeug reservieren.
Laut Second Measure hat sich die Lage bei Tesla im Jahr 2018 nun so zum schlechten gewendet, dass derzeit deutlich mehr Model-3-Kunden abspringen, als neue ein solches Fahrzeug reservieren.
(Bild: Tesla)

Das dürfte Elon Musk und Tesla kaum gefallen: Nach aktuellen Zahlen des Analyseunternehmens „Second Measure“ (Stand April) hat mittlerweile fast jeder vierte US-Kunde (23 %) seine Reservierung für das Model 3 aufgelöst und vom Hersteller bereits die 1.000 Dollar Gebühr zurück erstattet bekommen. Zuerst berichtete das Magazin „Recode“ darüber. Nur etwa acht Prozent der Vorauszahler haben in den USA den Angaben zufolge bereits ihr Auto endgültig gekauft, 69 Prozent haben aktuell noch ihr Geld bei Tesla hinterlegt.

Tesla-Kunden können ihre Reservierungsgebühr prinzipiell zurückfordern. Tätigen sie allerdings eine weitere Anzahlung in Höhe von 2.500 Dollar, um ihr Model 3 endgültig zu konfigurieren, können sie vom Kauf nicht mehr zurücktreten.

Die Daten von Second Measure zeigen, dass die Absprungrate in der jüngeren Vergangenheit deutlich angestiegen ist. Anfang des Jahres lag sie noch bei lediglich rund 15 Prozent. In der Zwischenzeit hatte Musk verkünden müssen, dass es bei der Auslieferung des Autos weiter hakt. Zudem hatte der Chef vermeldet, sich in der Produktion bis auf Weiteres auf teurere Varianten des Model 3 konzentrieren zu wollen. Das kam schon bei Analysten nicht an, die darauf setzen, dass das Fahrzeug tatsächlich Teslas Durchbruch im Massenmarkt wird.

Second Measure wertet für seine Analysen Transaktionen von Kredit- und Debitkarten in Milliardenhöhe anonymisiert aus. Tesla selbst gab in einer Reaktion an, dass die jüngsten Werte nicht mit den unternehmenseigenen übereinstimmenden würden, detaillierter äußerte sich der Hersteller aber nicht. Dass die Daten von Second Measure durchaus belastbar sind, zeigte sich im August 2017: Damals bestätigte Musk die Aussage des Unternehmens, dass von den ursprünglich einmal 518.000 Reservierungen zu jenem Zeitpunkt 63.000, also rund zwölf Prozent, wieder zurückgezogen worden waren.

2018 doppelt so viele Stornierungen wie Neu-Reservierungen

Laut Second Measure hat sich die Lage bei Tesla im Jahr 2018 nun so zum schlechten gewendet, dass derzeit deutlich mehr Model-3-Kunden abspringen, als neue ein solches Fahrzeug reservieren. Der Analyse zufolge ist die Zahl der Rückerstattungen in diesem Jahr bislang doppelt so hoch wie die Zahl der Model-3-Reservierungen.

Den zunehmenden Kundenschwund führt Second Measure vor allem auf die jüngsten Verzögerungen zurück. Mitte April hatte Musk angekündigt, dass viele Kunden zwischen sechs und neun Monaten länger als geplant auf ihr Model 3 warten müssten. In der Folge sei die Zahl der Abbestellungen „sprunghaft“ angestiegen, so Second Measure. Auch Musks Beschwörungen, wonach Kunden ihr Auto „definitiv“ bekommen würden, konnten das offensichtlich nicht verhindern.

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Zwangsläufig fatal muss jene Entwicklung für Tesla nicht sein. Der Hersteller hatte schon in der Vergangenheit immer wieder versucht, Kunden davon zu überzeugen, statt des Model 3 ein deutlich teureres Model S oder Model X zu reservieren. Sollte das gelingen, würde sich das für Tesla sogar auszahlen. Allerdings ist es äußerst fraglich, ob es wirklich in vielen Fällen dazu kommt. Daneben hofft der Hersteller offenbar darauf, dass Interessenten, die ihre Reservierung aufgegeben haben, zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückkommen könnten. Voraussetzung dafür ist aber, dass Tesla seine Produktion endlich reibungslos zum Laufen bringt.

Sollte die Zahl der Abspringer dagegen weiter im aktuellen Tempo zunehmen, könnte das die Kalifornier mal wieder in arge Bedrängnis bringen. Schließlich ist sich die gesamte Branche einig, dass das Model 3 nicht weniger als das Auto ist, das darüber entscheidet, ob Tesla eine Zukunft hat.

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