Kommentar Die Elektrifizierung dauert zu lange

Von Claus-Peter Köth

Der Hochlauf der E-Mobilität benötigt seine Zeit; in manchen Regionen der Welt wird es Jahrzehnte dauern die Bestandsflotte auszutauschen. In der Zwischenzeit brauchen wir synthetische Kraftstoffe.

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Claus-Peter Köth
Claus-Peter Köth
(Bild: Stefan Bausewein)

In China boomt der Elektroauto-Markt. Dennoch droht die Volksrepublik ihre Klimaziele für den Verkehrssektor zu verfehlen. Das steile Wachstum der sogenannten New Energie Vehicles (NEV) reicht schlichtweg nicht aus – auch weil Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren in absoluten Zahlen weiter zulegen, pro Jahr um etwa drei Prozent. Der Beratung Berylls zufolge wird 2030 lediglich ein Drittel aller Fahrzeuge im Markt – nicht Neuzulassungen – rein batterieelektrisch oder von einem Plug-in-Hybrid angetrieben.

Ein Grund für die Verbrenner-Nachfrage ist das Bedürfnis nach bezahlbarer Mobilität bei der immer größer werdenden Anzahl chinesischer Autofahrer – während die Subventionen beim Kauf eines E-Autos dieses Jahr enden oder zumindest weiter reduziert werden sollen. Ein anderer Grund ist das Schlangestehen an den Ladesäulen, weswegen so mancher E-Autofahrer in den sozialen Medien Chinas immer wieder den Spott der Verbrenner-Freunde ertragen muss. Wartezeiten von vier Stunden an der Autobahnraststätte, gefolgt von einer einstündigen Ladezeit, sind demnach während nationaler Feiertage keine Seltenheit.

Und wie steht es in Deutschland, respektive Europa? Beim aktuellen Tempo habe man im Jahr 2030 nicht einmal ein Sechstel der angestrebten eine Million Ladepunkte erreicht, warnte jüngst der Verband der Automobilindustrie (VDA) und forderte einen raschen Ausbau der Infrastruktur mit 100 Prozent Ökostrom. Weltweit wird es eher noch Jahrzehnte dauern, bis die Bestandsflotte von mehr als 1,3 Milliarden Fahrzeugen durch E-Autos ersetzt sein wird. Doch was passiert in der Zwischenzeit mit Blick auf die Klimaziele? Sind flottenkompatible synthetische Kraftstoffe doch besser als ihr Ruf? Als sinnvolle Ergänzung zur E-Mobilität vielleicht sogar alternativlos? In der Titelstory unserer aktuellen Print-Ausgabe haben wir die Argumente pro und kontra beleuchtet und im Zuge dessen mit zahlreichen Experten gesprochen. Mich haben die Vorteile der Technologie überzeugt!

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